Im Test: Greed Corp für XBox 360
Alexander Trust, den 20. April 2010Bei uns im Test ist aktuell Greed Corp für die Xbox 360. Entwickler W!Games aus den Niederlanden hat mit Greed Corp einen kleinen Strategiehappen für Freunde von rundenbasierter Strategie für XBL und PSN veröffentlicht. Wir haben uns ihn angesehen.
Wir befinden uns nicht bei Cäsar und den Galliern, wohl aber im Mistbound-Universum, das den Schauplatz für Greed Corp abgibt. Bei der Vorstellung des rundenbasierten Strategiespiels hat der Hersteller allerdings in Aussicht gestellt, dass Spieler vielleicht damit rechnen sollten, dass noch weitere Spiele aus dem Hause W!Games sich genau dieses Universum als thematischen Hintergrund auswählen werden. Eine durchaus interessante Idee, die nun in dem Strategietitel seinen Anfang nimmt.
Minimalismus
An Einheiten gibt es wahrlich nicht viele im Angebot von Greed Corp. Neben einem Rohstoffsammler finden wir eine Waffenfabrik und können zudem einen Geschützturm, bzw. eine Kanone bauen und mechanische Fußtruppen. Die maximale Anzahl von Truppen, die auf einem Feld verweilen kann, ist auf 16 limitiert. Es ist ratsam, immer schon Einheiten von der Waffenfabrik, die selbige erst produziert, weg zu transferieren. Andernfalls stehen sich die Einheiten irgendwann die Füße in den Bauch und wir müssen unnötigerweise eine weitere Runde verschwenden, ehe wir sie fortbewegen können. Darüber hinaus können wir gegen genügend Ressourcen eine Lufteskorte bestellen, die Einheiten von A nach B transferiert. Taktisch spielen gerade diese Kleinigkeiten eine große Rolle.
Zur Auswahl stehen demgegenüber noch 4 unterschiedliche Fraktionen, die allesamt in ihrer Funktion ähnliche Einheiten mitbringen, die sich nur optisch unterscheiden. Die Steuerung über das Gamepad klappt grundsätzlich ganz ordentlich. Einzig wenn man seine Einheiten via Luft transportieren möchte, muss man vorher sehr genau darauf achten, so viele Einheiten ausgewählt zu haben, wie man transferieren mag. In der Eile – eine Runde dauert nur 60 Sekunden – passiert es vielleicht, dass man nur eine Einheit auswählt, der Lufttransport wird unmittelbar ausgeführt und die 50 Credits, die man dafür ausgegeben hat, sind dann über den Jordan. Man könnte argumentieren, dass einem das ein Mal (oder vielleicht zwei Mal) passiert und danach nie wieder. Aber am Ende geschieht es doch häufiger als man es gerne gehabt hätte.
Die Sache mit den Rohstoffen
Spieler müssen in Greed Corp Rohstoffe sammeln, aber nicht um jeden Preis. Denn der Schauplatz kann nicht beliebig geplündert werden. In jeder Runde, die der eigene Sammler den Untergrund ausreizt, verliert das Hexagon an Höhenmetern. Irgendwann würde der Untergrund dem Erdboden gleichgemacht sein und die darauf stehenden Einheiten ebenso. Man muss also lernen hauszuhalten und gleichzeitig trotzdem so viel rauszuholen, wie eben möglich. Sammler lassen sich auch strategisch einsetzen, denn bringt ein eigener Sammler ein darunter liegendes Feld zum Einsturz, dann betrifft das auch umliegende Felder. Wenn sich dort gegnerische Einheiten tummeln, oder man evtl. dem Gegner so einen wichtigen Zugang abschneiden kann, sollte man sich nicht scheuen, sogar eigene Einheiten zu opfern.
Bescheidene KI
Die Künstliche Intelligenz der Computerspieler ist nicht überragend. Die unterschiedlichen Manöver lassen sich an einer Hand abzählen, und nach einigen gescheiterten Versuchen hat man spätestens den Dreh raus, zumal die Computergegner sich auch gegenseitig bekriegen und sehr oft sogar dieselbe Strategie mehrfach anwenden. Das tut aber dem Spiel insgesamt keinen Abbruch. Zudem wird das Spiel dennoch schon im Einzelspielermodus anspruchsvoll genug, da eben der Faktor Zeit die eigenen Aktionen entscheidend beeinflusst. Ruhigere Planer-Gemüter müssen sich hier am Anfang erstmal mit dem Tempo zurechtfinden. Eine Einführung hilft, die Steuerung zu erlernen, und danach geht es sukzessive voran.
Animation
Herausragend an Greed Corp ist weniger die Musik der 50er und 60er Jahre, die man irgendwann überhört, sondern vielmehr die sehr gute Inszenierung der Kampfhandlungen und weiterer Aktionen. Die liebevoll gestalteten Einheiten sind in ihren Bewegungen und wenn sie gegeneinander Krieg führen prima animiert worden. Umfangreiche Explosionen und das Bröckeln der Spiellandschaft ins darunter liegende Nirvana erzeugen durchaus lange Zeit einen Aha-Effekt. Ein wenig fühlen sich ältere Semester vielleicht sogar an die Kämpfe von Schachfiguren aus der Chessmaster-Serie erinnert, die ebenfalls ein Hingucker waren.
Mehrspieler
Bis zu 4 Spieler können auf einer Reihe von vorgefertigten Karten gegeneinander antreten. Gerade hier kommt unheimliche Kurzweil auf, die dazu einlädt ein paar Spielchen gegen Freunde über XBox Live zu führen. Greed Corp ist quasi prädestiniert für den Multiplayer, allerdings geschieht es leider schon kurze Zeit nach der Veröffentlichung des Spiels, dass man länger als gut für einen sein sollte auf Mitspieler warten muss. Greed Corp ist ein feines Spiel hat offenbar nur im doppelten Sinn keine allzu große „Lobby“. Schade.
Fazit
800 MS-Punkte für Greed Corp, sind trotz fehlender Tiefsinnigkeit der KI wahrlich nicht schlecht angelegt. Die Niederländer von W!Games haben es geschafft, ein angestaubtes Genre durchaus wieder salonfähig zu machen. Greed Corp bietet einige Stunden Spielspaß im Einzelspieler und darüber hinaus können bis zu 4 Parteien sich im Mehrspielermodus auf unterschiedlichen Karten bekriegen. In puncto Animation und Präsentation ist Greed Corp als XBL-Titel wirklich top.