Facebooks Spiele-App für iOS: Nur gucken, nicht anfassen
Alexander Trust, den 7. August 2020Facebook veröffentlicht im App Store aktuell seine Spiele-App für iOS und iPadOS. Doch Mark Zuckerberg und Co haben offenbar einen ganz besonderen Humor und greifen Apple offen an. Denn die App kommt ohne jegliche Spiele, da Apple sie nicht erlaubt, wie Facebook sie gerne einbinden würde.
Wie angekündigt veröffentlichte Facebook nun seine „Gaming“-App, die es seit April bereits für Android gibt. Ähnlich wie bei Twitch können Nutzer sich darüber Spielevideos von anderen Nutzern ansehen und in der Gemeinschaft darüber diskutieren. Zusätzlich bietet Facebook aber auch eine Spiele-Ecke mit kleinen Gelegenheitsspielen an.
Eigentlich sollten sich Nutzer darüber also nicht nur über Spiele austauschen können, sondern auch welche spielen dürfen. Doch unter iOS scheint das nicht möglich, wie zuletzt auch Microsoft mit der xCloud oder Google mit Stadia erfahren mussten.
Facebook greift Apple offen an
Mark Zuckerberg ließ bereits Giftpfeile in Richtung Apple los, als er vor dem US-Justizausschuss angehört wurde. Apples App-Store-Praxis ist dem Facebook-Chef ein Dorn im Auge.
Das dokumentiert Facebook nun ganz öffentlich. Die „offiziellen“ Werbebilder für Facebook Gaming zeigen drei Bereiche der App: „Discover“ (dt. entdecken), Connect (dt. verbinden) und „Play“ (dt. spielen). Doch der dritte Punkt ist dick rot durchgekreuzt. Und am Begriff „Play“ befindet sich ein Asterisk. Schaut man in die passende Erläuterung als Fußnote, steht dort „Edited on iPhone“ (dt. mit dem iPhone bearbeitet). Dies ist ein zynischer Seitenhieb auf Apple, der das Unternehmen vielleicht über seine Beschränkungen nachdenken lässt.
Apple erlaubt Apps nicht
Zuletzt wurde bekannt, dass Microsoft den Test seiner Game-Streaming-App xCloud vorzeitig abbrach. Man wolle sich auf Android fokussieren.
Google Stadia ist bereits lange gestartet, aber darf in seiner Form nicht bei Apple angeboten werden.
Streit um Regeln
Gegenüber The Verge verrät Facebook, dass seine App in den letzten Monaten mehrmals abgelehnt wurde, und zwar mit dem Verweis auf die App-Store-Richtlinien. Genau um diese ist aber ein Streit entbrannt.
„Unfortunately, we had to remove gameplay functionality entirely in order to get Apple’s approval on the standalone Facebook Gaming app — meaning iOS users have an inferior experience to those using Android.“
Sheryl Sandberg
Eigentlich sollte es nur eine Diskussion um die Höhe der Beteiligung Apples geben. Man kann darüber streiten, dass das Unternehmen 30 Prozent vom Umsatz einbehält und beim Abo von Apps im zweiten Jahr immerhin noch 15 Prozent. Dies hat nicht zuletzt auch Anbieter wie Netflix dazu bewogen, keine Abos mehr über den App Store anzubieten, sondern Nutzer nur noch einloggen zu lassen.
Misst Apple mit zweierlei Maß?
Microsoft, Google und auch Facebook möchten aber Geld verdienen mit Spielen. Davon möchte Apple etwas abhaben. Doch in diesen Fällen sind Apples Kosten für das Hosting der Apps eher gering. Die Streaming-Angebote unterhalten ihre eigene Infrastruktur. Letztlich beharrt Apple auf seinem Hausrecht.
Doch auch das kritisieren manche. Microsoft betonte zuletzt, dass Apple mit zweierlei Maß messe und Spiele-Apps anders behandle als übrige Software, selbst wenn diese interaktive Inhalte böten. Netflix ließe sich eben mit einem Gamepad bedienen, wenn man möchte, ist aber nach wie vor im App Store auffindbar.
Kommentar
Eigentlich sollte es möglich sein, dass Apple etwas abbekommt und die anderen trotzdem Geld verdienen können. Es wird aber vermutlich noch Zeit brauchen. Hoffentlich isoliert sich Apple dadurch nicht zu sehr.