Wenn Piggeldy und Frederick auf Facebook für Pornos werben

Alexander Trust, den 16. April 2016
Kommentar
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Es gibt auf Facebook eine vermeintliche Fan-Seite der Trickfiguren „Piggeldy und Frederick„, deren Urheber man nicht ausfindig machen kann, der aber die Gutgläubigkeit der Besucher ausnutzt und unter anderem für Pornos/Erotik wirbt. Unter den Fans der Trickfiguren sind sogar Bekannte von mir, wie der Ex-GIGA-Moderator Carsten G., oder eine Ex-Freundin.

Piggeldy & Frederick Kind der 70iger

Bei einem Facebook-Besuch stelle ich in meiner Timeline fest, dass eine Ex-Freundin von mir einen Beitrag von „Piggeldy & Frederick“ (Public Figure) geteilt hat. Auf dem Bild sind schwarze Buchstaben vor gelbem Hintergrund zu sehen. Das Spruchbanner lautet:

„Du bist ein Kind der 90er, wenn du folgenden Satz kennst: ‚Geh aus dem Internet, ich will telefonieren.'“
Piggeldy & Frederick Fake

Was mich als Kind der 80er, der mit 16 Jahren seinen eigenen Telefonanschluss hatte, aus genau diesem Grund, an dem Spruchbanner stört, ist der Zynismus. Denn Piggeldy und Frederick sind „Kinder der 70er“ und die Autoren Gottfried Kramer und Dietrich Loewe in den 90ern gestorben. Das wusste der Betreiber der Fan-Seite „Piggeldy & Frederick“ natürlich nicht, weil er sich gar nicht dafür interessiert, sondern nur versucht die Marke für seine Zwecke auszunutzen.

Beliebte Masche

Es ist keine Neuigkeit. Unbekannte suchen sich interessante Figuren aus, und eröffnen Accounts in Sozialen Medien. Darüber teilen sie für eine ganze Weile Inhalte, die unverfänglich wirken und eine Fan-Basis schaffen sollen. Hat man dann genügend Fans gesammelt, teilt man bestenfalls Affiliate-Links zu Produkten (bspw. 7. April 2016, Kaffee-Becher, die auf Hitze reagieren), bei denen man Provision kassiert. Auch bietet man Artikelplätze an, die man womöglich für Geld verkauft. Kunde X,Y (oder man selbst) teilt plötzlich ganz andere Inhalte.

Daneben gibt es noch das Modell, dass manchmal der Name des Portals geändert wird, sobald man genügend Fans ergattert hat. Im Fall von „Piggeldy & Frederick“ ist es jedoch so, dass die Plattform schamlos ausgenutzt wird, die Popularität der Marke zweckzuentfremden. Illegal ist das freilich nicht. Doch die vermeintlichen Fans werden so zu Multiplikatoren für Inhalte, die sie wahrscheinlich selbst nie aktiv geteilt hätten.

Piggeldy macht Werbung für Pornos

Doch im Fall von „Piggeldy & Frederick“ zeigt sich, wie beliebt diese Bauernfänger geworden sind. Die Seite hat nämlich tatsächlich über 450.000 Fans. Absurd, wenn man bedenkt, dass sie Werbung für Pornographie/Erotik macht, von der man nicht einmal weiß, ob sie echt ist oder nur ein Remix.

Ich überlegte also, ob ich meiner Ex-Freundin etwas unter ihren „Share“ schreibe. Vorher recherchiere ich aber auf der Fan-Seite auf Facebook und stoße auf bald ein Dutzend Beiträge von „Ersties Lecker Mädchen“.

