Test: Apple iPad WiFi

kg, den 9. April 2010
iPad
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Das iPad spaltet derzeit die Lager. Die einen halten das Apple-Tablet für einen unnötigen Hype, die anderen lieben es bereits wenige Sekunden, nachdem sie es das erste Mal in der Hand halten.

Seit gestern haben wir unser iPad Wifi 64GB bei uns und wir müssen zugeben, dass wir uns seinem Charme nicht entziehen konnten.

iPad: Der erste Eindruck

Wie viel Charme das Gerät hat, konnten wir gestern beim iPad-Unboxing beobachten. Kurz nachdem der Paketdienst uns den Karton brachte, war plötzlich die gesamte Bürobelegschaft um das Tablet versammelt, ausgestattet mit Kameras und großen, leuchtenden Augen.

Nach dem Unboxing wollten alle mal ran, es „zumindest einmal kurz in die Hand nehmen“. Das iPad ist sexy, das muss man ohne Umschweife zugeben, und wer etwas anderes behauptet, hat es entweder noch nicht selbst benutzt oder interessiert sich nicht für schöne Hardware. Das iPad ist so anziehend, dass die, die es einmal hatten, es nicht wieder hergeben wollten. Apple und Design gehören zusammen wie Yin und Yang – und wenn es so schön umgesetzt ist wie beim iPad, macht es einfach Spaß.

Der erste handfeste Eindruck, den man vom iPad bekommt, ist das hohe Gewicht. Mit 680g ist die WiFi-Variante des Tablets nicht gerade ein Leichtgewicht – und doch braucht es die gewisse Schwere, um es bequem nutzen zu können. Wäre es leichter, würde es bei weitem nicht so gut in der Hand liegen. Die Glasfront spiegelt je nach Sonneneinfall recht stark, ein Punkt, der für manche Nutzer ein Gegenargument für den Kauf sein dürfte. Die leicht gewölbte, aus einem Stück gefertigte Alurückseite gibt dem iPad die nötige Stabilität, wie man sie auch schon von den Unibody-MacBooks kennt. Es wirkt insgesamt wertig, man bekommt nicht das Gefühl, dass man besonders vorsichtig damit umgehen muss.

Das Design

Schon nach den ersten Minuten merkt man: Das iPad ist dafür gemacht, in der Hand gehalten zu werden. Eine echte Zwei-Hand-Bedienung funktioniert allerdings nur, wenn man es auf den Tisch legt, ansonsten muss man sich mit der vom iPhone bekannten Ein-Hand-Bedienung begnügen. Auch der schwarze Displayrand hat seinen Sinn und Zweck: Genau wie bei MacBook Pro, iMac und den Apple-Displays hilft er, die Anzeige genauer von der Umgebung abzugrenzen und schont damit auch die Augen. Außerdem erfüllt er einen praktischen Zweck: Man hat Griffflächen und stört den Touchscreen nicht in seiner Funktionsweise.

Display und Auflösung

Apple hat bei dem iPad auf eine klassische 4:3-Auflösung gesetzt, das Display hat eine Diagonale von 9,7 Zoll und eine Gesamtauflösung von 1024×768 Pixeln. Mit 132 Pixeln pro Inch ist Auflösung niedriger als beim iPhone, dies macht sich bei der Nutzung aber nicht wirklich bemerkbar. Farbtemperatur, Displayhelligkeit und Betrachtungswinkel ähneln den aktuell von Apple u.A. im iMac verbauten Displaypanels: Dies liegt unter anderem daran, dass hier ebenfalls die In-Plane-Switching-Technologie (IPS) verwendet wird. Die vielgenutzte Aussage des „großen iPod touch“ bestätigt sich nur in der Größe: Die Farben des iPad-Displays sind klarer, intensiver und das Bild schärfer als beim Touchscreen-iPod. Genau wie das iPhone 3GS ist das iPad mit einer ölabweisenden Schicht ausgestattet. Dies schützt es nicht vor Fingerabdrücken und Schmierfilm, erlaubt es aber, diese kurz mit dem Ärmel wegzuwischen. Ein Schalter für die Displaylock ermöglicht es, die Ausrichtung der Displayanzeige zu Sperre, um beim Lesen/Nutzen im Bett oder auf dem Sofa keinen Wechsel der Bildschirmausrichtung hinnehmen zu müssen.

Apple A4: Der neue Prozessor

Auch bei der internen Hardware hat man sich nicht lumpen lassen: Der eingebaute Apple A4-Prozessor ähnelt dem des Prozessors im iPod touch 3G, wurde allerdings höher getaktet: Auf insgesamt 1GHz läuft der A4, 256MB RAM stehen außerdem zur Verfügung. Apple hat den Chip zum ersten mal komplett selbst zu verantworten, vom eigentlichen Chipdesign bis zum dazugehörigen System. Das merkt man, wenn man es benutzt – es scheint wirklich alles zu stimmen. Pinch-Zoom funktioniert flüssig, die Grafik ist auch in schnelleren Spielen sehr gut. Die Stärke der Apple-Geräte war schon immer die intuitive Nutzbarkeit: Beim iPad ist dies nicht anders.

