Zombie Infection für iPhone im Test – ordentlicher Resident-Evil-Klon

Alexander Trust, den 28. Mai 2010

Gameloft hat mit Zombie Infection einen waschechten Resident-Evil-Klon für iPhone und iPod touch veröffentlicht. Eine Version für iPad wird in Kürze folgen. Wir haben uns die Zombie-Action angesehen, und wollen euch Lob und Kritik nicht verhehlen.

Zombie Infection ist, wie das vermeintliche Vorbild, Resident Evil, ein Action-Titel, den der Spieler aus der Perspektive der „Dritten Person“ begeht. Wir erleben die Spielfigur nicht wie in N.O.V.A. und anderen Ego-Shootern, sondern verfolgen das Spielgeschehen aus einer Hinter-Schulter-Perspektive. Noch nicht allzu alt für Gameloft-Titel dürfte der Effekt sein, dass man die Spielfigur graduell durchsichtig werden lässt, wenn sie zu nah an Objekten aus der Umgebung steht. Dies erhöht die Übersichtlichkeit an der einen Stelle. Doch an manch anderer hat man leider vergessen, dass die Objekte selbst die Sicht versperren könnten, da sie nicht durchscheinen läuft man unweigerlich Gefahr die eigene Spielfigur nicht mehr zu sehen, sondern den Blick z. B. von Häuserdächern verstellt zu wissen.

Hoher Grad an Gewalt

Und wie es immer so ist mit Unterhaltungs-Gütern, der erste Eindruck entscheidet. Der ist durchaus „Gore“, respektive blutig, was bei einem Action-Titel, der von Zombies und deren Tötung handelt, nicht verwundert. Es amüsiert mich aber dennoch immer wieder, wie Apple mit solchen Spielen umgeht. Manche Titel wurden nachträglich aus dem App Store entfernt, wie bspw. Duke Nukem 3D, weil Apple nicht wusste, dass es hierzulande indiziert worden war. Gleichzeitig aber tummeln sich im App Store eine Vielzahl von Action-Spielen, die wesentlich mehr Gewaltdarstellung beinhalten. Als ich in Paris auf dem 10-jährigen Jubiläum von Gameloft den Produktmanager von Zombie Infection auf dieses Thema ansprach, wich dieser meiner Frage dezent aus. Er wisse zwar, dass es in Amerika und Europa unterschiedliche Maßstäbe für die Bewertung von Gewalt oder Erotik gäbe, aber bislang hätte sich noch niemand beschwert. Er gab aber zu, dass wir es bei Zombie Infection mit einem, wenn nicht gar dem blutigsten Titel von Gameloft bislang zu tun haben. Zur Ehrenrettung vor der USK muss man allerdings zugeben, dass eben nicht auf Menschen geschossen wird und die Leichname nach sehr kurzer Zeit verschwinden. Letzteres ist ein Effekt, den bspw. die Macher von F.E.A.R. 2 in der Version für Deutschland nachträglich eingefügt haben, damit diese die Zulassung erhalten hat. Noch aber werden Videospiele aus dem App Store nicht von der USK eingestuft. Um die Beschreibung der Gewaltdarstellung zu komplettieren: Man kann neben unbestimmten Körpertreffern einzelne Körperteile der Zombies ins Visier nehmen, wie Arme oder Beine, und den Widersacher somit in seiner Bewegung einschränken oder ihn mit einem Kopfschuss direkt töten. Wenn sich der Spieler zudem in nächster Nähe eines Zombies befindet, und diesen bereits verwundet hat, gibt es die Möglichkeit, eine Art finalen Schlag oder Tritt zu landen. Auf dem Boden liegend kann man des Gegners Kopf zertreten, im Nahkampf hingegen gibt es voll eins auf die Zwölf. Wer einem Untoten zum ersten Mal beide Arme abgeschossen hat, der kriegt als Belohnung eine Trophäe, eine von insgesamt 20, die nur der Befriedigung des virtuellen Sammeltriebs via Gameloft Live dienen.

Ein Klon?

Ebenfalls augenfällig ist die Nähe zu Genre-Kollegen des Survival-Horrors wie Resident Evil (RE). Gerade das Setting von Zombie Infection erinnert doch sehr stark an RE 5 – Wellblechhütten und eine Menge Staub in Südamerika hätten auch gut zu denen aus RE 5 in Afrika gepasst. Sie bilden die Spielumgebung der beiden Helden Damien Sharpe und Alex Rayne. Und damit findet sich noch eine Übereinstimmung, denn bei RE gab es zumeist ebenfalls ein Team von 2 Spielfiguren, zuletzt waren dies Chris Redfield und Sheva Alomar. Noch mehr Übereinstimmung findet man in der Hintergrundgeschichte. Denn ein Wirtschaftsunternehmen hat Genforschung übertrieben und die Viren, die sie an Einheimischen ausgetestet haben, haben jene zu komischen Zombiewesen mutieren lassen, samt ihrer Haustiere. Der Ex-Soldat Damien und die Reporterin Alex sind dazu da, der Sache auf den Grund zu gehen. Angesprochen auf die Ähnlichkeit des eigenen Produkts, wich der Produktmanager von Zombie Infection auch diesem Thema aus. Anleihen habe man genommen, an Genrekollegen. Man könnte meinen, dass Gameloft eben nur ungern in eine Schublade gesteckt werden will, und man sich deshalb ziert, offene Geheimnisse preiszugeben.

