Asphalt 6: Adrenaline für iPhone im Test
Stefan Keller, den 31. Dezember 2010Der mittlerweile sechste Teil der Asphalt-Serie von Gameloft hat es auf das iPhone geschafft. Ob das Adrenalin, das im Untertitel versprochen wird, wirklich fließt und wie sich der Racer sonst schlägt, sagen wir euch in unserem Review.
Für Adrenalin-Junkies
Das namensgebende Adrenalin soll bei den Rennen dann fließen, wenn der Wagen mit vollgeladenem Nitro-Tank über die Straßen fegt. Dann nämlich wird so gut wie alles zur Nebensache. Die Grafik wird auf das Wesentlichste reduziert; nur noch Autos und in groben Zügen die Streckenführung sind zu sehen. Während unter „normalen“ Bedingungen Unfälle mit dem Gegenverkehr eine „Verschrottung“ des Wagens zur Folge haben, wird im Adrenaline-Modus einfach alles weggeboxt, was nicht ausweicht. Besonders gut macht sich dies, um wieder den Anschluss zu finden, nachdem der eigene Wagen der Leitplanke „hallo“ sagen wollte und bei Eliminierungsrennen, bei denen die Gegner in vorgegebener Zeit möglichst oft an die Wand gedrückt werden müssen.
Großer und namhafter Fuhrpark
Kommen wir zu den Protagonisten im Spiel, den fahrbaren Untersätzen. Derer gibt es 42 im Spiel, darunter nicht nur Autos, sondern auch Motorräder. Jedes einzelne Modell ist dabei ein original lizenziertes eines namhaften Herstellers, beispielsweise Ferrari, Lamborghini, Ducati oder Ford.
Diese Karossen könnt ihr auf insgesamt zwölf Rennstrecken ausführen. Sie sind allesamt in einem bestimmten Teil der Welt angesiedelt, beispielsweise in Frankreich oder Japan und spiegeln damit ihre Eigenarten wider.
Für jede Strecke gibt es eine Reihe von Rennmodi, darunter der Klassiker wie das Normalrennen, aber auch eigene Variationen, beispielsweise das Drift-Rennen, bei dem in vorgegebener Zeit eine bestimmte Anzahl an Driftpunkten erreicht werden muss.
In der Karriere waren insgesamt 55 Rennevents auf euch, die alle Rennmodi beinhalten. Ab und an wird dafür ein neuer Wagen notwendig. Das Leben des vorhandenen kann durch freischaltbare Tuning-Maßnahmen verlängert werden. Was auch immer getan werden muss, um weiter zu kommen: Am Geld sollte es nicht scheitern, denn das gibt es reichlich in Asphalt 6: Adrenaline. Nicht nur, dass es wie vom Vorgänger bekannt auf der Straße liegt, bringt auch das Zerstören der Umgebung und Auffahrunfälle eine Menge Geld auf das Konto.
Das Unreal Tournament unter den Rennspielen
Um sich von anderen Rennspielen etwas abzuheben, wurde Asphalt 6 betont arcade-lastig gestaltet. Das ist soweit noch nichts Neues, doch fällt relativ schnell auf, dass eine Kommentatorin jetzt nicht nur Rennmodi erklärt, sondern ganz wie beim PC- und Konsolenshooter Unreal Tournament das Geschehen auf der Strecke kommentiert. Wir fanden das eine witzige Idee; leider (oder zum Glück) ist der Kommentar nur in englischer Sprache verfügbar. Etwas unschön ist die hohe Kompressionsstufe dabei: Der Kommentar klingt ziemlich verrauscht.
Ansonsten bietet Asphalt 6: Adrenaline gewohnte Arcade-Raser-Kost. Ein extrem ausgeprägter Gummiband-Effekt sorgt dafür, dass sich niemand nennenswert absetzen kann und für sonstige Randale gibt es Geld. Dies wird auf dem Bildschirm dann mit „Verrücktes Fahren“ oder „Stadtinferno“ gewürdigt. Als eine Art Nebenmission gilt es meist eine bestimmte Punktzahl beim Driften zu erreichen, möglichst selten seinen Wagen zu schrotten oder möglichst oft Gegner aus dem Rennen zu nehmen.
Apropos Gummiband-Effekt: Davon sollte sich niemand abschrecken lassen. Erfahrungsgemäß ist es so, dass alle Gegner beim Start an einem vorbeiziehen, aber nach spätestens zwei Kurven sind diese wieder in Reichweite – mit oder ohne Einsatz des Nitro.
Grafik: Gefühlt keine Verbesserung
Tatsächlich wäre es unfair, sich der Meinung im App Store und dem eigenen Eindruck sofort anzuschließen, denn im direkten Vergleich ist die Grafik gegenüber Asphalt 5 deutlich verbessert worden. Jedoch kommt dies, zumindest auf dem iPhone 3GS, nicht so an. Das mag an der Konkurrenz liegen, die dieses Jahr mit Need For Speed: Hot Pursuit und Real Racing 2 die Messlatte ordentlich nach oben gelegt haben, aber wo Asphalt 5 letztes Jahr noch Begeisterungen auslöste, ist Asphalt 6 eine logische Weiterentwicklung, optisch aber kein Feuerwerk.
Steuerung: Verbessert, aber…
Gelenkt wird jetzt standardmäßig mit dem Beschleunigungssensor des iOS-Geräts. Das ist für das Driften einerseits zwar gut, weil so wesentlich besser die Spur gehalten werden kann, für das normale Fahren hingegen reagiert die Auswertung des Neigungssensors etwas zu schwammig. Dass es besser geht, zeigen Genre-Kollegen wie Need For Speed.
Fazit
Asphalt 6: Adrenaline ist ein durchaus guter Arcade-Racer, der aber nicht ganz mit dem Charme seines Vorgängers mithalten kann. Dafür ist die Grafik zu steril und die Steuerung zu schwammig. Für die Hälfte des Geldes bekommt ihr mit Need For Speed: Hot Pursuit einen Racer, der besser aussieht, sauberer lenkt und noch mit verrückten Waffen glänzt. Oder ihr investiert zusätzlich 2,50 für Real Racing 2, das grafisch über alle Zweifel erhaben ist, aber dafür ohne das Durchgeknallte auskommt.
Kurz: Wer ein UT mit Rennspielkulisse sucht, wird in Asphalt 6 fündig, alle anderen sollten vielleicht lieber bei der Konkurrenz vorbeischauen.