Kommentar: Google denkt auch wir wären Labormäuse

Alexander Trust, den 15. Februar 2020
Google-Hauptsitz in Mountain View
Google-Hauptsitz in Mountain View, Bild: Google

Unter der Woche meldete sich bei uns ein Nutzer auf Twitter, dass er unangemessene Werbung angezeigt bekam. Wir wollten der Sache auf den Grund gehen. Schließlich kann man in der AdSense-Oberfläche auch ganze Zieldomains sperren.

Während der Kontakt mit unserem Leser positiv verlief war der Besuch der AdSense-Webseite weniger spannend. Denn „mal wieder“ änderte Google die „Benutzerführung“. Konnten wir letzte Woche noch Werbeanzeigen im Pulk „akzeptieren“ oder „ablehnen“, gibt es jetzt quasi gar keinen Button mehr zum Akzeptieren. Vielmehr können wir Anzeigen nur deaktivieren. Wohlgemerkt hat das mit dem eingangs erläuterten Problem unseres Lesers wenig zu tun. Nur beides zusammengenommen ließ mich einmal mehr in die Tasten hauen und diesen Kommentar verfassen.

Google, wir sind keine Labormäuse

Denn ich bin persönlich ziemlich belastbar. Ich teste auch gerne Software in Betaversionen, gebe Feedback. Aber ich kann mich trotzdem nicht dran gewöhnen, dass „ohne Vorwarnung“ von einen Tag auf den anderen wieder irgendwas geändert wird. Funktion X, die man vorher hier fand, ist dann am Tag Y nun dort zu finden. Es kommen neue Funktionen hinzu, es werden andere einfach gestrichen.

Das hat nicht nur mit Google AdSense zu tun, sondern mit vielen von Googles Produkten. Das betrifft die Search Console genauso wie Gmail oder Chrome und YouTube, und selbst die Google Cloud. Eigentlich nur noch schlimmer ist AMP.

Benutzerführung ist wichtig

Es geht mir ehrlich gesagt total auf die Nerven, dass ein Unternehmen ständig an der Benutzerführung herumbastelt und aber seine Nutzer selten bis gar nicht darüber in Kenntnis setzt. Ich habe bis vor kurzem für einen Kunden gearbeitet, dessen IT das genauso gehandhabt hat. Da wurde kurzerhand ein Update eingespielt, Funktionen ergänzt oder weggenommen, das CMS in irgendeiner Form verändert und am Ende war man als „freier Mitarbeiter“ der Leidtragende. Angekündigt wurden solche Arbeiten nie. Wir wurden vielmehr immer nur vor vollendete Tatsachen gestellt. Wenn wir einen Fehler fanden, lag es an uns, den zu melden. Das machte das Arbeiten unnötig schwer.

In Produktivumgebungen benötigt man Kontinuität. Punkt.

Mehr Transparenz bitte

Ich habe kein Problem damit, wenn Anwendungen sich verändern. Aber ich wünschte mir einfach nur mehr Transparenz. Kann man nicht im Vorfeld sagen: Hey Leute, passt auf, wir arbeiten an X und Y und es kann sein, dass wir die Tage das Update einspielen?

Das Problem ist, dass Google teilweise unterschiedliche Funktionen oder „Bedienweisen“ nebeneinander testet. Das kennt man auch aus der Wissenschaft. Die Rede ist von A-B-Tests. Wäre ich Entwickler, hätte ich damit kein Problem, weil ich mich ja freiwillig dafür entscheide. Aber wenn ich am andern Tag aufwache und feststelle, dass eine Funktion nicht mehr dort ist, wo sie gestern noch war, dann ist das einfach nur „lame“.


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