Gewohnt umfangreich

Gameloft bietet 10 Spielabschnitte an, die uns durch so genannte „Favelas“, Minen, einen Zoo und weitere Orte führen. Die Steuerung funktioniert gewohnt ordentlich, wie eigentlich immer bei Gameloft-Spielen. Aber auch sonst kommen einem manche Texturen und Buttons seltsam bekannt vor. Wenn man in einem Zombiegame von Realismus sprechen kann, dann findet man ihn z. B. an der Stelle im Inventar des Spielers, das nicht beliebig viel Platz bietet. Es lassen sich maximal 16 Gegenstände mitschleppen. Die reine Spielzeit beträgt mehrere Stunden, ähnlich lang wie in Terminator – Die Erlösung. Ebenfalls gewohnt ist man ein passables Waffenarsenal, das im Fall von Zombie Infection neben Pistolen, eine Schrotflinte, ein Maschinengewehr, einen Granatwerfer und weitere umfasst. Daneben hat man an einigen Stellen Quicktime-Events eingebaut, die sich darauf beschränken, Gegnern rechtzeitig mittels Knopfdruck auszuweichen. Oder aber man muss mittels Wischgesten und Kreisbewegungen auf dem Bildschirm Schalter umlegen und Räder drehen. Ein wenig schade ist, dass man keine Sprungtaste hat. So muss man umständlich um kleinere Hindernisse herumlaufen, anstatt sie zu überspringen.

Gespielt werden kann in drei Schwierigkeitsgraden. Es gibt zwischen den Levels und schon im Spiel immer mal wieder Animationen, die die Story forterzählen. Oder man möchte die Action betonen, indem man einen Tanklaster in ein Haus rasen lässt, bzw. kurzweilig für Ablenkung sorgen. Ebenfalls in die Realismus-Schublade kann man kleinere Animationen stecken, die ablaufen, wenn man beispielsweise Kisten zertritt oder Dinge aufhebt. Für einen kurzen Moment ändert sich dann immer die Kameraperspektive, man beobachtet seinen Charakter dann beim Aufheben oder Zertreten. Manchmal allerdings ist dies eine ungelegene Situation, weil man für den Bruchteil von 1, 2 Sekunden den Fokus verliert und eventuell genau dann Gegner sich anschleichen. Das „Beängstigende“ an diesem Titel ist das latente Überraschungsmoment. Gameloft hat in diesem Spiel deutlich mehr solcher Augenblicke untergebracht. Wenn man beispielsweise einen Weg entlanggegangen ist, und vor sich alle Gegner eliminiert hat, kann es trotzdem sein, dass einem nicht doch von dort Untote folgen, wo man eigentlich alles gesäubert zu haben glaubte. Just wenn man sich umdreht, stehen einem die Zombies vielleicht schon wieder auf den Füßen. Natürlich ist das auf einem so kleinen Bildschirm, noch dazu wenn man das Spiel bei helllichtem Tag spielt, nicht gar so beeindruckend. Wer sich aber Kopfhörern bedient und das Zimmer verdunkelt oder aber das Spielen in die Nachtstunden verlegt, der kriegt zumindest einen Eindruck davon, dass auch das iPhone für ein bisschen Grusel, bzw. Schockmomente sorgen kann. Einen Bug in Sachen Audio gibt es aktuell ebenfalls. Wenn die Zombies mit Messern oder Steinen nach uns werfen, dann erzeugt dies ein Geräusch. Töten wir den Zombie zufällig, ehe der Stein uns erreicht hat, dann werden wir zwar nicht mehr getroffen, aber das Geräusch nicht mehr los. Abhilfe schafft die Pause-Taste. Nach einem Wechsel in das Pausemenü kann man getrost wieder ins Spiel wechseln und der fliegende Stein hat sich akustisch ebenfalls verabschiedet.

Einen Mehrspielermodus gibt es nicht. Sehr wohl verfügt das Spiel aber über einen „Survival“-Modus, den man freischaltet, sobald man Zombie Infection einmal von A bis Z durchgespielt hat. Dann darf man sich so lange gegen Zombies wehren, bis einem der Lebenssaft abhanden kommt.

Fazit

Es freut mich sehr, dass Gameloft einerseits auf Bewährtes zurückgreift und andererseits Spielformen immer weiterentwickelt. Wenngleich ich schon früher angemerkt habe, dass man diese Vorgehensweise nicht beliebig ausreizen kann und auch nicht sollte. Solange man aber immer noch neues Terrain betritt, wie im Fall vom Zombie Infection mit dem Survival-Horror-Genre, sind die vielen Ähnlichkeiten zu eigenen Spielen nachsehbar.

Zombie Infection finden Spieler für 5,49 Euro im App Store. Ein ordentliches Preis-/Leistungsverhältnis in meinen Augen, zumal man atmosphärisch und auch in puncto Grafik überhaupt nicht meckern kann. Eine Lite-Variante bietet Gameloft noch nicht an, dies ist allerdings nur eine Frage der Zeit. Freunde von Action-Adventuren oder Survival-Horror können bei dem Titel meines Erachtens nicht viel falsch machen, Luft nach oben gibt es allerdings immer, deshalb gibt es von mir nicht die vollen 5 Punkte.


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Testergebnis

URS: 7 von 10
7