Real Racing 2 für iPhone im Test
Stefan Keller, den 18. Dezember 2010Rennspiele für Apples iOS-Plattform gibt es einige, doch nur wenige wagen sich in Richtung Simulation. Das Gran Turismo auf dem iPhone will Real Racing 2 aus dem Hause Firemint werden. Ob wir es mit dem nicht ganz billigen Racer heil bis zur Ziellinie schaffen, lest ihr in unserem Review.
Am Anfang war die Karriere
Natürlich braucht man als angehender Rennfahrer vor allem eins: Talent. Nein, war gelogen – man braucht natürlich Geld. Am Anfang reicht es nur für ein kleineres Auto, beispielsweise den VW Golf GTI. Welchen Wagen wir uns aus der Auswahl aussuchen, ist dabei relativ egal, das Spiel verspricht uns, dass die Vehikel alle konkurrenzfähig sind. Talent ist nicht ganz so wichtig, denn eine Reihe von optionalen Fahrhilfen stehen untrainierten Hobby-Rennfahrern helfend zur Seite.
Über zehn Stunden, so verspricht es der Hersteller, soll euch die Karriere bei Laune halten. Dabei fahrt ihr der Reihe nach auf allen 15 Strecken in verschiedenen Rennmodi (z. B. Meisterschaft, Kopf-an-Kopf-Rennen oder Eliminierungen). Um mit dem Feld mitzuhalten, müsst ihr ab und an euren Wagen tunen oder euch ein neues Auto kaufen. Netterweise warnt die Software davor, mit einem unterlegenen Fahrzeug zur Strecke zu kommen.
Großer Fuhrpark und lizenzierte Strecken
Zur Auswahl stehen 15 Strecken, die sich die Entwickler nicht etwa ausgedacht haben, es sind allesamt bekannte Rennstrecken, die detailgetreu nachgebaut wurden. Unter anderem findet sich der Monza-Grand-Prix wieder. Auf diesen Strecken fahrt ihr mit einem von insgesamt 40 Autos namhafter Hersteller wie BMW, VW, Lotus oder Chevrolet. Zudem lässt sich das Leben eines Wagens durch Tuning verlängern. Dieses ist vorhanden, aber recht einfach gehalten. Ihr sucht euch aus, was aufgebohrt werden soll und das Spiel teilt euch mithilfe einer fiktiven Leistungszahl mit, wie viel diese Operation bringen wird.
Während der Fahrt stehen euch diverse Ansichten zur Verfügung. Voreingestellt ist die Cockpit-Ansicht, die ziemlich an Need For Speed: Shift erinnert. Ebenfalls verfügbar ist eine Kamera auf der Motorhaube sowie zwei Außenansichten. Allerdings bekommt ihr in der Cockpit-Ansicht am meisten vom Rennen mit, zumal es sich am ehesten nach einem richtigen Rennen anfühlt.
Damit ihr euch auch ein bisschen ordentlich durch die Kurven schleicht, gibt es ein Schadensmodell, das eure Wagen demoliert, wenn ihr zu ruppig fahrt. Dieses beschränkt sich aber auf Stoßstangen und Rückspiegel, die erst wackeln und bei weiteren Aufprällen schließlich abfallen. Die Animation der Teile, die nur noch durch ihre eigene Trägheit am Auto festhalten, ist jedoch sehr schön gelöst.
Grafik auf Konsolenniveau
Die Mint3D-Engine, wie Firemint Pty Ltd. das zugrundeliegende Stück Software getauft hat, ist ein wahres Wunderwerk. Optimiert wurde die Engine für das iPhone 4, doch auch auf dessen Vorgängermodell stellt die Optik so ziemlich alles in den Schatten, was wir jemals auf iOS-Geräten zu sehen bekamen. Spätestens mit diesem Titel bekommt die PlayStation Portable hochoffiziell Konkurrenz, was die Optik auf mobilen Spieleplattformen angeht.
Die Engine sieht aber nicht nur gut aus, sondern bietet zudem eine hohe Performance. Ihr fahrt eure Rennen zusammen mit 15 anderen Fahrern, gleichzeitig. Über das Internet schafft Real Racing 2 diese Anzahl sogar im Mehrspielermodus. Im lokalen WLAN-Netzwerk ist die Spielerzahl jedoch auf 8 Rennfahrer beschränkt. Allerdings fiel, besonders am Ende des Feldes, auf, dass die Engine doch etwas ins Schwitzen kommt, wenn viele Objekte gleichzeitig zu sehen sind. Dies ist aber nur am Anfang eines Rennens gegeben, wenn sich einzelne Gruppen voneinander absetzen und daher nicht alle Autos gleichzeitig zu sehen sind, klappt’s auch wieder mit der Framerate.
Die Ladezeiten sind dabei durch die Bank angenehm kurz, etwa 5 Sekunden müssen wir durchschnittlich auf dem 3GS warten, bevor ein Rennen startet.
Getrübt durch Bugs
Nach all dem Lob kommen wir nun zu den weniger erfreulichen Aspekten von Real Racing 2. Das Spiel leidet unter einer Vielzahl von Bugs. Beispielsweise wird das erste Rennen komplett geräuschlos ablaufen, denn bei aktiviertem Intro-Trailer (den man durch Tippen mit zwei Fingern überspringen kann) ist das Spiel anschließend lautlos. Außerdem haben die Entwickler nicht verhindert, das iPhone schlafen zu legen. Sind alle Fahrhilfen aktiviert, kommt es durchaus vor, dass der Spieler eine Minute lang gar nicht auf den Bildschirm greifen muss (um zu bremsen) – infolgedessen wechselt das iPhone in den Standby-Modus, was wiederum nach dem Aufwecken zu einem Absturz führt.
Fazit
Wir reden hier nicht über irgendein Rennspiel, sondern über Real Racing 2 . Und da ist der Name Programm – es ist quasi das Gran Turismo auf dem iPhone. Viel mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Die knapp 8 Euro sind zwar ziemlich teuer für ein iPhone-Spiel, aber definitiv gut investiert, denn das Erlebnis des Rennsports, das Real Racing 2 zu übermitteln vermag, ist bisher unübertroffen, selbst plattformübergreifend. Da ist es wirklich schade, dass nach all dem Positiven die Bugs noch in die Wertung hineinpfuschen.
Rennsportfreunde sollten diesem Titel unbedingt eine Chance geben, besonders wenn die Bugs nach einem Update behoben sind.