Test: Batman: The Brave and the Bold für Wii
Alexander Trust, den 21. September 2010Ich hätte bei einer Umsetzung einer Zeichentrickserie mit vielem gerechnet, aber nicht unbedingt mit Warner Bros.‘ Plattformspiel Batman: The Brave and the Bold für Wii, das in unserem Review durchaus zu gefallen weiß.
Ich mag Superhelden, weil sie an den Heros in mir appellieren. Solche, die es nicht tun, können mich selten aus der Reserve locken. Warner Bros. Interactive Entertainment hat nun mit „Batman: The Brave and the Bold“ ein Jump and Run für Wii entwickeln lassen, das in Zeiten moderner 3D-Spiele einen ganz eigentümlichen Charme versprüht.
Als ich dem Kollegen Heinze mitteilte, dass er die Handheld-Version von „Batman: The Brave and the Bold“ testen würde, war ich fast ein bisschen neidisch. Immerhin hatte ich im Vorfeld die Aussagen des Herstellers verfolgt und mit angesehen, wie dort auf dem Nintendo DS butterweiches Parallax-Scrolling auf mehreren Ebenen in wunderschön gestalteten Spielabschnitten versprochen wurde. Mehr noch als Superhelden mag ich nämlich Plattformspiele.
Doch ich bekam mit der Wii-Version mein eigenes Jump and Run spendiert, das mich zuerst ein wenig seltsam empfing…
Tutorial
Der Einstieg in „Batman: The Brave and the Bold“ auf der Wii nimmt sich etwas merkwürdig aus. Zuerst hat man das Gefühl in medias res geworfen zu werden und freilich mit einem Endgegner „Scarface“ konfrontiert zu werden. Doch dann besiegt man ihn bereits durch simples Knöpfchendrücken! – Das kann doch nicht alles sein, dachte ich. Und richtig, da kommt noch viel mehr auf den Spieler zu.
In einem Tutorial können wir Aktionen üben – allerdings kann die auch erlernen, wer die Hinweistexte nicht abschaltet und dann sukzessive in den ersten Minuten und bei entsprechender Gelegenheit an die Aktionen erinnert wird. Wer das Tutorial gespielt hat und die Hinweistexte nicht ausstellt, der geht auf Nummer sicher. Wiederholung ist schließlich ein Mittel zum besseren Einprägen.
Koop oder nicht, das ist hier die Frage
Im Spiel kämpfen Batman und Robin und eine helfende Superhelden-Hand quasi Seite an Seite. Als Spieler kann ich mir aussuchen, vor Levelbeginn versteht sich, ob ich mit Batman oder Robin spielen mag. Die übrigen Helden sind „leider“ nur Beiwerk und viele von ihnen im DC-Universum eher die unbekanntere Spezies, wenn man mal von Flash oder Aquaman absieht. Diese müssen aber erst noch erspielt werden, und bis es soweit ist, dauert es ein wenig.
Schüttle mich, rüttle mich
Ich war zunächst skeptisch, hatte damit gerechnet, die Wiimote horizontal ausgerichtet zwischen beide Hände zu legen und sie wie einen Gamepad-Ersatz halten zu müssen. Doch „The Brave and the Bold“ macht durchaus Gebrauch von der Kombination aus Wii-Fernbedienung und Nunchuck und das nicht zu knapp. Je länger man spielt, desto fitter ist man in den Aktionen. Es gibt viele, aber nicht übertrieben viele. Und selbst Anfänger kommen gut durchs Spiel, weil man zwar ein Filigrantechniker sein darf, der alle Möglichkeiten des Kampfes ausnutzt, aber nicht sein muss. Man kann Gegner in die Luft schlagen, hinterher springen und sie fliegend weiter mit Schlägen eindecken. Man kann aber ebenso gut Fernwaffen wie den Batarang einsetzen. Letzteres ist zwar sehr effektiv aber dank der Energie, die dazu notwendig ist, nicht unendlich möglich. Ansonsten könnte man sich nämlich einen unausgewogenen Vorteil verschaffen. Natürlich ist Batman kein Martial Arts Fighter, der super viele Kombos beherrscht, doch es gibt einige Klassiker, die bei einem Sidescroller einfach dazu gehören – und die beherzigten die Entwickler von WayForward auch.
Nicht nur Gotham
Als Spielorte wird man durch diverse Level in Gotham City geschickt, sowie Science Island, London und über den Planeten Oa. Gesetzt den Fall ihr spielt die ganze Zeit über Batman, ist Robin stets an eurer Seite, andernfalls verhält es sich umgekehrt. Zu jeder Zeit kann ein Freund sich eine weitere Wii-Mote schnappen und in das Spielgeschehen einsteigen. Mehr als zwei Spieler sind allerdings nicht vorgesehen. Man möchte den klassischen Idealen von Sidescrollern eben nur ungerne die kalte Schulter der Moderne entgegenstrecken.
