Ein Touch für Kinder – das Experiment

cs, den 11. Mai 2010

Was zeichnet ein gutes Benutzerinterface und Benutzerführung aus? Ganz klar, es muss kinderleicht zu bedienen sein. Das iPhone hat in diesem Bereichen einiges revolutioniert. Doch sind Apples Touch-Geräte wirklich kinderleicht zu bedienen? Ich habe dazu ein waghalsiges Experiment gestartet und die Ergebnisse waren verblüffend.

Versuchsaufbau

Zur Durchführung eines wirklich aussagekräftigen User Experience-Tests muss im Vorfeld die richtige Testperson gefunden werden. Geprüft werden soll die Bedienbarkeit eines iPod touch. Meine Wahl fiel eher zufällig auf meine dreijährige Tochter, im folgenden L. genannt. Sie hat mich immer wieder mit meinem iPod touch „arbeiten“ sehen und ich habe sie leichtsinnigerweise immer öfter genauer zuschauen lassen. Irgendwann wollte Sie auch mal „tatschen“.

Versuchsdurchführung – der Einstieg

Womit fängt man an? Diese Frage beschäftigte mich eine Weile und ich bin in die Tiefen des App Store hinabgestiegen und habe mir potentielle Testkandidaten herausgesucht. Doch den Anfang sollte eine mitgelieferte App machen: Fotos.

Ein Album auswählen und durch die Fotos blättern. Einmal gezeigt. Danach durfte L. sich an dem iPod das erste Mal versuchen. Ergebnis: Sie blättert durch die Fotos, versteht sehr schnell, wie wieder zur Albenübersicht gewechselt wird, und schaut sich ein Album nach dem anderen an.

Leicht verblüfft plane ich den nächsten Test.

Versuchsdurchführung – wir malen

Im App Store werde ich schnell fündig und MyPaint Free, eine Mal-App, wird installiert. Wieder eine kurze Demonstration, was die App macht, anschließend wieder L. am „Tatschen“. Malen funktioniert erwartungsgemäß intuitiv. Kurz erkläre ich, dass ein Tippen auf den Hund zurück zum Menü führt, wie man eine neue Farbe auswählt und wie die Leinwand gelöscht wird. Kurz darauf werden diese Aktionen eigenständig und zielsicher durchgeführt.

Die Erwartungen wurden mal wieder erfüllt. Auf zum nächsten Test.

Versuchsdurchführung – wir puzzeln

Es war an der Zeit eine App zu suchen, die echte Interaktion erfordert und zu einem Ergebnis führt. Hierfür habe ich Shape Builder aus dem App Store geladen. Bei dieser App muss ein vorgegebenes Puzzle durch Schieben der Teile in die jeweilige Position zusammengesetzt werden. Sind alle Teile am richtigen Platz, wird aufgelöst, was eigentlich zusammengepuzzlet wurde. Wie in den Versuchen zuvor habe ich es kurz gezeigt – nein, ich habe es versucht zu zeigen. Ein „Ich mach!“ unterbricht mich und L. fängt an, die Puzzleteile an die vorgegeben Stellen zu schieben. Das eine oder andere Mal muss korrigierend eingegriffen werden, aber im Großen und Ganzen werden die Puzzles eigenständig gelöst.

Versuchsdurchführung – wir spielen

Mein abschließender Versuch beinhaltet etwas komplexere Spiele. Die Wahl fällt auf Mr. AahH!!, oder wie L. es liebevoll nennt: Schaukelmännchen.

Das Spielprinzip: Ein Männchen schaukelt an einem Seil, durch gezielten Absprung muss es auf einer Plattform landen. Dazu muss im richtigen Augenblick ein Tap durchgeführt werden. Das erfordert die korrekte Einschätzung von Schwerkraft, Pendelgeschwindigkeit und Abstand der Landeplattform.

Eher zufällig hatte L. mir beim Spielen zugesehen. Irgendwann ist wieder ein „Ich mach!“ zu hören. Nach einigen Fehlversuchen werden die Landungen zielsicherer. Wie aus heiterem Himmel spielt L. plötzlich bis in hohe Level. So ziemlich jeder Sprung wird auf der Plattform gelandet. Wieder mal ist zu erkennen, dass die Koordination zwischen Tap und dem Absprung des Männchens schnell erkannt wird. Verblüffend.

Fazit

Durch die Touchsteuerung und die intuitiven Gesten gelingt es sogar Dreijährigen, nach kürzester Zeit die Bedienung zu verstehen. Alles wird sofort begriffen, da es prinzipiell die Bewegungen und Interaktionen aus der realen Welt umsetzt. Umblättern, verschieben und auswählen, aber auch mittels Homebutton zurück zu den Homescreens springen – alles wird intuitiv gemacht. Durch die Homescreens blättern und das gewünschte Spiel anhand des Icons aussuchen und starten – kein Problem. Man kann getrost behaupten, dass die Bedienung eines iPod touch oder iPhones kinderleicht ist.

Disclaimer

Die Versuche wurden nicht erzwungen und sind eher zufällig entstanden. Zu keiner Zeit wurde die Probandin zum Spielen gezwungen. Im Gegenteil. Meine Empfehlung an technikverliebte Eltern: Wer sein iPhone/iPod touch weiterhin selber benutzen möchte, zögert solche Experimente am besten lange heraus. Sonst wird es jeden Abend heißen: „Papa! Handy Gugge!!“ und ein „Nein“ sorgt für viel Unmut und Tränen … – und gerade stolze Väter werden davon sehr schnell erweicht. ;)


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