IFA-Keynote: Eric Schmidt über Google TV, Android und die Zukunft des mobilen Webs

kg, den 7. September 2010
IFA Keynote: Eric Schmidt über Google TV, Android und die Zukunft des mobilen Webs
IFA Keynote: Eric Schmidt über Google TV, Android und die Zukunft des mobilen Webs, Bild: Macnotes

Vor 12 Jahren begann die Ära Google mit einem simplen Plan: Eine Suchmaschine entwickeln, die schnell und einfach das findet, was man sucht. Mittlerweile ist mehr daraus geworden: Betriebssysteme, umfangreiche Suchdienste sowie eine Videoplattform sind dazugekommen. Einen Ausblick auf die Zukunft mit Google TV, neuen Suchfeatures und die Visionen von Google lieferte Google-CEO Eric Schmidt bei seiner IFA-Keynote.

„Das Handheld ist die Zukunft.“ So oder so ähnlich kann man zusammenfassen, was Eric Schmidt in seiner rund einstündigen Keynote inklusive Fragestunde zum Besten gab. Neben ihm waren zwei Mitarbeiter aus den hauseigenen Entwicklungsteams am Start und erklärten neue Features im Android OS sowie den im Herbst erscheinenden Google TV.

Google-Suche

Den Einstieg in die Keynote machte ein kurzer Abriss des Mobile-Bereichs. Was früher noch undenkbar war, ist heute Normalität: Mobile first. Laut Schmidt sehen die meisten Nutzer leistungsstarke Netze als normal an, Cloud Computing macht die Informations- und Medienbeschaffung heutzutage so einfach wie nie zuvor. Als Beispiel nennt er den Tourismus: Man kann heutzutage an einem beliebigen Ort der Erde sein, kennt sich dank mobiler Karten und verschiedenen Informationsquellen dennoch aus. Google will den Nutzern Antworten geben – egal wie ungewöhnlich die Sucheingaben auch sein mögen. Mehrere Hundert Verbesserungen sorgen pro Jahr für eine bessere Google-Suche – die sich langfristig noch autonomer verhalten soll. Das Fernziel: Auf Basis der Nutzervorlieben, dem Aufenthaltsort und der Tageszeit genau jene Informationen anzeigen, die er gerade braucht.

Android und neue Suchfunktionen: Local Search, Google Translate, Conversation Mode, Street View

Der erste Gast, den Schmidt auf die Bühne holte: Hugo Barra, Product Management Director Mobile bei Google. Er führte in einer Demo einige neue und zukünftige Features vor, von denen Android-Nutzer Gebrauch machen können. Ab heute gibt es (im amerikanischen Sprachraum zumindest) einige Verbesserungen der Voice-Funktion. So gibt es die Local Search, eine Speech-To-SMS-Funktion, sowie eine neue Version von Google Translate (im Market verfügbar). Neu in diesem Zusammenhang: Der sogenannte Conversation Mode, der frühestens in einigen Monaten veröffentlicht werden soll. Er ermöglicht die Übersetzung aus einer Sprache in eine andere und vice versa. Als Beispiel wurde eine Einkaufssituation genutzt: Ein englischsprachiger Nutzer kann mit dem Conversation Mode mit jemandem in einer anderen Sprache kommunizieren, ohne diese zu kennen. Tatsächlich funktionierte dies auf der Bühne relativ gut – einige Bugs dürften bis zum Release allerdings noch ausgebügelt werden. Außerdem wurde ein neues Street View-Userinterface präsentiert, das demnächst auf Google Maps für Android verfügbar sein wird – Sehenswürdigkeiten und Gebäude lassen sich damit noch einfacher genauer betrachten.

Google TV: Der bessere Apple TV mit umfangreichen Features

Spannender als die Android-Neuerungen dürften die Eindrücke gewesen sein, die man vom Google TV bekam. Präsentiert wurden diese von Brittany Bohnet vom Google TV-Marketingteam. Der Google TV wird im Herbst in den USA auf den Markt kommen, vorgeführt wurden die Features auf einer Testbox, auf der sich die Google TV-Software befand, Sony und Logitech werden dafür zukünftig die Hardware liefern. Der Google TV wird sich nicht nur mittels Fernbedienung, sondern auch via Android-Smartphone und iOS-Gerät steuern lassen, so die Aussicht. Außerdem ist geplant, dass man mittels Sprachbefehlen zwischen Kanälen und Inhalten schalten kann. Google selbst sieht seine TV-Box als „Übergang vom TV zum Web“: Ein Browser gibt nicht nur Zugriff auf alle Inhalte des Medienspeichers, sondern auch auf Webcontent – damit lassen sich Informationen beschaffen, während man eine Sendung Bild im Bild schaut. die Suchergebnisse werden nach verschiedenne Contentquellen sortiert – von lokal gespeichert bis online verfügbar. Auch Leanback, die Möglichkeit YouTube als Dauerschleife laufen zu lassen, ist im Google TV fest integriert.

Als weitere Anwendungsbeispiele des internen Browsers wurden unter anderme FarmVille sowie das Slideshow-Feature von Flickr vermerkt.

Etwas, was Apple beim Apple TV bisher nicht geschafft hat, plant Google ab Anfang 2011: Android-Apps sollen ab dem kommenden Jahr auf dem Google TV nutzbar sein, der Android Market wird dafür entsprechend angepasst. Mit Chrome based soll es außerdem mittelfristig möglich werden, seinen Google TV selbst zu programmieren – Tatsächlich gibt man sich bei Google Mühe, die Plattform halbwegs offen zu gestalten.

Google will mehr Möglichkeiten anbieten, damit sie sich nicht langweilen. […] Die Zukunft ist für jeden, nicht nur für Eliten.“ In der Frage-Antwort-Runde lieferte Eric Schmidt noch einige Fakten nach, die so ausdrücklich nicht in der Präsentation vorkamen: Google TV erscheint im Herbst in den USA, in naher Zukunft sollen aber 20 weitere Länder folgen – darunter vermutlich auch Deutschland. Ob und in welcher Form das Gerät kommt, hängt unter anderem von den Contentprovidern ab – bisher gibt es keine endgültigen Verträge.

Abschließender Eindruck und Zukunftsaussichten:

Wenn Google alles richtig macht, dann könnte der Google TV tatsächlich einiges reißen: Im Gegensatz zu Apples „ewigem Hobby“, dem Apple TV, ist der Google TV mehr als nur eine TV-Box mit Netzanbindung. Dies dürfte spätestens dann offensichtlich werden, sobald Android-Anwendungen auf der Box verfügbar werden und Anwender ihre eigenen Programmierungen aufspielen können. Im Gegensatz zu Apple schätzt man eine gewisse Offenheit.

Auch das Betriebssystem Android entwickelt sich stetig weiter: Neue Suchfeatures ergänzen die bisherigen Möglichkeiten, in naher Zukunft wird es außerdem eine öffentliche API geben, mit der Entwickler auf die Voice-Optionen zugreifen können – damit könnten sich Apps sprachsteuern lassen. Die wenigen gewährten Einblicke in zukünftige Technologien machen auf jeden Fall Lust auf mehr.


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