iOS 5 im Überblick: Notification Center, Newsstand, Reminders, iMessage und mehr

mz, den 6. Juni 2011
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Soeben wurde auf der offiziellen Eröffnungskeynote der World Wide Developers‘ Conference neben der iCloud und Mac OS X Lion auch die nächste Generation von iOS vorgestellt. Während Endnutzer auf die finale Version warten müssen, die im Herbst erscheinen soll, bekommen Entwickler schon heute das dazugehörige SDK. Aber was wird iOS 5 bringen?

Zunächst einmal wird iOS 5 auf allen Geräten laufen, die auch mit iOS 4.3 kompatibel sind.

Die ursprüngliche Befürchtung, dass das iPhone 3GS nicht mehr unterstützt wird, hat sich damit nicht bewahrheitet. Eventuell werden Besitzer eines iPhone 3GS oder eines iPod touch 3G aber auf einige der Features verzichten müssen – so war es schon bei iOS 4 für iPhone 3G-Nutzer.

In der Präsentation sprach Scott Forstall von über 1500 neue APIs, von denen Entwickler in ihren eigenen Apps Gebrauch machen können. Zehn der neuen Funktionen hat er gleich vorgestellt.

Die bisher in iOS benutzten Push Notifications wurden in der Vergangenheit immer wieder kritisiert. Apple hat die Klagen erhört und das System grundlegend überarbeitet.

Die Popup-Fenster, die sich über alle Apps legen – sei es Twitter, ein Spiel oder eine E-Mail, die man gerade tippt – strapazierten zuweilen die Nerven der Nutzer. Das neue Notification Center zeigt eine ganz andere, nutzerfreundliche Herangehensweise. Es arbeitet weitestgehend unsichtbar auf dem Home-Screen und lässt sich mit einer Wischgeste von oben nach unten in den Vordergrund ziehen. Es erscheint dann eine Liste mit Neuigkeiten, in der alles gesammelt wird, was in den verschiedenen Apps anfällt. Wenn man sein Gerät gerade nutzt, wird von oben eine Nachricht eingerollt, die später wieder verschwindet. Auch auf dem Lock-Screen sind die Benachrichtigungen zu sehen. Ein klein wenig erinnert dieses System an Android.

Für alle Leseratten ist die Funktion „Newsstand“. Wer beispielsweise über iBooks ein Zeitschriftten-Abonnement abschließt, bekommt in Newsstand all seine Abos angezeigt. In der App werden sie automatisch heruntergeladen, sind dann offline verfügbar und werden in einem Zeitschriftenregal optisch ansprechend präsentiert.

Im Vorfeld der WWDC wurde viel über eine Twitter-Integration spekuliert. Und tatsächlich: Twitter hat den Weg in das System geschafft. Einmal in den Einstellungen hinterlassen, muss man seine Login-Daten nicht mehr in jeder einzelnen App eingeben; Alle möglichen Apps können dann über eine neue Schnittstelle Tweets über erreichte Spielstände, lesenswerte Nachrichtenartikel, Facebook-Seiten etc. absenden. Standardmäßig können Fotos aus dem Fotoalbum oder von der Kamera getwittert werden, auch URLs aus Safari sind ruck zuck im Mikroblog.

Apropos Kamera: Die Standard-Kamera-App hat ebenfalls einige Neuerungen zu bieten. Schon auf dem Lock-Screen ist nun ein Kamera-Icon zu sehen, über das sofort Fotos gemacht werden können. Selbst, wenn die Code-Sperre eingeschaltet ist, kann so ohne große Umwege direkt fotografiert werden. Vorhandene Bilder können auf diesem Weg aber nicht angeschaut werden. Außerdem ist das unmöglich geglaubte wahr geworden: Nach diversen Versuchen von Entwicklern, eine Auslösefunktion auf die Lautstärkeknöpfe zu programmieren, und folgenden Rausschmissen aus dem App Store hat Apple nun tatsächlich selbst die Möglichkeit eingebaut, mit dem Button zum Erhöhen der Lautstärke Fotos zu schießen – und das Ganze ohne Jailbreak! Ja, liebe Freunde, darauf mussten wir bis zur Version 5 des marktführenden mobilen Betriebssystems warten – und bis zum Jahr 2011. Noch dazu kann nun durch Auseinanderziehen der Finger der Digitalzoom betätigt werden – so spart man sich das mühselige Zielen auf den Zoombalken im Bild.

Zwei Drittel aller mobilen Zugriffe auf das World Wide Web werden mittlerweile mit Mobile Safari getätigt. Und um diesen Anteil weiter zu steigern, bekommt auch der iOS-Browser neue Funktionen. Zum Beispiel Safari Reader, mit dem sich ganz wie schon auf dem Mac all das ausblenden lässt, was stört. Nur noch der Text des zu lesenden Artikels bleibt auf dem Display. Das bereits in OS X 10.7 Lion entdeckte Feature namens „Reading List“ arbeitet ebenso in iOS 5 wie schon zuvor alle Drittanbieterdienste wie Read it Later oder Instapaper – die Gerüchteküche hat hier also Recht behalten.

