Summer Solitaire für iPhone, iPod Touch, iPad und „Frauen“ veröffentlicht

Alexander Trust, den 23. Juli 2010

Zunächst sollte dies eine bloße Meldung über das Vorhandensein des Spiels „Summer Solitaire“ für iPhone, iPod touch und in einer HD-Fassung für iPad werden. Die zugehörige Pressemitteilung bietet aber Impulse für mehr…

Kommen wir zuerst zu der Meldung, dass es ein neues Solitär-Spiel im App Store gibt: „Summer Solitaire“ heißt es und wurde von den Berliner Entwicklern von „the binary family“ programmiert. Die iPhone-Fassung heißt schlicht „Summer Solitaire“ und kostet aktuell 2,39 Euro. „Summer Solitaire für iPad“ hingegen kostet 3,99 Euro und ist inhaltlich aber identisch.

Das bedeutet, es gibt 100 Level, in denen man Variationen von Solitär spielen kann – in ganz besonders blumigem Ambiente mit einer ebenso „entspannenden“ Geräuschkulisse. Der Grund, warum bei „Summer Solitaire“ alles ein wenig blumiger, bunter und der Entspannung dienlich programmiert wurde, ist laut der offiziellen Pressemitteilung, dass sich das Spiel primär an Frauen wendet. Der Geschäftsführer von „the binary family“ führt Ziffern aus Statistiken zur Nutzung von Apples Mobilgeräten iPhone, iPod touch und iPad an. Diesen Statistiken zufolge sind bereits 40 Millionen Frauen unter den Nutzer der iOS-Plattform.

Selbstbewusst heißt es in der Pressemitteilung, dass man „diese Entwicklung erkannt“ habe und deswegen „mit ‚Summer Solitaire‘ ein Spiel auf den Markt [bringt], speziell für die weiblichen Gamer und ihre Bedürnisse.“ – Diese Aussage ist zumindest diskussionswürdig. Zuletzt gab es in Teilen der weiblichen Blogosphäre nämlich Diskussionsbedarf bezüglich der SKY-Fussballwerbung. Manche Bloggerinnen fühlten sich in den neuen Spots diskriminiert und in eine nicht mehr zeitgemäße Schublade gesteckt.

Nun zeigen Kommentare im App Store, dass „Summer Solitaire“ potenziell gut angenommen wird. Ob dies indes an den Blumen liegt, und ob die Käufer bislang alles nur Frauen sind, sei dahingestellt. Was wirklich interessant ist, ist die Frage, ob „die Berliner App-Kreativschmiede“ im Fall von „Summer Solitaire“ nur altbackene Klischees aufwärmt (Frauen mögen Blumen, Mädchen spielen mit Puppen, etc.), oder ob hier wirklich aktiv der Gedanke von genderspezifischen Vorlieben zur Entwicklung der App geführt hat. Sollte letzteres der Fall sein, dann muss man sich dennoch wundern, welch stereotyp wirkende Ergebnisse doch auch diese Herangehensweise am Ende abliefert.

Zur Information: Apple selbst hatte in Person von Steve Jobs auf der Keynote Anfang Juni 2010 darüber informiert, mehr als 100 Millionen Geräte der iOS-Plattform verkauft zu haben. Nielsen zufolge sind 45% davon weiblich. Entsprechend den Ergebnissen der iPhone-Studie „The iPhone Mom“ (Q3/2009) von Greystripe würden wiederum 90% der iPhone/Smartphone-Besitzerinnen ihre Mobiltelefone zum Spielen verwenden, und Solitär gilt als erfolgreichstes Casual-Game überhaupt. „the binary family“ führt dann noch Ergebnisse einer Befragung an, die für den Anbieter von Gelegenheitsspielen, PopCap Games, gemacht wurde. Demnach spielt ein Großteil der Frauen, um Stress abzubauen und um sich zu entspannen. Viele von diesen Frauen würden außerdem die Herausforderungen von „Casual Games“ mögen. Zählt man nun eins und eins zusammen, weiß man, dass die Berliner Entwickler offenbar alles richtig gemacht haben, um potenziell Erfolg mit der App zu haben. Sie gestalteten diese nämlich nach den Rahmenbedingungen, die hier anhand von Studienergebnissen skizziert wurden.

Die Frage(n), die man am Ende stellen muss: Ist das jetzt ein cleveres Vorgehen mit Hilfsmitteln der Gender-Studies, oder schimmert zum Schluss nicht doch eine angestaubte Schublade hier heraus? Und, was ist eigentlich mit uns Männern? Wann kriegen wir uns Solitaire, oder mögen wir das vielleicht gar nicht?


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