Textastic – Text-Editor mit Syntax-Highlighting für iPad im Test

Stefan Keller, den 17. Oktober 2010

Je nach Anwendungsfall kann das iPad durchaus als Laptop-Ersatz durchgehen. Für gängige Standardaufgaben wie Surfen oder Office-Arbeiten hat bereits Apple gesorgt, doch für Programmierer sah es bisher eher düster aus. Das ändert sich nun mit dem Texteditor Textastic. Ob Entwickler künftig ihren Laptop zugunsten des iPads zuhause lassen können, erfahrt ihr in unserem Review.

Funktionsumfang

Textastic ist ein Editor, wie es ihn für gängige Plattformen sonst zuhauf gibt. Er beherrscht Syntax-Highlighting für alle möglichen Sprachen. Nach Angaben von Alexander Blach, dem Entwickler der App, sollen es insgesamt über 80 verschiedene sein. In unserem Test wurden alle Dateien korrekt eingefärbt, egal ob es sich um JavaScript-, CSS-, PHP- oder Bash-Scripte handelte. Unterstützt werden auch die Dateikodierungen, mit denen man zu tun hat, beispielsweise UTF-8 für Unicode, ISO-8859-1 für Text-Dateien aus Windows oder MacRoman. Das Leben wird durch automatische Einrückungen erleichtert, die sich jedoch an der vorangegangen Zeile orientieren. Eine eingegebene öffnende geschweifte Klammer führt nach einem Zeilenumbruch also noch nicht zu einem automatischen Tab. Ganz interessant fanden wir die Suchfunktion, die die Treffer nicht nur im Quelltext hervorhebt, sondern gleich unter dem Suchfeld einen Code-Ausschnitt präsentiert.

Eingabemöglichkeiten

Die App arbeitet von sich aus mit der bekannten Bildschirmtastatur, die das iPad bietet. Zusätzlich gibt es praktischerweise eine Zeile, in der häufig gebrauchte Zeichen wie der Tabulator, Klammern in allen Variationen sowie der Slash und Backslash zu finden sind. Wird das Tastatur-Dock oder eine Bluetooth-Tastatur verwendet, verschwinden die meisten Tasten und es bleiben nur noch die Sonderzeichen übrig. Diese hätten nach unserem Geschmack ebenfalls verschwinden können, denn wenn eine echte Tastatur angeschlossen ist, sind die Sonderzeichen mit ihr schneller eingegeben als über den Bildschirm.

Limitierungen

Große Dateien kann man nicht bearbeiten, denn das Öffnen einer 5-MB-Datei führte nach einiger Zeit, in der nichts geschah, zum Absturz der App. Kleinere Dateien werden aber ohne Probleme geöffnet. Von der Dateigröße ist zudem die Arbeitsgeschwindigkeit der App enorm abhängig: Bereits bei wenigen Kilobytes kleinen Code-Schnipseln ist eine Eingabe erst nach kurzer Verzögerung zu sehen. Vergleichbar ist dies mit den Schlieren, die man von schnellen Bewegungen auf alten TFT-Bildschirmen kennt. Mit steigender Dateigröße verlängert sich diese Wartezeit jedoch, sodass das Editieren einer 2 MB-XML-Datei zur Geduldsprobe wurde.

Dateiaustausch

Textastic kann aus einer Reihe von Datenquellen Dateien öffnen. Der „normalste“ Weg ist jener über iTunes, mit dessen Hilfe Dateien ausgetauscht werden können. Eine weitere Möglichkeit ist die „Öffnen in“-Funktion auf dem iPad. Auf ähnlichem Wege können ebenso Dokumente aus Pages geöffnet werden. Dies scheint aber nur bei einer begrenzten Zahl von Dateitypen zu funktionieren. Die komfortabelste und zudem letzte Methode ist der Dateitransfer via WebDAV, sie benötigt jedoch eine Internetverbindung. Damit wären wir schon bei dem Knackpunkt, mit dem sich der Editor nur bedingt für unterwegs eignet: iTunes erlaubt es nicht, komplette Ordner vom Mac auf das iPad zu kopieren, weshalb eine Arbeit an einem Projekt allenfalls über WebDAV sinnvoll ist. Dies ist aber nicht Textastic anzulasten, denn es ist ein iTunes-Problem.

Zusätzlich zu den Import-Varianten bietet Textastic noch die Möglichkeit, Dateien als E-Mail zu versenden, sofern auf dem iPad ein E-Mail-Account eingerichtet ist.

Fazit

Textastic ist durchaus ein Text-Editor, der zu gefallen weiß. Er bietet für kleines Geld das, was man sich gemeinhin als einen universellen Editor vorstellen würde. Weniger begeistert sind wir vom sinkenden Tempo bei zunehmender Dateigröße und vom Umgang mit vielen Dateien, wobei hier der schwarze Peter woanders zu suchen ist. Dennoch wäre ein schöner Workaround gewesen, wenn die Software ZIP-Dateien entpacken könnte.

Insgesamt hält Textastic aber, was es verspricht, weshalb wir ihn, von beschriebenen Mankos abgesehen, durchaus empfehlen können.


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