Test: The Tube
tl, den 7. Mai 2008Fernsehen am Mac ist eine tolle Sache. Besonders mit einem 24 Zoll iMac kommt richtiges „Wohnzimmer-Feeling“ auf. Das neue „Überallfernsehen“ DVB-T macht es fast in jeder Region Deutschlands und weiten Teilen Österreichs möglich, unabhängig von stationären Satelliten- und Antennenanlagen digitales Fernsehen zu empfangen. Voraussetzung ist freilich ein DVB-T-Empfänger, den die Münchener unter dem Namen TubeStick für 39,95 Euro vertreiben. Die Hardware testeten wir bereits, daher konzentrierten wir uns bei diesem Test ausschließlich auf die mitgelieferte Software „The Tube“.
Das Programm wird ohne Aufpreis im Bundle zur Hardware mitgeliefert. Wer die Software separat erstehen möchte, wird mit moderaten 19,95 Euro zur Kasse gebeten. Erfreulich: Wir orderten die TubeStick – SPECIAL EDITION und bekamen den FrontRow-Konkurrenten MediaCentral (hier unser Test) als Vollversion kostenlos dazu. Immerhin ein Mehrwert von 29.95 Euro. Equinux ergänzt mit der kürzlich veröffentlichten „The Tube“ Version 2.5 das Fernsehen nun um viele Community-Funktionen.
Installation
Das Einrichten der Software ist kinderleicht. Einfach CD einlegen, die Installationsdatei anklicken und das Programm findet seinen Weg auf den Mac. Anschließend ist eine Aktivierung notwendig. Diese findet online statt und es wird dabei die MAC-Adresse des Computers an Equinux gesendet. Das Programm ist nach erfolgreicher Aktivierung ausschließlich mit diesem Gerät zu betreiben. Wechselt man den Mac muss man The Tube erneut für dieser Hardware aktivieren. Equinux ist dabei großzügig und stellt dem Käufer gleich 5 Lizenzen zur Verfügung.
Die Einrichtung der Software ist kinderleicht. Zu Beginn startet man den Sendersuchlauf und The Tube speichert daraufhin auf Wunsch alle verfügbaren Sender in der Senderliste. Schlecht: In manchen Gebieten überschneiden sich die Sendestationen, sodass einige Sender in der Liste doppelt auftauchen. Wir testeten im Rhein-Main-Gebiet und hatten mehrere Dopplungen, die wir manuell aus der Senderliste löschen mussten. Kein Beinbruch, aber unschön. Hier sollte Equinux versuchen das Problemchen per Filter zu beheben. Aber vielleicht hat der Hersteller dieses Manko bereits erkannt. So kann man in der neuen Version 2.6.1 die Ergebnisse des Sendersuchlaufs an Equinux senden. Die Münchener Firma will mit den so erhaltenen Informationen eine weltweite Datenbank mit Senderfrequenzen aufbauen, um diese künftig allen The Tube Nutzern zur Verfügung zu stellen.
Oberfläche
Hat man das Programm erfolgreich installiert und eingerichtet, kann man sich über eine durchaus übersichtliche und aufgeräumte Benutzeroberfläche freuen. Es scheint alles leicht zugänglich und an seinem Platz zu sein. TubeStick unterstützt die Apple Fernbedienung. Bei unserer Testumgebung kam beim Zappen mit der „kleinen Weißen“ im Vollbildmodus echtes Fernsehfeeling auf. Wir stellten keinen Unterschied zu einem herkömmlichen TV-Gerät fest. In der von uns getesteten Verbindung von Hard- und Software kann man sich die Anschaffung einer neuen „Röhre“ getrost sparen.
Anders sah es auf dem MacBook aus. Hier eignet sich The Tube allemal, um unterwegs oder im Hotel mal eben die Nachrichten zu schauen. Richtiges Movie-Feeling kommt dabei freilich nicht auf. Weniger praktisch ist der TubeStick, wenn er in den USB-Port des MacBook eingesteckt wird. Dort blockiert er nämlich gleich den MagSafe-Anschluss oder den anderen USB-Port. Equinux hat allerdings vorgesorgt, und so findet sich in der Verpackung ein USB-Kabel.