  • Am 12. April 2016 um 21 Uhr bewirbt „Piggeldy & Frederick“ ein Erotik-Video, in dem ein „Mädel (…) über ihre Erfahrungen mit Männern“ erzählt. In typischer Tabloid-Manier wird zudem hinzugefügt: „Was sie enthüllt macht sprachlos.“ Das hat Huffington-Post- oder Focus-Online-Qualität.
  • Nur eine Stunde zuvor wurde eine Post abgesetzt, der völlig unverfänglich wirken sollte: „Schonmal von Tinder, der größten Dating App auf dem Planeten, gehört?“ Dazu gab es ein Bild, auf dem zwei Jugendliche zu sehen waren. Erneut wird Internet-boulevardesk hinzugefügt „Dieses Tinder Blind Date endet unglaublich.“ Doch der zugehörige Link führt wieder auf die Facebook-Seite von „Ersties Lecker Mädchen“.
  • Am 11. April 2016 um 21:00 Uhr wird angepriesen: „Was diese Mädels in der Uni Berlin veranstaltet haben, füllt eine Seite in der Bild Zeitung…“. Dieses mal wird per Bit.ly sogar der Link zur Homepage des Erotik-Portals Ersties Dot Com abgekürzt. Anders als am Tag danach, wurde dieser Beitrag aber „geteilt“ und nicht selbst veröffentlicht.
  • Eine Stunde vorher wird erneut das Tinder Blind Date bemüht. Es wird ebenfalls geteilt und nicht explizit erwähnt.
  • Am 11. April um 13:56 Uhr muss abermals die Geschichte mit dem Mädchen herhalten, das von ihren Männer-Erfahrungen erzählt.
  • Am 10. April um 19:21 Uhr wird mittels Tinder-Blind-Date-Story auf die „Ersties Lecker Mädchen“-Facebook-Seite aufmerksam zu machen. Danach wurde auf Aktenzeichen XY referiert und davor auf Pipi Langstrumpf.
  • Am gleichen Tag um 1:30 Uhr in der Früh wird auf den BILD-Artikel hingewiesen, aber hinter demselben bit.ly-Link auf das Erotik-Portal gelinkt.
  • 9ter April 2016, 20:00 Uhr. Mädchen erzählt über Männer-Erfahrungen.
  • 9ter April 2016, 1:30 Uhr. Tinder.
  • 8ter April 2016, 19:29 Uhr. BILD-Artikel mit Link zu Facebook-Seite von „Ersties Lecker Mädchen“.
  • 8ter April 2016, 17:56 Uhr. BILD-Artikel mit Link zu Ersties Dot Com.

Da ich die Fan-Seite bis in den März hinein durchgesehen habe, scheint es sich bei der „Ersties“-Werbung um eine zeitlich begrenzte Kampagne gehandelt zu haben.

Die Webseite Ersties Dot Com wird ihrerseits aus der Schweiz betrieben. Die angeblichen Erotik-Models, die dort als „Studentinnen“ und „Schülerinnen“ verkauft werden sollen, sind zum Teil jedoch Fake, bzw. schon deutlich älter und in anderem Kontext schon vor Jahren aufgetaucht. Wie man das herausfinden kann, auch ohne sich auf Pornoseiten im Netz zu bewegen? Die Google-Bildersuche bietet mittlerweile die Möglichkeit, Bild-Dateien „invers“ zu suchen. Sodass man quasi Dubletten oder Bilder mit ähnlichen Motiven im Internet finden kann. Dabei zeigt sich, dass mindestens eines der „Ersties“-Erotik-Models schon Anfang der 2000er mit den gleichen Fotos für eine Erotik-Seite mit niederländischem Inhaber hat ablichten lassen.

Piggeldy & Frederick wiederholen sich

Doch daneben wird auf „Piggeldy & Frederick“ auf Webseiten verlinkt, bei denen Nutzer ein Quiz oder einen IQ-Test mitmachen sollen oder anderweitig dazu geködert werden sollen, ihre Adressdaten, zumindest aber die E-Mail-Adresse zu hinterlegen. Das hat mit Piggeldy und Frederick aus dem Kinderfernsehen nichts zu tun.

Innerhalb eines Monats wiederholen sich Einträge sogar. Das heißt nicht, dass sich Themen nicht wiederholen können. Tatsächlich sind aber die Einträge „identisch“, sowohl im Wortlaut als auch in der Anrede an die Fans. Nachfolgend nur drei + eins von x-beliebig vielen Beispielen. Eines der Beispiele ist der Bannerspruch, der mich überhaupt diesen Artikel hat schreiben lassen.

    1. April 2016, 18:30 Uhr: „Du bist ein Kind der 90er…“
    1. April 2016, 15:11 Uhr: „Du bist ein Kind der 90er…“
    1. April 2016, 9:00 Uhr: Sissi.
    1. März 2016, 12:00 Uhr: Sissi.
    1. April 2016, 15:00 Uhr: Schwimmabzeichen.
    1. März 2016, 18:30 Uhr: Schwimmabzeichen.
    1. April 2016, 15:12 Uhr: Miss Marple (meine Ex-Freundin liked diesen Post).
    1. April 2016, 18:30 Uhr: Miss Marple.
    1. März 2016, 15:00 Uhr: Miss Marple.

Fazit

Bei dieser Sache geht nicht alles mit rechten Dingen zu. Überrascht hat mich, dass es mich überrascht hat, dass Bekannte von mir zu den „Opfern“ der Bauernfänger auf Facebook gehören, die mit „Piggeldy & Frederick“ hausieren gehen. Schade, dass gleich neun meiner Facebook-Freunde für so einen Mist Werbung machen, indem sie die Beiträge auf ihrer Timeline verteilen.


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