Keywords, und warum sie nicht mit SEO zu tun haben

Alexander Trust, den 16. August 2011
Thema: SEO
Thema: SEO

Die Bloggerwelt hat ein neues Thema, das oftmals auch solche Leute berührt, die sich sonst meist von Marketing, Social… und Suchmaschinenoptimierung fernhält: Panda. Doch ich möchte nicht zu sehr auf die Umstände dieser Aktualisierung und Anpassung von Googles Suchergebnissen eingehen.

Ich habe einige Beiträge zu Panda gelesen. Zuletzt auch den von Karl Kratz. Interessanter als die Aussage des Textes fand ich aber die Kommentare. Meist sind es die Kommentare, und die darin versteckten Annahmen, die mich in der Blogosphäre noch am ehesten interessieren. Damit möchte ich aber nicht sagen, dass nicht auch die Aussage von Karl Kratz interessant war. Seinen Standpunkt kann ich nachvollziehen.

Überschriften sollen informieren

Was mich aber dazu bewogen hat, „diesen“ Beitrag zu schreiben war ein Kommentar von einem Gerd, der „SEO Basics“ schon nicht mehr als solche verstanden wissen wollte. Er schrieb von Title-Tags und anderen Dingen mehr, die laut Gerd heute wohl schon Usus seien, und deshalb nicht mehr als SEO angesehen werden könnten. An dem Punkte musste ich in mich gehen, und mich fragen, ob ich lachen oder doch lieber weinen soll. Finde ich den einen Teil der Aussage Gerds gut, oder den anderen einfach nur naiv?

Ich möchte Gerd sagen: Es ist zynisch von SEOs Überschriften mit Keywords als ihre Erfindung und Basis der Suchmaschinen-Optimierung verkaufen zu wollen. Wenn man sich überlegt, was Keywords eigentlich sind, bzw. sein sollen – Einheiten mit besonders bedeutungstragender Kraft, dann kann man in jedem Studium, das sich mit Sprache und Kommunikation beschäftigt, darüber stolpern, dass es gut ist, und sinnvoll, wenn man die Überschrift – also das, was der potenzielle Leser zuerst wahrnimmt von einem Text – möglichst so formuliert, dass eine zentrale Aussage erkennbar ist. Es gehört zur journalistischen Sorgfalt, eine aussagekräftige Überschrift zu erzeugen; es gebietet der gesunde Menschenverstand; … es gibt so viele Gründe, warum „Keywords“ in einer Überschrift auftauchen sollten.

Jedes Mal, wenn ich dann auf irgendwelchen SEO-Seiten in Anleitungen lese, man müsse Keywords in Überschriften packen, muss ich an die Einfalt denken, die es benötigt, etwas in der Form als eigene Idee verkaufen zu wollen.

Mein Beitrag weist an dieser Stelle einen Bruch auf. Denn die eigentliche Aussage ist getan, und doch hab ich kein allzu gutes Ende gefunden. Entsprechend ist die Kohärenz vom vorherigen zu diesem Absatz nicht mehr gegeben und ein Qualitätsmerkmal für Textverständlichkeit, wie es in den Kommunikationswissenschaften angegeben wird, nicht erfüllt. Sollte ich mir also Gedanken machen, ob Google diesen Beitrag in irgendeiner Weise herabstuft? Es ist mir einerlei.

Google, und unser Verhältnis dazu

Doch ich bin aus eigenem Interesse an einem guten Abschluss interessiert, und also nehme ich noch einen zweiten Kommentar als Ausgangspunkt, eine Art Antwort darauf zu formulieren. Denn ein Lutz kommentierte bei Karl Kratz, dass es ihm egal sei, sich von Google abhängig zu machen, und dass er auf andere Formen, an Besucher zu kommen einen feuchten Kehricht gibt. Zitat:

„Google ist halt die Nummer 1 Suchmaschine und über 90% der Menschen suchen darüber. Da kann man doch nicht selbst Schuld sein, wenn man versucht seine Seite dort oben zu finden. Was bringt das, wenn man sich auf Yahoo oder Bing konzentirert? Die 10% dort brauche ich nicht…“
Lutz

Doch, lieber Lutz, man kann selbst Schuld sein, wenn man sich so sehr darauf versteift, dass man vergisst, dass das Internet schon vor Googles Existenz funktioniert hat und Besucherströme gelenkt hat. Es gibt dort draußen etliche Blogger, die ein Lied darauf anstimmen können, was ein Stammleser Wert ist, und wie viel Arbeit es kostet, überhaupt so eine Stammleserschaft aufzubauen. Es gibt Leute, die konsultieren noch heute Robert Basic, obgleich dieser nicht mehr unter Basic Thinking bloggt. Es gibt z. B. die Netbooknews von Sascha Pallenberg. Dieser erklärte kürzlich mal auf GooglePlus, wie viele Besucher er von Facebook erhalten hat und im Vergleich dazu nun auch von GooglePlus. Vielleicht hab ich mich da auch vertan, und ich meinte eigentlich den Carsten von Stadt-Bremerhaven. Beiden gemein ist aber, dass sie Stammleser haben, die nicht den Weg auf ihre Seite finden, weil sie über Google nach den Inhalten derselben gesucht haben.

Neben den Social Networks gibt es heute (und damals) noch weitere Knoten, die einem Besucher bringen können. Social-Bookmarking-Dienste zum Beispiel. Außerdem gibt es die ganz profane Mund-zu-Mund-Propaganda. Und die wiederum könnte man mit weniger Phantasie als man zunächst annimmt, sogar in der Blogosphäre manifestiert sehen.

Wenn man nun ein Plädoyer formulieren müsste, dann vielleicht folgendes: Das Internet hat auch vor Google funktioniert, und tut es auch immer noch. Das ist natürlich recht kurz gegriffen. Zum Ausdruck bringen möchte ich, dass am Ende des Tages qualitative Inhalte über verschiedenste Kanäle zu Stammlesern führen können, und selbst wenn das Qualitätskriterium nicht erfüllt wird, können Inhalte Gleichgesinnte interessieren. Wir haben vor Google auch im Internet gesurft – also tun wir es wieder.


Ähnliche Nachrichten

Passende Angebote