Die Schauplätze sind farbenfroh und detailliert. Selbst im Hintergrund bewegen sich manchmal Objekte oder man spielt mit den verschiedenen Ebenen, als bspw. Catwoman auf einem Straßenschild im Vordergrund sitzend dabei zusieht, wie das Dynamische Duo mundtot gemacht werden soll. Einige Aha-Effekte gibt es überdies. Als wir mit Batman und Robin in ein typisches Hochhaus einsteigen und dabei durch eine blickdichte Fensterscheibe deppern, geht es zunächst eine Weile in den Farben Schwarz auf Blaugrün weiter. Denn als Spieler können wir für einige Augenblicke nur noch die Umrisse der Spielfiguren sehen, so als Stünden sie hinter einer angeleuchteten Pappwand, um ihr Identität zu schützen.
Dazu kommt, dass man nicht nur Hüpfen und Schlagen kann. Gleiten ist erlaubt, entweder in Verlängerung eine Sprungs mit dem Umhang des Rächers höchstpersönlich, oder aber wir seilen uns an aufgespannten Schnüren entlang.
Synchro
Da das Videospiel einer Zeichentrickserie geschuldet ist, wurde die Synchronisation mit den gleichen Sprechern ausgestattet. Und auch das Videospiel selbst tritt vor allem zwischen den Episoden als interaktiver Cartoon auf. Dazu kommen Dialoge von Figuren, die gescripted sind. Will heißen, wenn wir mit einer Spielfigur einen gewissen Punkt in einem Level erreichen, spricht sie den vorher für sie vorgesehenen Part. Das wirkt nur selten wirklich stimmig, da unsere beiden Protagonisten ja eigentlich meist damit beschäftigt sind, andere Gegner zu verdreschen.
Darüber hinaus sind die Ladezeiten zwischen manchen Abschnitten für meinen Geschmack etwas lang geraten. Gerade wenn man in Verdresch-Laune gekommen ist, steht das dem Spiel nicht gut zu Gesicht. Schade ist auch, dass nicht durch irgendwelche Art der musikalischen Untermalung versucht wird, die Wartezeit zu überbrücken. Was in solchen Phasen alles möglich ist, haben andere Spiele oft genug unter Beweis gestellt.
Anspruch
Und dann müssen wir einen Punkt im Spiel diskutieren, der meiner Meinung nach ein wenig unausgewogen geraten ist. „Batman: The Brave and the Bold“ ist nicht der anspruchsvollste Vertreter seiner Zunft. Abwechslung bietet der Titel freilich genug, allein durch die Interaktion mit der Umgebung. Hervorheben kann man auch, dass die Endgegner allesamt ein wenig aus dem Raster des sonstigen Kanonenfutters ragen. Zwar hat man diese im Grunde auch irgendwann erledigt, aber die Bewegungsabfolge und der „Lösungsweg“ zur Vernichtung der Bossgegner sind in Ordnung. Das Fußvolk allerdings ist selten mehr als ein Stolperstein, den man gefahrlos zur Seite räumen kann.
Fazit
Ich könnte noch viele Worte zu diesem Spiel verlieren und noch etliche andere Dinge beleuchten, doch das würde nicht unbedingt zu einem anderen Ergebnis führen. Batman: The Brave and the Bold auf der Wii fällt gegenüber der Handheld-Variante etwas ab.
Zwar ist die Präsentation sehr gut, doch sind die Ladezeiten zu lang. Der Umfang des Spiels ist durchaus erstaunlich. Es gibt nicht wenige Ego-Shooter, die, was die Spielzeit angeht, im selben Fahrwasser schwimmen – man kann von einigen Stunden bis knapp über 10 ausgehen, wenn man gesittet an die Sache herantritt und keinen Speedrun daraus machen möchte.
Und trotz der USK-Einstufung ab 12 Jahren – oder gerade deswegen? – ist man geneigt zu sagen, dass das Spiel wenig anspruchsvoll ist, sieht man von den Boss-Gegnern einmal ab. Zudem gibt es trotz der Story im Hintergrund eigentlich keinen Grund, das Spiel mehrfach spielen zu wollen. Es sei denn, man erlebt das Abenteuer im Koop-Modus mit einem anderen Spieler zusammen, aber selbst diese Erfahrung nutzt sich irgendwann ab.