Missverständnisse #1 – Sid Meier’s Civilization IV: Colonization

Alexander Trust, den 19. Januar 2011

Mit der ersten Ausgabe von Missverständnisse wollen wir neben unserer Kurznachrichten-Rubrik Kurz und knapp ein weiteres, hoffentlich langlebiges Format aus der Taufe heben. Ausgabe #1 hat Sid Meier’s Civilization IV: Colonization zum Thema.

Nicht jedes Mal wird es wie dieses Mal, doch wahrscheinlich werden wir häufiger auf Missverständnisse auf Seiten der Nutzer zu sprechen kommen. Unser erstes Beispiel in Ausgabe 1 stammt aus dem Mac App Store, den Apple kürzlich eingeführt hat. Dort kommentiert der Nutzer Ge1032 über seine Unzufriedenheit und die nicht erfüllten Erwartungen.

Der Ahnungslose

Ge1032 hat offenbar mit einem Echtzeitstragiespiel wie Age of Empires oder Command & Conquer gerechnet und ist maßlos enttäuscht, dass er es mit rundenbasierter Strategie zu tun bekommen hat. Seine Bewertung im Mac App Store fällt deshalb verheerend aus. Er gibt Sid Meier’s Civilization IV: Colonization nur einen von fünf möglichen Sternen. Jeder, der sich mit Computer- und Videospielen halbwegs auskennt, weiß, dass es sich bei Civilization schon immer um rundenbasierte Strategie handelt. Bei jemandem wie mir, der sich schon 23 Jahren mit der Materie beschäftigt, läuten in so einem Fall die Alarmglocken. Denn grundsätzlich interpretiere ich das Zustandekommen der schlechten Wertung als Missverständnis. Doch darüber hinaus finde ich sie unfair. Denn der „Ahnungslose“ hat sich ein Spiel gekauft, dass auf dem Screenshot toll aussah und kannte sich nicht besser aus. Seine eigene Torheit nun wälzt er schließlich auf das Spiel ab. Zitat:

„Mag sein das (sic!) es für Spieler der ersten Stunde eine Art Kult ist. Für mich, der das Spiel das erste mal (sic!) gespielt hat, ist es einfach mal ne Menge Geld in den Müll geworfen. Ich habe mich wirklich intensiv bemüht, das Spiel sinnvoll zu spielen. Aber, das ist vom Gameplay von vor-vor-vorvorgestern. Die Grafik, grausam, und dann dieses total behämmerte ein zug-warten-ein zug-warten——-nene, das ist mir gar nichts.

Wer sowas wie Age of Empires oder C&C Like erwartet, wird auch seinen Papierkorb mit diesem Spiel hier füllen.“

Wenn Ge1032 bemängelt hätte, dass der Preis im Mac App Store 4 Euro über demjenigen auf Steam liegt, z. B., oder wenn er kritisiert hätte, dass im Mac App Store jetzt etwas Einzug hält, dass Mac-Spieler schon vor einem Jahr im Handel hätten kaufen können, dann könnte man ihm beipflichten. Persönlich habe ich für so eine Meinungsäußerung kein Verständnis, und gerade weil ich hier ein Missverständnis entdeckt habe und darüber aufklären wollte, habe ich eine neue Rubrik bei IchSpiele aus der Taufe gehoben. Denn es gibt dort draußen super viele Missverständnisse, und vielleicht liest ja nur einer diesen Beitrag, aber vielleicht wird gerade bei diesem das Missverständnis vermieden. Damit ein eigentlich gutes, rundenbasiertes Strategiespiel nicht unter der Unwissenheit der Nutzer leiden muss, und von diesen für die eigenen Verfehlungen auch noch bestraft wird.

Die Sprachbarriere

Man muss aber auch sagen, dass weder im neuen Mac App Store, noch im iTunes-Store jeder Anbieter alles dafür tut, dass seine Botschaften ankommen. Viel zu viele Anbieter sind sich nicht über den massiven Einfluss der Sprachbarriere im Klaren. Wenn man sich das sprachliche Niveau vieler Benutzerwertungen auch bei Amazon, Testeo, Guenstiger oder sonst wo durchliest, stellt man schnell fest, dass viele Leute ein Problem mit der eigenen Sprache haben. Wie sollen sie dann erste eine Fremdsprache meistern? Da nützt es dann wenig, dass Aspyr, die mit Application Systems Heidelberg ja eine deutsche Retail-Version veröffentlichten, es nicht schafft, die Infotexte im Mac App Store in deutscher Sprache anzubieten.


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