Seit Version 2.6 arbeitet Equinux mit der Redaktion von TV Movie zusammen. So stellt die Software neben dem bereits vorhandenen EPG nun auch Informationen, Filmbewertungen und Bilder aus der Filmdatenbank von TV-Movie zur Verfügung. Diese Informationen werden bei einer Aufnahme dann auch mit archiviert, doch dazu später mehr.
TubeTalk
Wer sich gerne über das schlechte Fernsehprogramm beschwert oder eine Szene der gerade gesendeten Serienepisode kommentieren möchte, für den ist TubeTalk genau richtig. Innerhalb von TheTube gibt es zu jeder TV-Station einen eigenen Chatraum. Der erlaubt es mit Zuschauern des gleichen TV-Senders zu kommunizieren. Eine tolle Idee meint man. Doch im Chatraum müssen sich erst einmal schreibwillige User befinden. Dies ist nicht das Problem. Nur gelang es uns innerhalb von einer Woche nicht ein einziges Mal ein Gespräch aufzubauen. Es scheiterte schlichtweg daran, das deutsche Zuseher wohl eher in Ruhe fernsehen als darüber zu chatten.
Wir glauben, dass sich dies ändern wird, wenn die Software weiter verbreitet ist und sich dann mehr User für einen kleinen Talk finden. Durchschnittlich zählten wir 10-20 Nutzer pro Sendung. Das variierte natürlich je nach Attraktivität des ausgestrahlten Programms. Wenn dann mal ein Chat in Gang kommt, kann man sich über eine gut gemachte Oberfläche, ganz im iChat-Style freuen. Zudem dachten die Macher an eine Personalisierung. So kann man einen Atavar, einen Nickname und eine Statusmeldung seinem Profil hinzufügen.
Interaktive Funktionen
Der Mensch ist ein Herdentier, so auch der geneigte TV-Zuschauer. Wenn man einerseits seine Neugier befriedigen möchte und genau sehen will was andere gerade im Fernsehen schauen oder ganz ohne eigenes Zutun zappen möchte, dann ist die Funktion „Dem Quoten-Star folgen“ ein tolles Feature. Hierbei wird automatisch auf den Sender umgeschaltet, den prozentual die meisten The Tube Nutzer sehen. Dies ist sicher keine repräsentative Zuschauerquote, gibt aber eine gute Marschrichtung an, was gerade am interessantesten in der „Glotze“ ist.
Noch extremeres Zapping-Vergnügen bietet „BuddySurfing“. Auch hier kann man die Apple-Fernbedienung zur Seite legen und jemand anderem die Regie für das abendliche Fersehprogramm überlassen. Hierzu wählt man in der Seitenleiste unter „Talk“ einen Zuschauer aus und „folgt“ diesem zukünftig auf Schritt und Tritt durch die TV-Landschaft. Das hat natürlich Vor- und Nachteile. Wenn nämlich der ausgewählte TV Buddie ein Hardcore-Zapper ist, dann kann dies auf längere Zeit sehr anstrengend werden.
Einstellungen
Der Mehrwert von The Tube liegt in der freien Skalierung der Fenstergröße des Fernsehbildes. Der Screen ist individuell an die jeweiligen Bedürfnisse anpassbar. Möchte man neben der Arbeit am Mac fernsehen und dabei die Programmicons seiner Applikationen im Blick haben, so kann man die Größe stufenlos in diese Position vergrößern oder verkleinern.
Mehr noch: Mit der Funktion „Smart Zoom 2“ hat man die Möglichkeit das Fernsehbild (verkleinert) in eine Ecke des Desktops zu verbannen. Fährt man mit der Maus über die verkleinerte Darstellung, so vergrößert man das Fernsehbild auf eine vorher definierte Größe. Beim Verharren des Maus-Cursors auf dem Fenster bleibt das Bild in dieser Dimension. Geht man mit der Maus vom Bild, wird dieses wieder als Miniatur dargestellt. Die Größe des Miniaturbildes lässt sich auf ein Viertel oder die Hälfte der Originalgröße einstellen. Auch das vergrößerte Bild kann man auf unterschiedliche Größen einstellen. Das Aus- bzw. Einzoomen funktionierte in unserem Test einwandfrei und ganz ohne zu ruckeln oder gar zu stoppen.
