Test: Modern War: Somalian Pirates
Martin Vaßen, den 22. November 2010Am 24. November 2010 erscheint ein neues Action-Spiel von Publisher rondomedia. Modern War: Somalian Pirates lautet der Titel des PC-Spiels. Wir von IchSpiele durften vorab schon mal eine Betaversion testen, die so weit weg von der fertigen Fassung nicht sei, gab man uns zu verstehen. Deshalb durften wir auf Grundlage der uns vorliegenden Version schon ein Urteil fällen: Was Ihr von dem neuen Game erwarten könnt, erfahrt Ihr in diesem Review.
In Modern War: Somalian Pirates kämpft der Spieler, wie der Titel es vermuten lässt, gegen die Piraterie am Horn von Afrika. Als Söldner einer privaten Sicherheitsfirma bekämpft man die Freibeuter mit verschiedenen Waffen aus der Luft oder von See aus. Beim Publisher hört sich das in etwa so an: Modern War sei eine Mischung aus Action, Taktik und Simulation mit „gesellschaftspolitischem“ Hintergrund, wie es in einer Pressemitteilung hieß. Doch von Beginn an wird klar, dass hier Strategie nur eine untergeordnete Rolle spielt.
Rette mich
Das Spielschema ist dabei immer dasselbe: Eine Reederei oder andere private Klienten beauftragen euch damit, ihr Schiff sicher über das Meer zu geleiten. Dieses wird von Piraten angegriffen und der Spieler muss verhindern, dass das Boot geentert wird. In Modern War werdet ihr dazu hinter das Geschütz eines Schnellbootes oder eines Blackhawk-Hubschraubers versetzt. Die verschiedenen Schiffe und Hubschrauber darf der Spieler selber lenken und teilweise zwischen der Position des Piloten oder des Schützen wechseln. Die somalischen Freibeuter rücken in Wellen aus, und aus allen verschiedenen Himmelsrichtungen an. Mit dem Bordmaschinengewehr muss man die Piraten jetzt aufs Korn nehmen und ihre Schiffe versenken, um den Schutzauftrag zu erfüllen.
Während die Feinde anfangs nur auf kleinen Kanus anrücken, greifen sie in späteren Missionen auf gepanzerte Schiffe zurück und verwenden Raketenwerfer. Sie stellen dann eine echte Gefahr dar. Denn die spielbaren Fahrzeuge sind nicht unzerstörbar und die Besatzung nicht unsterblich. Werden Eure Schiffe zu schwer beschädigt, fangen sie Feuer und müssen auf Tastendruck repariert werden. Der Hubschrauber besitzt zudem nur eine begrenzte Anzahl an Täuschkörpern, um feindlichen Beschuss abzulenken. Könnt Ihr den Feind nicht rechtzeitig besiegen, heißt es Game Over und Neustart.
Routine
Leider entdeckt man in Modern War: Somalian Pirates keine Spieltiefe. Abwechslung sieht anders aus, denn alle Missionen spielen sich fast identisch. Zwar wechselt das Objekt, das geschützt werden muss (mal ein Frachter, mal ein Kreuzfahrtschiff), und auch das spielbare Gefährt wechselt zwischen Hubschrauber und Schnellboot, aber trotzdem macht ihr immer dasselbe. Jede Mission spielt auf dem freien Ozean, das heißt, dass man außer dem blauen Meer und dem Himmel kein anderes Terrain zu sehen bekommt. Die Nachtmissionen ändern an dieser Einschätzung wenig bis gar nicht. Der Spielablauf verkommt spätestens nach 10 Minuten zur Routine. Stoisches Ballern ist hier in einer Form zum Selbstzweck stilisiert.
Hinzu kommen noch Logikfehler im Spiel. Beispielsweise tauchen die Piratenschiffe einfach so aus dem Nichts auf. Wo eine Sekunde vorher nur ruhige See war, steuern jetzt plötzlich fünf Piratenschiffe auf euren Frachter zu. Seltsam ist außerdem, dass die feindlichen Kanus strikt auf euer Schutzobjekt zusteuern, obwohl die gesamte Mannschaft schon tot und über Bord gegangen ist. Auch die KI der Piraten scheint nicht vorhanden zu sein. Obwohl vor ihnen schon die brennenden Reste von einem halben Dutzend Kanus treiben, behalten sie stoisch ihren Kurs bei und gehen auf Kollision mit den brennenden Überresten. Vielleicht können die Entwickler hier zumindest mithilfe eines Updates ein wenig nachbessern.
Out of order
Der Schwierigkeitsgrad in Modern War: Somalian Pirates ist happig zu nennen. Zu oft geht dem Spieler bereits in den ersten Missionen die Munition aus, oder die Bordbesatzung segnet das Zeitliche. Das haben die Entwickler wohl ebenfalls bemerkt, weshalb sich in den Optionen die Möglichkeit findet, Munition im Überfluss einzustellen und die Besatzung unsterblich werden zu lassen.
Keine Offenbarung
Was es in rondomedias neuem Spiel nicht gibt ist ein Multiplayer-Modus. Zudem liegt dieser „Shooter“ grafisch einige Jahre hinter dem derzeitigen Stand der Technik zurück und kann in keinster Weise mit aktuellen Titeln mithalten.
Der Sound ist auch nicht besonders gelungen, Motoren und Waffengeräusche hören sich unglaubhaft an. Die Hintergrundmusik ist bestenfalls nervig und wechselt je nach Gefahrenlage übergangslos von Dudelei zu Möchtegernrockmusik. Sprachausgabe ist überhaupt nicht vorhanden obwohl sie an den wenigen Stellen, an denen kommuniziert wird, gut angebracht gewesen wäre. Stattdessen beschränkt sich das Spiel auf Untertitel mit teilweise unsinnigen Dialogen.
Last but not least ist die Steuerung äußerst unpräzise und reagiert oft erst nach sekundenlanger Verzögerung. Die wenigen Aktionen, die man zur Steuerung beherrschen muss, sind aber schon nach kurzer Einspielzeit verstanden.
Fazit
Modern War: Somalian Pirates verdient absolut keine Empfehlung. Das Spiel ist technisch nicht mal ansatzweise auf einem aktuellen Stand und der Spielspaß hält sich aufgrund mangelnder Abwechslung und Spieltiefe stark in Grenzen. Logikfehler runden das negative Gesamtbild ab. Zwar basiert dieser Test auf einer Betaversion, aber die ist schon so weit fortgeschritten, dass man nicht erwarten kann, dass sich noch viel an den Kritikpunkten ändern wird.
Auch die Thematik der Piratenüberfälle am Horn von Afrika ist sehr gewagt. Mit Modern War hat Somalian Pirates jedenfalls nichts zu tun. Die 30 Euro, die das Spiel kosten wird, kann man definitiv besser anlegen.