Test: Tweetie für Mac, ein Multi-Account-Twitterclient mit Potential
kg, den 21. April 2009Gefreut haben wir uns über die Ankündigung, dass Tweetie für den Mac veröffentlicht wird. Jetzt ist sie da, und sie kann tatächlich einiges- aber längst nicht alles, was der funktionsbegeisterte Power-Twitterer so braucht.
Im Twitter wurde den ganzen Vormittag auf den Release des Programms hingefiebert. Auch mir ging es nicht anders: Ich bin seit längerem begeisterter Nutzer der iPhone-Version von Tweetie, da waren die Erwartungen an die Desktop-Variante hoch. Einige der Erwartungen kann die App erfüllen, aber nicht alle, die sicher nicht nur ich mir erhofft hatte.
Fangen wir mit den positiven Dingen an: Tweetie ist in der Lage, mehrere Accounts auf einmal auf recht kleinem Raum zu bündeln. Die Reihenfolge der Accounts lässt sich in den Einstellungen verändern.
In der Sidebar lassen sich für jeden Account die Timeline, Direktnachrichten und Antworten direkt anwählen. Direktnachrichten werden sogar in einer Gesprächsansicht dargestellt, die stark an iChat erinnert.
Auf jeden Fall übersichtlich. Generell ist Tweetie optisch sehr ansprechend, Core Animations sind das Zaubermittel, das die schön anzusehenden Übergänge in der Sidebar ermöglicht. Allein dafür muss man Tweetie lieben.
Twitpics und Co. werden per Klick direkt in der App angezeigt, ein echter Zugewinn, wenn man nicht für jedes Bild in den Browser wechseln muss.
Ebenso werden Nutzerprofile von angewählten Kontakten direkt anzeigt, ebenso wie eine Liste der aktuellsten Tweets.
Ein eingebauter Bildupload erlaubt das Hochladen von Fotos zu TwitPic, yFrog, TwitGoo und Posterous, als URL-Kürzer sind TinyURL, bit.ly, tr.im und DiggBar nutzbar.
Jeder bereits angeklickte Tweet wird als gelesen markiert, per Einstellung können gelesene Tweets auch anders dargestellt werden. Erreicht man das untere Ende der heruntergeladenen Tweets, wird automatisch weiter nachgeladen und ältere Tweets werden sichtbar.
In der kostenlosen Version ist Tweetie, ähnlich wie Twitterific jetzt auch, werbefinanziert. Heißt im Klartext: Rund einmal in der Stunde wird in der regulären Timeline eine Werbeeinblendung platziert. Wer das nicht mag, hat die Möglichkeit, das Programm kostenpflichtig freizuschalten. Bis Anfang Mai kostet es $14,99, danach dann $19,99. Wie gesagt, man muss nicht registrieren, wenn man nicht will und mit dem bisschen Werbung klarkommt.
Klickt man auf eine Nachricht und macht dann einen Rechtsklick, bekommt man alle vorhandenen Funktionen angezeigt, die man so braucht. Tweets lassen sich beantworten, re-tweeten (also nochmals posten), der Link zum Tweet lässt sich kopieren, ebenso kann man den jeweiligen Tweet über das Menü auf die eigene Favoritenliste setzen.
Geschriebene Tweets lassen sich entweder per Klick auf „Post“ oder mit der Tastenkombination Command-Return. Lässt sich alles sicher noch intuitiver machen, aber vielleicht kommt das ja noch in einer zukünftigen Version.
Ein weiterer Vorteil, der sich offenbar, wenn man sich mal anschaut, wie viel CPU-Last das Programm verursacht: Während twhirl beispielsweise stetig rund 3,5% der Prozessorlast benötigt, dümpelt Tweetie bei 0,1% herum. Es handelt sich um eine Standalone-App, das macht sich auch und vor allem bei den Systemressourcen bemerkbar. Es ist nicht so, dass es für mich absolut relevant ist, aber für alle, die wenig Arbeitsspeicher und langsame Prozessoren besitzen, ist das meist ein schlagendes Argument.
Im Laufe der Nacht wurde im Update 1.0.1 auch noch eine Sache geändert, die gestern viele störte: Ab sofort laufen alle Abfragen über https. So muss man auch außerhalb des eigenen abgesicherten WiFi keine Angst um seine Daten haben.
Klickt man auf einen Hashtag, bekommt man eine Liste aller Tweets, die mit diesem Hashtag versehen wurden. Sehr gut, wenn man auf bestimmten Events ist und damit dann immer die neuesten Tweets dazu auf einen Blick hat.
Was komplett fehlt, ist eine Funktion, um alle vorhandenen Tweets als gelesen zu markieren. Das ist zu verkraften, da es keine exakte Anzeige gibt, wie viele ungelesene Tweets vorliegen. Ein Hinweiston, dass neue Tweets da sind, fehlt außerdem. Einziger Hinweis auf ungelesene Nachrichten ist ein hellblauer Punkt, der bei neuen Nachrichten in der Sidebar des Hauptfensters angezeigt wird.
Automatischer Reload:
Es gibt zwar einen automatischen Reload, um nach neuen Nachrichten zu suchen, es lässt sich aber nicht festlegen, in welchen Abständen abgefragt wird. Ansonsten gibt es zumindest noch einen manuellen Reload über Tastenkombination bzw. Programmmenü.
Dockicon:
Eine farbige Box in der Menüleiste weist zwar darauf hin, wenn neue Nachrichten vorliegen, man kann aber das zur App gehörende Dockicon nicht verstecken, wie es beispielsweise bei Twitterific geht.
Filterfunktion:
Bei Tweetie lassen sich die Tweets nicht filtern. Will man beispielsweise Tweets einer bestimmten Person nicht mehr lesen oder Tweets mit bestimmten Inhalten nicht angezeigt bekommen, hat man Pech gehabt.
Suchfunktion:
Vorhanden, etwas schade ist allerdings, dass man Suchen nicht in der Seitenleiste speichern und automatisch laufen lassen kann. Will man mehrere Suchen gleichzeitig im Auge behalten, muss man diese jeweils in einem eigenen Fenster laufen lassen.
Growl-Integration:
Von vielen bereits gewünscht, und jetzt laut Supportforum wohl auch bereits auf der To-Do-Liste des Entwicklers. Das Benachrichtigungssystem macht es einfacher, einen schnellen Überblick über eingehende Tweets zu bekommen. Die meisten anderen Clients haben die Unterstützung, manche Apps wie thwirl haben immerhin ihre eigene Benachrichtigungsfunktion.
Favoritenfunktion:
Einige Funktionen liegen nur einen Rechtsklick weit entfernt. Wer aber aus der iPhone-App die Favoritenfunktion mit dem Sternchen kennt, der wird sie in der Desktop-App schmerzlich vermissen.
Alles in allem ist Tweetie eine bodenständiger und vor allem ressourcenschonender Twitterclient, der noch Raum für Verbesserungen bietet, aber generell positiv auffällt. Für mich besonders wichtig: Tweetie unterstützt mehr als einen Account und ist trotzdem noch simpel und vor allem sparsam in Sachen Rechnerbelastung. Sollten die aktuell fehlenden Funktionen künftig in Tweetie integriert werden, gibt es für mich keinen Grund mehr, Clients wie twhirl oder Nambu zu nutzen.