Aufnahme
Pflichtdisziplin für jede TV-Software ist die Aufnahmefunktion. The Tube beherrscht hier das kleine „Einmaleins“ der Grundfunktionen und bietet brauchbare Extra-Features. Die zeitgesteuerte Aufnahme wird im EPG programmiert.
Eine Aufnahme ist schnell erstellt: Sendung im EPG in der Seitenleiste anklicken – fertig. Ebenso simpel ist es eine laufende Sendung aufzunehmen. In der Seitenleiste findet sich der Recordbutton. Ein Klick darauf startet die Aufnahme. Der Benutzer kann entscheiden, ob er die Aufnahmen automatisch beenden möchte, sobald die nachfolgende Sendung beginnt oder etwas länger aufnehmen möchte. Nach erfolgter Aufnahme zeigt The Tube vor der Archivierung ein Übersichtsfenster mit allen Informationen an. Diese sind auch größtenteils vollständig, da die Software dafür den EPG „anzapft“.
The Tube holt den Mac übrigens aus dem Ruhezustand zurück, um eine Aufnahme zu beginnen. Dies funktioniert freilich nur bei Desktop-Rechner. MacBooks bei denen der Deckel geschlossen ist, vermag The Tube verständlicherweise nicht aus dem Tiefschlaf zu wecken. Alle Aufnahmen werden in einer Aufnahmeliste aufgelistet und die Keywords von Spotlight indexiert. Bei einem gut gefüllten Archiv lassen sich später so auch über die Systemsuche Filme und Serien schnell aufspüren.
Festplattenrekorder profitieren schon lange von der großen Speicherkapazität heutiger HDDs und nutzen diese um das Programm im Hintergrund permanent aufzunehmen. Damit ist es möglich, die laufende Sendung zeitversetzt anzuschauen. Bei The Tube funktioniert das gleichermaßen. Durch Timeshift verpasst man keine Szene seiner Lieblingsserie mehr. Einfach auf der Apple-Fernbedienung oder in der Seitenleiste den Pause-Button drücken und schon hat man sich eine individuelle „Werbepause“ verschafft. Zum Fortsetzen des Programms erneut die Taste drücken und schon geht es weiter. Die Timeshift-Funktion erlaubt es darüber hinaus auch im laufenden Programm zurückzuspulen um beispielsweise ein Detail der Sendung noch ein- oder mehrmals anzuschauen. Gerade LOST-Fans, die bekanntlich auf jedes noch so kleine Detail achten, wird diese Funktion freuen.
Gerade begonnene Sendungen lassen sich mit „Déjà-vu“ weiter aufnehmen. Dies ist besonders praktisch, wenn man z. B. einen Krimi zur Hälfte gesehen hat und man dann unvorhergesehen den Fernsehsessel verlassen muss. Auch um die Kapazität der Festplatte kümmert sich The Tube automatisch und verwaltet das Speichervolumen dynamisch.
Export
Die Software kann aufgenommene Fernsehsendungen auf alle Apple Abspielgeräte exportieren. Dies ist natürlich kein Hexenwerk, da die eigentliche Arbeit iTunes verrichtet. Die Aufnahmen werden in das gewünschte Format konvertiert und dann iTunes zur Synchronisation übergeben. Hierbei stehen die Einstellungen „Hohe Qualität“, „Kleine Datei“ und „Schneller Export“ zur Verfügung. Die Exportfunktion ist selbsterklärend und funktioniert weitgehend automatisch.
Je nach gewählter Option und Hardwareausstattung kann der Export einige Minuten und bei Blockbustern auch einmal Stunden dauern. Das Ergebnis wird in der iTunes Bibliothek in der Sparte Fernsehsendungen eingeordnet und automatisch bei der nächsten Synchronisation auf den iPod, das iPhone oder auf die Apple TV übertragen. Weiterhin ist auch der Export zu iMovie möglich. Hier kann man entscheiden ob der Film im 16:9 oder 4:3 Format zur Weiterbearbeitung im DV-Format an das Apple-Programm übergeben werden soll. Dies kann auch im Hintergrund geschehen und es stehen die Einstellungen „kooperativ“ und „egozentrisch“ zur Verfügung. Ist der Mac hardwareseitig ein wenig „schwachbrüstig“ bestückt, merkt man freilich den Speicherhunger der Konvertierung.
