Steuergeld für iPhone-Apps: BBC prangert Geldverschwendung in UK an

rj, den 6. Juli 2010

iPhone-Apps, welche die britische Regierung entwickeln ließ, kosteten fünf- bis sechsstellige Pfundbeträge. Teilweise seien die Apps geheim, der Steuerzahlerbund protestiert. Neben einer Jobcenter-App wurden unter anderem auch iPhone-Programme entwickelt, die es erleichtern sollen, mit dem Rauchen oder Trinken aufzuhören. Für „Modegimmicks“ werde hier Steuergeld verpulvert, kommentierte Mark Wallace vom britischen Bund der Steuerzahler.

Regierungsausgaben sind ein dankbares Thema – und ob ausgerechnet Bundesmittel für einen „Drinks Tracker“ ausgegeben werden soll, ist sicher eine streitbare These. Unschön: dass für die Offenlegung der Ausgaben ein Freedom of Information Act-Antrag gestellt werden musste, in dem neben den App-Entwicklungskosten auch die Budget- und Personalkosten der Webseiten der britischen Regierung veröffentlicht wurden. Ungeschickt: dass Apps noch nicht einmal iOS 4.0-kompatibel sein sollen.

Nützlich scheint auf den ersten Blick eine „Jobcenter Plus“-App, die über 50.000 mal geladen wurde und die Jobsuche erleichtern soll. Kritiker fragen zwar, ob die Zielgruppe einer App des Arbeitsamtes ein teures Smartphone besitzen dürfte, andererseits sollte es nicht das Erste sein, im Fall der Arbeitslosigkeit ein vorhandenes Smartphone gegen einen Nokia-Knochen von ’98 einzutauschen.

Auch jenseits dessen sind die Ausgaben hinterfragbar, bewegen sich aber verglichen mit anderen IT-bezogenen Budgets sowohl in Großbritannien oder auch in Deutschland in einem vertretbaren Rahmen. Zwischen 10.000 und 40.000 Pfund habe die Entwicklung einer App jeweils gekostet.

Einen Tod muss man sterben – will man eine modernere und effiziente Verwaltung, die grundlegende Vorgänge abwickeln kann, ohne tote Bäume zu verbrauchen, dann wird man mit der einen oder anderen Entwicklung leben müssen, die man selbst nicht unbedingt braucht. Ob nun ausgerechnet eine geschlossene Plattform wie das iPhone für eine Jobcenter-App genutzt werden sollte und nicht stattdessen eine plattformunabhängige, browserbasierte Lösung ebenso (und für eine größere Zielgruppe) taugt – unbestritten.

Spätestens bei einer „Driver and Vehicle Licensing Agency (DVLA)“-App wird die Portierung aufs iPhone schon wieder sinnvoll. Die App soll nicht nur die An-, Um- und Abmeldung von KFZ und die Abwicklung der KFZ-Steuer ermöglichen, sondern auch den Spritverbrauch erfassen helfen und im Notfall die nächstgelegenen Helfer des britischen ADAC-Äquivalents RAC finden. Sinnvoll ist die iPhone-Lösung allemal, um eine solche App auch mobil dabei zu haben.

„Wer gerade sein Haus verliert, weil die Steuerrechnung nicht bezahlt wurde, oder wessen Leben durch Kriminalität ruiniert worden ist, dem wird es nicht dadurch besser gehen, dass es dafür eine App gibt“
, so der zynische Kommentar von Max Wallace. Hat er recht?


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