Ich brauch keinen iPod! – Was bringt der Apple Special Event?
rj, den 31. August 2010Ein wenig Kontroverse am Vorabend des Special Event? Bittesehr. Reine Musikplayer sind langweilig, der iPod mit seiner fehlenden Datenträgerfunktion ist ein Auslaufmodell, das vollkommen zurecht vom iPhone kannibalisiert wird. Um den Streit nicht von Beginn an eskalieren zu lassen: dem iPod touch sei eine Existenzberechtigung zugestanden. Aber im Ernst: wer braucht noch iPods, und bitteschön wofür?
Konvergenz! Das Zauberwort der 90er, ob nun bezogen auf Technik, Medien oder beides – alles sollte irgendwann mal irgendwie zusammenwachsen. Komisch nur, dass es bald 20 Jahre später immer noch „Einzelgeräte“ gibt. Am hartnäckigsten hält sich leider der Fernseher. Andernorts ist eine (begrüßenswerte) Entwicklung auszumachen – der Rechner ist ohnehin Universalmaschine, das Smartphone fusionierte endlich Gamekonsole, Telefon und PDA, und vom iPad muss man nach der Hyperei der vergangenen Monate nicht mehr groß sprechen. Verbesserungen allerorten? Nein, ein kleines Gerät im Apple-Portfolio weigert sich standhaft, dem Fortschritt zu weichen. Die Rede ist vom iPod, einem überflüssigen, kastrierten, ärgerlichen, überteuerten Stück früher Technikgeschichte.
Dieser vollkommen zutreffenden Beurteilung des alternden Musikspielerchens widersprachen erstaunlicherweise Redaktionskollegen, die es an sich besser wissen sollten. Der Kollege Carsten Sandtner kommentierte ein abfälliges „Pah, ich brauch noch iPods. Ich brauch kein eiFone! :)“, Kollegin Grannemann konstatierte eine gewisse „Bewandtnis“, die die iPods noch hätten: „…ich denke da an alle Sportler und alle, die keinen Nerv/kein Geld für ein iPhone haben.“ Seitens Carsten wurde noch ergänzt, dass der „…iPod touch die Handheld-Konsole schlechthin“ sei. Ein versöhnlicherer Aspekt, der zudem in die richtige Richtung geht: „Musik hören, das ist zweitrangig“, und genau das ist der Punkt. IPT: das geht. IP nano: Braucht kein Mensch. Shuffle: schon gar nicht.
Wenns richtig klein werden soll: irgendwann mal darf der Player im Kopfhörer erscheinen. Jeder andere Fortschritt in Richtung Miniaturisierung ist überflüssig oder muss sich an andere, nützliche Funktionalitäten anlehnen. Eine nützliche Funktionalität ist beispielsweise eine simple USB-Speicherstick-Lösung, die der iPod nicht hat. Eine unnütze Funktionalität ist ein briefmarkengroßer Touchscreen. Eine unverzeihlich dumme „Weiterentwicklung“ ist diese drohende neue Warze auf einer alten Warze insbesondere unter dem Gesichtspunkt, dass vor nicht allzu langer Zeit das iPad in Sachen Bildschirm einmal mehr den ewig wahren Satz nachdrücklich belegte: Größe spielt eine Rolle. GRÖSSE SPIELT EINE ROLLE!
Man verzeihe mir die drastischen Worte, aber beim Betrachten dieser Silikonhüllen kommt mit allenfalls der Gedanke, dass ein totes Produkt auch durch das Bekleben mit einem zweckfreien Touchscreen nicht besser, neuer oder moderner wird. Ein Miniplayer spielt Musik. Er ist kein Videobetrachter. Niemand interessiert sich beim Joggen für ein digitales 3x3cm-CD-Sleeve. Kein Mensch mag auf einer Briefmarke Doodle Jump spielen. Jedenfalls keiner, den man in irgend einer Form ernst nehmen sollte. Und so stehe ich vor der ungewohnten Situation, dass ich mir am Vorabend eines Special Events wünsche, dass vor allem neue Softwarelösungen kommen und wir vor hardwaretechnischen Pseudofortschritten an der Front Überflüssiger Klein-iPods verschont bleiben. Steve, tu uns den Gefallen! Mach einfach nur iTunes zu was Vernünftigem!
Aber neue Hardware braucht’s nicht. Was klein ist und nicht mehr kann als Musik speichern und abspielen, muss zumindest den USB-Stick überflüssig machen. Zuwiderhandlungen sollten mit dem sofortigen Ende des Produktzyklus geahndet werden. Ruhe sanft, kleiner iPod. Und fang schnell damit an.