LG Smart TV sendet unverschlüsselt Daten an LG – Werbung immer wichtiger

Alexander Trust, den 21. November 2013
Fernseher
Fernseher, Bild: CC0

Das Attribut „Smart“ wird seit dem Erfolg der Smartphones in Bezug auf viele Bereiche verwendet, auch die Smart-TVs sind keine Ausnahme. Smarte Fernseher bringen aber anscheinend nicht nur Vorteile für die Anwender mit sich, sondern auch für die TV-Hersteller, wie ein neuer Bericht impliziert. In Großbritannien hat ein Besitzer eines LG Smart-TV aufgedeckt, dass dieser unverschlüsselt Daten an das südkoreanische Unternehmen sendet.

Alle Programmwechsel werden übermittelt

Festgestellt wurde das Senden der Daten mit dem Monitoring-Tool Wireshark, über das sich hat erkennen lassen, dass zunächst einmal eine einmalige Geräte-ID an LG übertragen wurde. Darüber hinaus wurde jeder Programmwechsel direkt dokumentiert, sodass LG immer Bescheid weiß, sobald der Nutzer des betroffenen Smart-TV den eingeschalteten TV-Sender wechselt und wie oft welcher Sender wie lange konsumiert wurde.

Doch damit nicht genug, denn anscheinend hat LG auch Daten darüber enthalten, welche Inhalte von einem USB-Stick angesehen wurden, was nicht ganz uninteressant ist. Zum einen könnte LG damit nachvollziehen, ob jemand illegal heruntergeladene Filme anschaut und zum anderen kann es ein nicht erheblicher Eingriff in die Privatsphäre sein, wie der betroffene Anwender aus Großbritannien mitteilt.

Seine Frau war schockiert darüber, dass LG nun die Namen der Kinder des Paares kennt, da diese im Dateinamen eines privat aufgenommenen Weihnachtsfilms enthalten waren. Inwieweit es erschwerend hinzu kommt, dass die Daten unverschlüsselt übertragen werden, ist noch nicht bekannt – dazu muss erst einmal evaluiert werden, ob die Daten von außen abgefangen werden könnten.

Abgeschaltete Option reicht nicht

Interessanterweise bietet LG bei diversen Smart-TV-Modellen sogar die Option an, das Sammeln von Daten der angesehenen Inhalte (im Englischen: „Collection of watching info“) zu deaktivieren. Allerdings bedeutet ein Deaktivieren der Funktion keineswegs, dass diese auch ausgeschaltet ist, denn Wireshark hat selbst nach dem Ausschalten einen unveränderten Datenfluss an LG festgestellt.

In Anbetracht dieser Methodik ist es nicht verwunderlich, dass sich die betroffenen Kunden beschweren, immerhin wird suggeriert, dass ein Ausschalten der Funktion einen Schutz der Privatsphäre bietet. Dies ist aber allem Anschein nach nicht der Fall, sodass den Kunden eine falsche Angabe darüber gemacht wird, was die Funktion des Abschaltens mit sich bringt.

LG beruft sich auf Nutzungsbedingungen

Der betroffene UK-Kunde hat sich in einer E-Mail an LG gewandt, wobei der Help desk von LG UK die Daten an das Head Office des Unternehmens übermittelt hat. Im Zuge der Antwortmail berief sich LG aber auch die Nutzungsbedingungen, denen der Kunde bei Aktivierung des Smart-TVs zugestimmt hat. Nun wird untersucht, ob ein solches Gebaren gegen die Datenschutzbestimmungen in Großbritannien verstößt.

LG hat sich bislang nicht weiter zu Wort gemeldet, vermutlich wird man erst einmal eine interne Untersuchung des Falles durchführen. Wenn man sich allerdings anschaut, wie hohe Wellen das Problem bislang geschlagen hat und  noch schlagen könnte, dürfte LG nicht umhin kommen, ein passendes Statement zu veröffentlichen.

LG mit eigener Smart-TV-Werbung

Dass die Daten der Konsumenten für LG eine besondere Bedeutung haben, ist angesichts des eigenen Werbeprogramms nicht verwunderlich, denn LG hat vor geraumer Zeit eine Kooperation mit Google und dessen Smart-TV-Werbung abgelehnt, um selbst aktiv zu werden. Seit geraumer Zeit bietet LG seine Smart Ads an, die personalisierte Werbung innerhalb von Online-Videos schalten.

Mit LG Smart Ad wird es dem südkoreanischen Unternehmen erleichtert, eine auf den Kunden zugeschnittene Werbung zu bieten, da dessen Interessen entsprechend eingesehen werden können. Jemand, der sich über seinen Smart-TV oft Videos von neuen Autos anschaut, der bekommt dann die passende Werbung auf seinen Fernseher geliefert und kann somit besser geködert werden als mit allgemeingültiger TV-Werbung.

Weitere Hersteller mit gleicher Taktik?

Die persönlichen Daten der Konsumenten sind in der Werbebranche sehr wichtig und sehr viel Geld wert, weshalb es nicht verwunderlich wäre, sollten neben LG noch weitere Smart-TV-Hersteller auf eine ähnliche Taktik setzen. Bislang ist davon noch nichts bekannt, aufgrund der Vorkommnisse bei LG wird es mit Sicherheit aber in naher Zukunft entsprechende Untersuchungen geben, ob weitere Hersteller Kundendaten über ihre Smart-TVs sammeln.


Ähnliche Nachrichten