Audio für Mac: Capo 3 im Test
me, den 27. Oktober 2013Entwickler SuperMegaUltraGroovy hat die Musik-App Capo 3 für Mac aktualisiert. Wir haben uns das Tool angesehen, mit dem man Musik leichter lernen kann.
Noten kaufen kostet viel Geld, besonders wenn man sich diese für einzelne Songs besorgt. Die Alternative ist, sich die Musik nach Gehör selbst beizubringen. Die Mac-App Capo verspricht, bei dem Prozess eine große Hilfe zu sein. Das kann wichtig sein, denn die Akkuratheit von Tutorials im Internet oder Tabulaturen ist eher Glücksache.
Noten werden sichtbar
Capos Arbeitsabläufe werden in verschiedenen Bereichen in einem einzigen Fenster angezeigt. Den Hauptteil nimmt das sogenannte „Spektogramm“ ein. Wird ein DRM-freier Song in Capo geladen, analysiert die Software das Musikstück und stellt dieses grafisch dar, und zwar die unterschiedlichen Frequenzen des Audiomaterials als grafische Linien, die Notenwerten entsprechen.
Unterhalb des Spektogramms befindet sich die Anzeige für die Akkorde, die Capo, Dank eingebauter Akkorderkennung, automatisch einsetzt. In der Praxis funktioniert dies erstaunlich gut, selbst wenn meist nicht auf Anhieb alle einzelnen Akkorde erkannt werden. Hört man den Song allerdings durch und drückt bei Akkordwechseln auf den Button für die Erkennung, erhält man meist den richtigen Akkord, selbst wenn er initial nicht von Capo erkannt und eingetragen wurde. Jeder Akkord wird als Griffbrett-Diagramm dargestellt, bei Doppelklick öffnet sich eine Auswahl für verschiedene Varianten. Bei Bedarf kann der Akkord verändert werden. So können bestimmte „Voicings“ realisiert oder falsch erkannte Akkorde ausgebessert werden. Um zu überprüfen, ob ein Akkord tatsächlich passt, ertönt dieser beim Klick auf das Akkorddiagramm. So kann dieser während des Abspielens mit dem Audiomaterial verglichen werden.
Unterhalb der Akkordanzeige findet sich eine Tabulaturleiste. Diese gehört eigentlich zum Spektogramm, da dessen grafische Frequenz-Linien in der Tabulaturleiste als Tabs dargestellt werden können. Hierfür markiert man einfach die Linien der jeweiligen Frequenz bzw. Tonhöhe und schon werden diese in der Tabulaturleiste an der entsprechenden Stelle angezeigt. Capo versucht die entsprechende Lage auf dem Griffbrett zu erkennen. Je nach Ausgangsmaterial geht das Markieren der richtigen Töne einfacher oder schwieriger von der Hand. Aufnahmen mit vielen Instrumenten und Stimmen sind naturgemäß schwieriger in der Handhabung. Mit etwas Vorstellungsvermögen und musikalischer Vorbildung ist es jedoch möglich, ein Gitarrensolo oder eine Melodie-Folge im Spektogramm zu erkennen und in die Tabulaturleiste einzupflegen.
Variables Tempo und Tonhöhe
Neben den in Version 3 neuen Spektogramm mit Tabulator und der Akkorderkennung, wartet Capo mit weiteren Funktionen auf. Nützlich ist die Möglichkeit, die Geschwindigkeit des Audiomaterials zu verändern. Gängige Werte wie 1/4, 1/2, 3/4, normal und 1,5 können direkt per Klick eingestellt werden, mittels des direkt darunter liegenden Balkens lässt sich die Geschwindigkeit stufenlos einstellen. Die Qualität des Materials bleibt auch mit Verlangsamung sehr gut, die Tonhöhe akkurat. Die Tempoanpassung ist besonders bei schnellen Solopassagen hilfreich, um einzelne Noten besser herauszuhören.
Außerdem kann man die Tonhöhe (Pitch) in Halbtonschritten verändern. Der mögliche Bereich umfasst eine Oktave hoch und runter. Je nach Material gibt es sinnvolle Grenzen, innerhalb derer sich Instrumente und Stimmen noch natürlich anhören, meist nur im Bereich von vier bis fünf Halbtönen. Oft handelt es sich nur um einen Halbtonschritt, um den man einen Song verändern möchte, damit dieser besser spielbar wird; das funktioniert hervorragend; neben dem Audiomaterial werden die Akkorde und die Tabulatur mit angepasst.
Weitere Funktionen
Im rechts einblendbaren Optionsmenü verstecken sich 10-Band-Equalizer, Wandlung des Signals von Stereo auf Mono und „Voice Reduction“. Damit können Gesangsanteile im Mix reduziert werden. Dank Rhythmuserkennung wird im „Beat“-Menü das zugrundeliegende Tempo treffsicher angezeigt und die Taktart meist richtig voreingestellt. Im Einzelfall können selbst exotische Taktarten manuell eingestellt werden. Zusätzlich gibt es ein Metronom und die Option dieses bis zu vier Takte vorzählen zu lassen.
Im Notenmenü kann das Instrument eingestellt werden, neben Gitarre auch Bässe, Mandoline, Ukulele und Banjo. Eine Liste an Stimmungen passt die Akkorddiagramme an, genauso wie die Möglichkeit einen „Capodaster“ auf beliebigen Bünden zu positionieren.
Zur besseren Übersicht der einzelnen Songteile lassen sich in der Zeitleiste Regionen kennzeichnen, die in Dauerschleife wiederholt werden können, um gewisse Teile besser in die Finger zu bekommen.
In der Praxis
Im Praxistest schlägt sich Capo gut. Ein Paradebeispiel für die Erkennungsleistung ist der Song „Ich&Du“ von Anna Depenbusch. Durch die dezente Instrumentierung war es Capo möglich die Akkorde sauber herauszuhören. Das genaue Gegenteil zeigte sich bei „Free Fallin'“ von Tom Petty and the Heartbreakers. Capo erkannte zwar die richtigen Akkorde, lies mich allerdings hinsichtlich der richtigen Spielweise im Stich. Es ist etwas Erfahrung gefragt, um den richtigen Klang hinzubekommen. Mit ein bisschen Handarbeit erhielt ich ein sehr gutes Ergebnis mit beinahe den richtigen Griffbrett-Diagrammen, lediglich kleine Verbesserungen waren noch nötig. Ein gutes Beispiel für eine gelungene Soloumsetzung in die Tabulatur gelang mit dem Song „I’m A Dick“ vom Soundtrack zu „An Everlasting Piece“.
Fazit
Die Arbeit mit Capo kann sehr viel Spaß machen und das Programm sich als wirkliche Hilfe im musikalischen Alltag entpuppen. Ein Wundermittel darf man zwar nicht erwarten, aber mit etwas Erfahrung erhält man ein schönes Tool, um Musik zum Lernen aufzubereiten und den Übungsprozess zu begleiten.
Schade ist, dass die App momentan nur auf Gitarre ausgelegt ist. Die Sounds der Akkorde stammen allerdings vom Piano, was nicht ganz stimmig ist. Schön wäre darüber hinaus eine Druckfunktion gewesen, um die Noten in Papierform zu bringen. Im Forum der Entwicklerseite wird auf diese Themen allerdings bereitwillig eingegangen und Abhilfe zugesagt.
Capo 3 ist sowohl auf der Entwickler-Seite als auch im Mac App Store für 26,99 Euro zu beziehen.
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