Telekom: Gerücht über DSL-Drosselung bei Traffic-Überschreitung vorerst nur ein Gedankenspiel
Stefan Keller, den 22. März 2013Seit gestern Abend macht ein Gerücht die Runde, das äußerst schmerzhaft für DSL-Kunden der Telekom klingt: Laut fanboys.fm soll der magenta Riese ab Mai alle Arten von DSL-Anschlüssen ab einem bestimmten monatlichen Traffic auf 384 Kilobit pro Sekunde drosseln. Macnotes liegen Informationen vor, nach denen das nichts weiter als ein Hoax ist.
Das Gerücht
Die „Redaktion“ der Podcast-Produzenten fanboys.fm hat eine anonyme E-Mail zugesteckt bekommen, die angeblich interne Informationen der Telekom umfassen soll. Obwohl der Absender sich nicht kenntlich zeigte, sah die Mail angeblich echt aus. Der Inhalt lautete, dass die Telekom ab dem 2. Mai 2013 alle Arten von DSL-Anschlüssen auf 384 Kilobit pro Sekunde im Download drosseln will, wenn der Kunde zu viel Traffic verursacht. Bei DSL 16000 (mit und ohne Entertain) soll dies bereits bei 75 GB geschehen, VDSL-Kunden sollen 200 GB erlaubt werden und Glasfaseranschlüsse würden bei der Überschreitung von 300 GB auf quasi unbrauchbare Downloadraten herabgesetzt werden.
Alles nur ein Fake
Bei dieser Meldung, die durch zahlreiche Publikationen aufgegriffen wurde, handelt es sich um eine Ente, wie der Telekom-Shop in Zeitz Macnotes mitgeteilt hat. Die Angestellten hörten dies zum ersten Mal und waren ob des Gerüchts fassungslos, weil der stark beworbene Entertain-Tarif damit unbrauchbar wird. Zwar gebe es bei VDSL- und Glasfaseranschlüssen die Klausel in den AGB, dass sich die Telekom bei einer Überschreitung eines bestimmten Wertes eine Drosslung vorbehält, aber 3 bzw. 6 Megabit pro Sekunde würden dennoch erhalten bleiben. In der Praxis hat die Telekom aber noch keine DSL-Anschlüsse wegen des Transfervolumens gedrosselt. Entertain-Tarife seien ohnehin von der Regelung ausgenommen, hieß es weiter, wobei dies zumindest für Glasfaseranschlüsse der Leistungsbeschreibung widerspricht.
Konflikt mit Fon-Kooperation
Eine Drosslung auf 384 Kilobit pro Sekunde, was 48 Kilobyte pro Sekunde im effektiven Download bedeuten würde und landläufig als „Dorf-DSL“ bekannt ist, würde der Ankündigung von René Obermann zuwiderlaufen, der auf der CeBIT die Kooperation mit Fon als mittelfristige Alternative für mobiles Internet angekündigt hat. Auf die Datenübertragung, die im öffentlichen Netzwerk erfolgt, hätte der Kunde keinen Einfluss, weshalb es sich um einen Vertragsbruch sondergleichen handeln würde, meinte es die Telekom tatsächlich ernst mit dem Gerücht.
Telekom-Mitarbeiter haben langen Informationsvorlauf
Weiterhin gab der Telekom-Shop in Zeitz Macnotes gegenüber zu Protokoll, dass Änderungen an Tarifen vier bis sechs Wochen vor Inkrafttreten beim Shop-Personal ankommt, um bereits auf die tatsächliche Umsetzung eingestellt zu sein. Bei derlei gravierenden Änderungen der allgemeinen Geschäftsbedingungen sei der Vorlauf sogar noch deutlich länger, hieß es weiter. Mit einer derart starken Bremse in der Bandbreite würde sich das Unternehmen zudem massiv in das eigene Knie schießen, weil Kunden dann von einem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen könnten und es sehr naheliegend ist, dass viele das Unternehmen verließen.
Update: Statement der Telekom
Auf der eigenen Firmenwebseite hat sich die Telekom nun ebenfalls zu Wort gemeldet. Demnach könnte es derartige Überlegungen tatsächlich geben, denn die Preise für Internetzugänge sinken ständig und die permanent steigenden Übertragungsvolumina machen das ganze Unterfangen teuer. Deshalb könnte es eine Lösung sein, den Traffic zu limitieren und „intensivere Nutzer“ zur Kasse zu bitten. Derzeit sei aber ein solcher Tarif weder in Kraft noch sei das Vorhaben hinreichend spruchreif, so die Telekom weiter.