TubeToGo
Wäre es nicht toll, wenn man von unterwegs seine Lieblingsserie per iPhone programmieren könnte und wiederum bei McDonalds um die Ecke (dank kostenlosen WLAN) die letzte Folge seiner Lieblingsserie anschauen könnte. Alles möglich! Mit einem iPhone und dem Onlineservice TubeToGo. Equinux stellt hierfür die Schnittstelle zu .Mac für The Tube bereit.
Genauso wie die Synchronisation von Einstellungen und E-Mails zu Apples Onlineservice funktioniert es dann auch bei TubeToGo. Man startet eine Aufnahme in der Software und diese wir im Anschluss auf den .Mac Account geladen. Dies funktioniert im übrigen auch mit einem privaten FTP-Server. Fortan kann man diese Aufnahme dann mittels Safari auf sein iPhone streamen. Voraussetzung ist eine WLAN-Verbindung.
Theoretisch klappt die Wiedergabe auch mit EDGE, was aber auf Grund der langen Ladezeiten nicht praktikabel ist. Die TV-Sendung wird übrigens auf dem iPhone im selben Player (im Vollbild) wiedergegeben, wie auch die YouTube-Filme (inklusive Landscape-Modus). Da die Uploadgeschwindigkeit bei vielen Internet-Providern deutlich unter dem Downloadspeed liegt, kann es bei längeren Filmen etliche Stunden dauern bis die TV-Sendung auf dem Server geladen ist.
Aufnahmen von unterwegs anstoßen
Umgekehrt funktioniert das auch. Man sitzt im Zug und weiß, dass heute eine neue Folge seiner Lieblingsserie ausgestrahlt wird. Wie so oft hat gerade jetzt der Zug Verspätung, sodass man nicht mehr rechtzeitig zum Sendebeginn vor der „Glotze“ sitzt. Aber man hat ja sein iPhone dabei und damit TubeToGo.
Wie schon geschildert hat man per Safari Zugriff auf die synchronisierten Daten von The Tube und damit auch auf den EPG. Im gleichnamigen Menüpunkt wählt man eine Sendung aus und kann diese mit nur einem Klick als Aufnahme programmieren. Diese Information wird an den Equinux-Server übertragen und bei der nächsten Synchronisation von The Tube von dort abgerufen und verarbeitet. Voraussetzung ist natürlich das The Tube gerade gestartet ist. Das ist dann auch der Knackpunkt. Mal eben eine Aufnahme von unterwegs programmieren geht dann natürlich nicht, weil der Abgleich den Start der Software am heimischen Mac voraussetzt. Wir würden uns einen ressourcenfreundlichen Dienst wünschen, der dies im Hintergrund ermöglicht.
Gleich noch ein Kritikpunkt: Die Programmierung von unterwegs klappte in unserem Test leider nicht. Die Aufnahme wurde zwar auf dem iPhone angezeigt, fand aber trotz mehrfacher Synchronisation nicht seinen Weg auf den Mac und somit nicht in The Tube. Eine bereits aufgenommene TV-Sendung wurde aber problemlos auf .Mac übertragen und konnte auf dem iPhone angeschaut werden.
Fazit
Die TV-Software von Equinux ist aus den Kinderschuhen heraus. In Verbindung mit dem DVB-T-Empfänger TubeStick arbeitet sie perfekt zusammen. Lobenswert ist die klare und intuitiv zu benutzende Oberfläche. Alles ist an seinem Platz und durchaus nett anzusehen. Die ganz neue Zusammenarbeit mit der TV-Movie Redaktion wirkt sich positiv auf den Umfang und die Qualität der Beschreibungen im Programmführer aus.
Toll ist auch die Zusammenarbeit mit dem iPhone. Weniger gut hat uns gefallen, dass die unterwegs programmierten Aufnahmen nicht in The Tube ankamen. Ein kleines Manko ist es auch, dass einige Sender beim Suchlauf doppelt gelistet werden. Dennoch halten wir The Tube für eine durchaus ausgereifte und durchdachte Software mit hohen Fuktionsumfang. Unsere Kaufempfehlung ist die derzeit angebotene TubeStick – SPECIAL EDITION, bei der man für 39,95 Euro neben The Tube und den TubeStick auch noch MediaCentral und ein Jahr die Zeitschrift TV-Movie kostenlos dazu bekommt.