Microsoft-Optimismus: Apple in 2 Jahren mit Windows Phone 7 einholen
rj, den 8. Dezember 2010Der Leiter des Windows Mobile Phone 7-Programms bei Microsoft, Joe Belfiore sprach von zwei Jahren, die man brauche, um den Vorsprung Apples und Googles auf der mobilen Plattform einzuholen. Die Frage ist nun, ob das nun ein Eingeständnis ist oder andererseits eine (zu) optimistische Sicht auf eine eher trübe Zukunft.
Die zwei Jahre Rückstand habe der Microsoft-Leiter „zugegeben“, so der AppleInsider. Zwei Jahre sind eine extrem lange Zeit im Mobilbusiness – 2008 sprach man noch wenig von iPads, um das naheliegende Beispiel zu bemühen – nur ist die Frage, ob die Aussicht auf ein „Einholen“ für Microsoft momentan nicht generell überoptimistisch scheint.
Faktisch kämpft der Redmonder Konzern mit schwindenden Marktanteilen an vielen Fronten – auf dem Desktop holt der Mac auf, die Windows-Plattform konnte nach Vista mit Win7 eher stabilisiert denn auf die Überholspur gebracht werden. Cash Cows wie das Office-Paket werden zunehmend von den kostenlosen Alternativen bzw. Cloudservices a la Google Docs angegriffen, die Mobilsektion bei Microsoft konnte in der Vergangenheit nicht unbedingt mit Erfolgen glänzen.
Apple hat mit einer ganzen Reihe von inzwischen selbstverständlichen UI-Features den Mobilsektor revolutioniert, Google hat mit Android gut nachgezogen und kann insbesondere die Vorteile der offenen Plattform und deren Dynamik ausspielen. Microsoft hingegen wird seine Windows Phone 7-Plattform nicht ansatzweise so offen gestalten wie Google das mit Android vormacht – der „abgesägte“ jailbreak spricht Bände – und steht weiterhin vor einer unbequemen Wahl: Nutzt man die Synergieeffekte mit der Windows-Plattform auf dem Desktop, kann man zwar zukünftige Windows-Mobile-User vom Rechner aus abholen, setzt man – wie sich aktuell andeutet – auf einen konsequenten Bruch mit der desktop-typischen Windows-UI, halten sich die Useability-Vorteile der „Windows-Monokultur“ mobil und am Desktop in engen Grenzen.
Bleibt eine nicht schlafende Konkurrenz, die der angesagten Windows-Aufholjagd der kommenden zwei Jahre nicht tatenlos zusehen wird sowie die bisherige Erfahrung mit MS, die darauf hindeutet, dass man sich in Redmond mit dem Abschneiden alter Zöpfe tendenziell schwer tut und wichtige neue Trends gelegentlich verschläft. Anders als zu den Browserkrieg-Zeiten der Neunziger hat man auch etwas flexibere und innovativere Gegner in einem weitaus heterogeneren Markt, die eben nicht mit der simplen Vorinstallation der eigenen Alternativen abgeholt werden können.
Insofern: auf den Mobilmarkt des Jahres 2013 kann man gespannt sein. Zugegeben – Android und Apple sind dabei prognosentechnisch ebenso naheliegende Platzhirsche, wie es vor wenigen Jahren noch Nokia oder Motorola waren.