Außerdem nun mit dabei: Tabbed browsing. Wie auf dem Mac können nun in Mobile Safari mehrere Tabs nebeneinander betrieben werden. Das erhöht die Übersicht und erspart viel Tipperei.

„Reminders“ heißt eine weitere Neuerung, die eine Mischung aus To-Do-Liste und Einkaufszettel ist. Zu erledigende Dinge können hier vermerkt, mit einem Datum und Alarm sowie einem dazu gehörenden Ort versehen werden. All das synchronisiert sich dann zwischen allen benutzten Geräten und natürlich auch mit iCal auf dem Mac. Ein hübsches neues Icon ist hier natürlich inklusive.

Die Fotos-App ist die nächste, die grundlegend überarbeitet wurde: Mit den neuen Kamera-Funktionen geschossene Fotos können hier nun direkt bearbeitet und verbessert werden. Für einfache Verschönerungen kann also auch hier auf entsprechende zusätzliche Apps verzichtet werden. Dazu gehört das Zuschneiden, Drehen, Reduzieren von roten Augen und ein so genannter „one-click-enhancer“, mit dem automatisch die beste Farbbalance auf das Bild angewendet wird. Und dann? Siehe oben: Ab damit zu Twitter!

Auch iOS-Mail wurde gründlich verbessert: Nicht nur diverse Kleinigkeiten wie Rich Text Formatting und die Möglichkeit, verschiedene Texteinzüge einzubauen, gehören zu den neuen Funktionen. Auch E-Mail-Adressen müssen nun nicht mehr umständlich in mehrere Felder eingegeben, sondern können einfach aus anderen Mails oder Feldern mit dem Finger an die gewünschte Stelle gezogen werden. Mails können markiert und durchsucht werden und nun auch S/MIME-Inhalte darstellen.

Auf dem iPad kann die Tastatur nun zur verbesserten Bedienung mit den Daumen aufgeteilt werden, so dass jeweils eine Hälfte an den beiden Bildschirmrändern „angedockt“ ist. Ob und wie sehr dies beim Tippen hilft, wird man erst ausprobieren müssen.

„PC Free“ ist, was der Name andeutet: Das Kabel fällt weg. Nicht nur können iOS-Geräte in Zukunft ohne angeschlossenen Computer aktiviert und in Betrieb genommen werden. Over-the-Air-Updates versorgen iPhone, iPod touch und iPad ohne Umwege zudem über iTunes mit den benötigten Updates. Damit nicht genug: Mit dem Begriff „Delta-Updates“ bezeichnet Apple eine Vorgehensweise, von der sich viele bereits seit Jahren fragen, warum man in Cupertino darüber nicht nachdenkt: Es werden nur noch die Dinge im Betriebssystem verändert, die wirklich erneuert wurden, ohne alles auf dem Gerät komplett zu ersetzen. Hier ist ein erneuter Hinweis angebracht: Wir schreiben Juni 2011. Aber besser spät als nie.

Das Spiele-Netzwerk „Game Center“ wartet ebenfalls mit neuen Funktionalitäten auf: Die mittlerweile 50 Millionen Nutzer können nun auch innerhalb von zugbasierten Spielen mit ebenfalls in Game Center angemeldeten Freunden zusammen spielen. Noch dazu gibt es zukünftig die Möglichkeit, interessante Spiele direkt über das Game Center zu laden, so dass auch hier nicht erst der App Store aufgerufen werden muss.

Das letzte heute vorgestellte Feature nennt sich „iMessage“ und dürfte vielen BlackBerry-Nutzern bekannt vorkommen: Es handelt sich um eine App, die den Austausch von Kurznachrichten zwischen allen iOS-Geräten realisiert. Damit tritt Apple auch hier in Konkurrenz zu Diensten wie WhatsApp (mit dem Unterschied, dass dies für mehrere Plattformen erhältlich ist). Neben reinem Text lassen sich selbstredend auch Fotos und Videos, darüber hinaus auch Kontakte austauschen. Außerdem kann man seine Nachrichten über iMessage auch an Gruppen von Personen senden. All das funktioniert über 3G und über Wi-Fi-Netzwerke.

Gedulden müssen sich alle, die es nun nicht erwarten können, all die tollen neuen Funktionen auszuprobieren, allerdings noch bis zum Herbst. Denn erst dann wird iOS 5 für alle zugänglich. Registrierte Entwickler bekommen bereits heute das zugehörige SDK, um ihre Apps iOS-5-kompatibel zu machen.

Alles in allem handelt es sich in der Tat um einen riesigen Haufen an lang erwarteten Neuerungen, aber auch vielen Überraschungen. Apple hat mittlerweile eine eigene iOS-5-Homepage bereitgestellt, die – wenn auch bisher nur auf Englisch – über alle wichtigen Features informiert.


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