Softbank könnte ARM verkaufen: Muss Apple bluten?

Alexander Trust, den 14. Juli 2020
Apple A10 Fusion
Apple A10 Fusion, Bild: CC0, Henriok

Das Wall Street Journal berichtet aktuell über Pläne des japanischen Technologie-und Medien-Konzerns SoftBank. Das Unternehmen ist seit einigen Jahren im Besitz der ARM Holdings. Von dieser lizenziert Apple die Rechte für die Produktion seiner Chips. Nachdem Apple ankündigte auch seinen Macs ARM-basierende Prozessoren zu spendieren eruiert Softbank nun offenbar Möglichkeiten, diese Situation zu versilbern. Sogar ein Verkauf der ARM Holdings ist möglich.

Ursprünglich war ARM (Limited) eine britische Chipdesignfirma. Sie ging hervor aus dem Computerhersteller Acorn (vgl. Wikipedia). Als Acorn sich entschied, 1989 die Chipdesign-Firma auszulagern, war Apple als Partner mit dabei. Acorn und Apple hielten je 43% der Anteile. Ein Bonus dieses frühen Engagements ist heutzutage, dass Apple das ARM-Design nicht nur lizenzieren, sondern auch für eigene Zwecke verändern darf.

Was macht Softbank mit ARM?

2016 entschied sich der japanische Konzern Softbank – einen Monat nach Bekanntwerden des Brexit-Votums -, ARM zu kaufen. Der Konzern zahlte knapp 28 Milliarden Euro.

Nun scheint der Telekommunikationskonzern allerdings ins Grübeln gekommen zu sein. Er überlegt, was er – salopp formuliert – mit dem Tafelsilber anfängt. Laut WSJ kommt sowohl der komplette als auch ein Teilverkauf von ARM in Frage, aber auch ein (erneuter) Börsengang der Chipdesignfirma. Ebenfalls eine Option ist, das Unternehmen einfach weiter wie bisher zu führen.

Was, wenn Softbank ARM verkauft?

Ein Börsengang würde angesichts der Tatsache, dass Apple in Zukunft auch seine eigenen Mac-Prozessoren auf ARM-Basis anbieten will, eine interessante Spielart sein. Fraglich ist allerdings, ob unter dem Strich immer so viel übrig bleibt, um eine Börsenbewertung zu erzielen, die auch dem Kaufpreis aus dem Jahr 2016 entspricht.

Was, wenn Apple ARM kauft?

Was passiert, wenn Apple Teile oder das komplette Unternehmen kaufen sollte, liegt auf der Hand. Nach der Übernahme von Beats beispielsweise wurden laufende Verträge beachtet, danach aber die Spreu vom Weizen getrennt. Die Kooperationen von Beats und Fahrzeugherstellern wie Seat bestehen weiterhin. Doch Apple-Konkurrent Hewlett-Packard durfte seine Laptops seitdem nicht mehr mit Beats-Lautsprechern ausstatten.

Vermutlich würde es im Falle eine Übernahme durch Apple genauso laufen. „Das“ wäre allerdings ein Fall für Kartellwächter weltweit. Denn man stelle sich vor, wenn auf einmal die ganze Android-Welt ihre Chip-Designs bei Apple „lizenzieren“ würden. Noch größer wäre das Problem vermutlich, wenn Apple aber die Technologie nur noch ausschließlich für sich selbst verwenden würde.

Was, wenn Google (…) ARM kauft?

Ebenfalls interessant ist die Vorstellung, was passierte, wenn einer von Apples Konkurrenten ARM kaufen würde. In diesem Fall könnten Apples kurz- und mittelfristige Pläne möglicherweise von einen auf den anderen Tag über den Haufen geworfen werden.

Goldman Sachs berät Softbank

Eine zusätzliche Randnotiz ist, dass niemand geringerer als Goldman Sachs Softbank in dieser Angelegenheit berät.

Die (Investment-)Bank ist auch Partner von Apple zum Beispiel bei dessen Kreditkarte, der „Apple Card“. Doch wir Europäer kennen Goldman Sachs (GS) vor allem als schlechten Berater. Denn das doppelmoralische Finanzinstitut ist vor allem sich selbst und nicht so sehr seinen Kunden verpflichtet. Es beriet Griechenland vor dem Eintritt in die EU, half, die Haushaltsberichte des Landes zu schönen. Diese Art der Geschäftemacherei wurde später dann als Ausgangspunkt der EU-Finanzkrise auserkoren.

Es sollte sich also niemand wundern, wenn am Ende Apple mit einer Billionen-Euro-Kapitalisierung an der Börse zu einem „Pennystock“ würde, nur weil GS es so will. Letztlich entscheidet die Bank, womit sie mehr Geld verdienen kann. Gut möglich also, dass auch Apple bluten muss, wenn das bedeutet, dass GS bekommt, was es will.


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