Kauft Apple DuckDuckGo? – Analysten-Träume
Alexander Trust, den 9. Juni 2020Analyst Toni Sacconaghi von der Investmentfirma Bernstein hätte gerne, dass Apple die Suchmaschine DuckDuckGo kauft, um damit in eine bessere Verhandlungsposition gegenüber Google zu geraten. Wie viel ist dran an der fixen Idee?
Kauft Apple DuckDuckGo?
Wenn es nach Bernstein-Analyst Sacconaghi geht, dann muss Apple unbedingt den Suchmaschinenbetreiber DuckDuckGo aufkaufen. Gleichzeitig gibt er aber zu, dass dieses Szenario mehr als unwahrscheinlich ist, jedenfalls so bald.
Tatsächlich hat die Idee auf den ersten Blick einigen Charme, auch in der Perspektive Apples. Denn das Unternehmen war sich in der Vergangenheit nicht zu schade, auch Expertise einzukaufen, um darauf aufzubauen. Selbst Siri z. B. war nicht Apples Idee, sondern eingekauft.
Apple könnte Druck auf Google ausüben
Sacconaghi allerdings argumentiert nicht aus einer romantischen Perspektive heraus. Für ihn ist die Übernahme von DuckDuckGo ein Mittel zum Zweck.
Apple verfüge, so der Analyst, über eine besonders starke Kundenbindung bei seinen Geräten, allen voran dem iPhone mit iOS als Betriebssystem. Wenn der Konzern aus Cupertino dort dann seine eigene Suchmaschine zum Einsatz brächte, würde man Google empfindlich treffen.
Empfindlicher als bei der Einführung von Apples Kartenanwendung? Wir kennen das Fiasko um Apple Maps. Seinerzeit wollte Apple Googles Kartenanwendung ausstechen. Doch das gelang nicht auf Anhieb. Jahre später ist die App in Teilen besser als Google Maps, in anderen aber leider immer noch nicht konkurrenzfähig. Entsprechend gibt es nach wie vor viele iPhone-Nutzer, die auf Google Maps als primäre Navigationsapp setzen.
Apple ist Gold für Googles Werbung
So wie der App Store Apples deutlich mehr Umsätze erzielt als der Google Play Store, obwohl er unter dem Strich weniger Nutzer zählt, verhält sich das Geschäft mit der Werbung für Google auf Apples Geräten.
Derzeit zahlt Google laut Sacconaghi rund 7 bis 8 Milliarden US-Dollar im Jahr an Apple, damit Google als primäre Suchmaschine im System ausgewählt wird und nicht etwa Microsofts Bing oder Yahoo. Die Aufrufe der iOS-Nutzer sorgen für 30% aller Umsätze durch Werbung in der Suchmaschine bei Google. Ein durchaus lukratives Geschäft.
Die Krux mit der Suchmaschine
Sacconaghi lässt unserer Meinung nach aber einige entscheidende Punkte außer Acht.
Zum einen hat Apple selbst bereits eine Suchtechnologie. Die ist zum Beispiel in Spotlight integriert. Manche Webseitenbetreiber können das sogar nachweisen, dass auch Apples „Suche“ schon jetzt Besucher auf die eigene Webseite bringt. Über den Weg von Apples Betriebssystem fanden vor einer Weile ebenfalls ein paar Besucher den Weg auf unsere Webseite.
Good Apple, bad Google?
Wenn Apple dann eine eigene Suchmaschine an die Stelle Googles setzte, gingen Apple die Zahlungen Googles „durch die Lappen“. Das muss auch Sacconaghi zugeben. Doch das Unternehmen müsste sich auch noch genauere Blicke von Kartellwächtern gefallen lassen. Im Worst-Case-Szenario könnte es gar nicht einmal seine eigene Suchmaschine als primäre im System verankern.
Doch wenn Apple seiner Marketingstrategie folgt, sich als Freund des Datenschutz zu präsentieren, dann kann es nicht versuchen über Werbung in der eigenen Suche Geld zu verdienen. Das „beißt“ sich und sieht auch der Analyst so. Der sieht seine eigene Idee der Übernahme nämlich eher skeptisch. Er glaubt nämlich genauso wenig wie wir, dass Apple die Suchen zu Geld machen könnte. Jedenfalls glaubt er nicht, dass Apple mit der Übernahme die Ausfälle von Googles Zahlungen kompensieren könnte. Aber muss Apple das überhaupt?
DuckDuckGo nutzt Microsoft/Bing
Doch am Ende gibt es noch ein weiteres Argument, warum Tim Cook eher kein Geld in Hand nimmt, um DuckDuckGo zu kaufen. Denn die Suchmaschine verfügt selbst nicht über viel Technologie, nutzt indes die Technik, die Microsoft zur Verfügung stellt.
Warum sollte Apple also Geld für etwas ausgeben, dass es auch selbst hinbekommt? Uns würde lediglich die Marke einfallen. Doch die ist so interessant nun auch nicht, schaut man sich den Grad der Verbreitung DuckDuckGos an.