Apple soll iPad Mini mit 7,85 Zoll bestätigt haben
Alexander Trust, den 16. Juli 2012Medien, auch Online-Medien, sind zum Teil recht erstaunlich zu beobachten. Aktuell wird berichtet, dass Apple bestätigt habe, oder jedenfalls ein Gerücht gestreut, an einem iPad Mini mit 7,85 Zoll zu arbeiten. Das Gerät soll deutlich weniger kosten als das bisherige Einstiegsmodell mit 10 Zoll, heißt es.
Seth Weintraub, der für die Kollegen von 9to5Mac oft über Apple schreibt, scheint ein gebranntes Kind zu sein. Froh kann sich derjenige schätzen, der weiß, was das bedeuten soll. Ähnlich subtil hat Weintraub versucht seinen Lesern mitzuteilen, dass Apple der New York Times (engl.) gegenüber bestätigt habe, dass man ein 7,85 Zoll iPad Mini herstellt.
Unbestätigte Quellen
Richtig ist, dass in der NYT ein doppelseitiger Bericht veröffentlicht wurde, in dem die derzeitige Tablet-Situation mit Schwerpunkt auf Apples kommendes iPad hin analysiert wurde. In der NYT wurde indes lediglich der Hinweis gemacht, dass von Quellen, die ungenannt bleiben wollen, aber mit dem Projekt vertraut seien, bestätigt wurde, dass Apple an einem kleineren Tablet arbeite, und man es wohl noch in diesem Jahr vorstellen wollen würde. Es soll zudem deutlich weniger als 499 US-Dollar kosten.
Seth Weintraub allerdings geht mit einer gesunden Portion Selbstbewusstsein an seine Interpretation der Sachlage, wenn er seinen Lesern verkaufen möchte, dass „Apple“ es sei, das nun ein iPad Mini Gerücht an die NYT gestreut habe. Dies deutet sich in der Überschrift von Weintraubs Artikel an und geht aber im Fließtext weiter.
Maulwurf-Diskussion losgetreten?
Entweder Weintraub lehnt sich mit seiner Interpretation sehr weit aus dem Fenster: Denn bei der NYT steht nirgends, dass Apple-Mitarbeiter Informationen preisgegeben haben („according to several people with knowledge of the project who declined to be named discussing confidential plans“). Im Gegenteil heißt es dort, dass eine Apple-Sprecherin das Gerücht nicht kommentieren wollte: „Natalie Kerris, an Apple spokeswoman, declined to comment.“
Oder aber Weintraub weiß mehr (engl.) als er zugibt und kennt einige der Personen selbst. Dann allerdings wären seine Andeutungen („Apple finally leaks 7.85-inch iPad rumor to New York Times“) sehr krude, denn in der Folge würde man bei Apple anfangen den Maulwurf zu suchen, der mit diesen Interna hausieren geht.
Aktion gegen Steve Jobs?
Im Jahr 2010 sind unter anderem von Samsung, aber auch anderen Herstellern, einige 7- und 8-Zoll-Tablets erschienen. Steve Jobs selbst soll einer Reihe von Wall-Street-Analysten bei einer Konferenz in jenem Jahr gesagt haben, dass man den Leuten beim Verkauf dieser Tablets immer auch ein Stück Schmirgelpapier beilegen solle, damit sie ihre Fingerkuppen so feinschleifen könnten, um die kleinen Displays der Tablets ordentlich zu nutzen. Jobs hielt ein 10-Zoll-Display für die geeignete Größe für ein Tablet, um es „ordentlich“ bedienen zu können.
Tatsächlich aber muss man, sollte Apple wirklich ein 7,85-Zoll-Tablet veröffentlichen, nicht anfangen, und dies als Entscheidung gegen Steve Jobs interpretieren. Stattdessen muss man Jobs‘ Aussage in einen Kontext setzen: Fakt ist, dass Apple selbst erst im Jahr 2010 das iPhone 4 mit Retina-Display vorstellte und es sollte weitere zwei Jahre dauern, ehe im März 2012 dann das iPad der dritten Generation ebenfalls ein Retina-Display bekam. Der springende Punkt hierbei ist das Display, bzw. dessen Auflösung mit einer Pixeldichte, bei der unser Auge nicht mehr bis ins Detail die einzelnen Bildpunkte voneinander unterscheiden kann. Steve Jobs hat streng genommen also nur eine Aussage aus der Zeit und den Umständen heraus getroffen. Hätte man ihm ein Retina-Display für ein kleineres iPad gezeigt, hätte er die Bedienbarkeit sicher nicht in Frage gestellt.