Akkulaufzeit und -leistung

Ein weiteres Highlight ist der Akku. Apple selbst gibt 10 Stunden Laufzeit unter WiFi an, wir halten es für möglich, dass diese Werte bei der tatsächlichen Nutzung nach oben korrigiert werden müssen – abhängig von Displayhelligkeit und sonstigen Einstellungen. Das iPad wird bei der Benutzung nicht warm, auch beim Aufladen über das beigelegte 10W-Netzteil konnten wir keine übermäßige Hitzeentwicklung feststellen. Lediglich beim Aufladen über das Notebook muss man mit Einschränkungen rechnen: Es lädt selbst über einen Highspeed-USB-Port oft nur sehr langsam. Sollte man es schnell mit Strom füttern wollen, bietet es sich an, den Netzstecker zu nutzen. Im Standby-Betrieb verbraucht sich der Akku praktisch gar nicht – so muss man das Gerät nicht ständig komplett herunterfahren.

Sound

Die internen Lautsprecher sind nicht überragend, aber brauchbar: Zwei Lautsprecher stellen Mono-Sound zur Verfügung, der über spezielle Kanäle im Inneren des iPad durch die Lautsprecheröffnungen an der Unterseite das iPad verlässt. Selbst Bässe kommen gut durch.

So lässt sich das iPad durchaus auch als temporäre Jukebox oder ohne Kopfhörer für das Schauen von TV-Sendungen oder Filmen nutzen. Einen separaten Stummschalter wie beim iPhone gibt es am iPad nicht, stattdessen hat man die Lautstärkeregelung mit einem zusätzlichen Feature ausgestattet – bleibt man länger auf der „Leiser“-Taste, wechselt das iPad in den stummen Modus, anstatt die Lautstärke langsam herunterzuregeln.

Bewegungssensor

Das iPad besitzt, genau wie iPhone und iPod touch, einen Bewegungssensor, der Lageänderungen bemerkt und somit auch Bewegungsspiele möglich macht. Auf dem großen Format können die Bewegungsspiele überzeugen, getestet haben wir es mit dem Spieleklassiker Labyrinth, den es bereits für das iPad gibt. Es wurde speziell für das iPad entwickelt, die zusätzliche vorhandene Fläche wird ideal ausgenutzt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein Großteil der für das iPhone entwickelten Spiele auch auf dem iPad erscheinen – bisher muss man sich zumeist mit hochskalierten Versionen der iPhone-Anwendungen begnügen.

Keyboard

On-Screen-Keyboards sind nicht jedermanns Sache, mit dem iPad-Keyboard kann man aber zufrieden sein. Im Querformat ist es annähernd so groß wie ein normales Hardwarekeyboard, hat man sich einmal daran gewöhnt, geht das Tippen leicht von der Hand. Wem das nicht reicht, der kann entweder auf das Keyboard Dock mit integrierter Tastatur zurückgreifen oder ein normales Bluetooth-Keyboard mit dem iPad koppeln.

E-Book-Reader mit Mehrwert

Einer der Haupt-Anwendungsbereiche für das iPad ist ganz klar die E-Book-Funktionalität. Mit iBooks hat Apple eine vollständige Plattform aus dem Boden gestampft, die das Kaufen, Herunterladen und Lesen von Büchern einfach und bequem macht. Auf die konkreten Details von iBooks werden wir in einem Extra-Beitrag noch eingehen, eines sei an dieser Stelle aber gesagt: Wenn Apple etwas macht, dann machen sie es richtig. Neben den Büchern aus dem iBook-Store lassen sich auch normale EPUB-Dateien überspielen und nutzen. In vielen Belangen hat Apple auf dem iPad Dinge besser gemacht als Amazon mit dem Kindle: Allein das Nutzerinterface spielt in einer anderen Liga.

Dies bemerkt man unter anderem auch bei Anwendungen wie der des Comicverlags Marvel. Deren Comics lassen sich entweder Bild für Bild oder Seite für Seite ansehen, hineinzoomen und geben eindeutig das Gefühl, einen echten Comic in der Hand zu halten. Das iPad wird sich als E-Reader behaupten können, nicht zuletzt weil neben iBooks auch noch der normale App Store für einen Vertrieb zur Verfügung steht.

Medienverwaltung: iPod und Videoplayer

Spricht man vom iPad als übergroßer iPod touch, muss man auch die Medienverwaltung, also iPod-Player sowie Videofunktionen bedenken. Der iPod-Player ist angepasst worden und unterstützt eine iTunes-ähnliche Ansicht, die aber dennoch viel vom iPod-Player hat. Während die Bedienelemente weitgehend von der Desktop-Software abstammen, hat man sich in Optik und systemübergreifender Haptik an iPhone und iPod touch orientiert. Eins sei direkt gesagt: Die Player-Umsetzung ist keinesfalls etwas besonderes. Wählt man einen Song aus, springt die Anwendung direkt auf die Cover-Ansicht um – auf dem großen Display des iPad eher unnötig. Außerdem fehlt die Möglichkeit, z. B. über AirPort auf andere Bibliotheken zugreifen zu können.

Auch der Video-Player ist eher gutes Mittelmaß als überragend. Ein Großteil der Videos ist in 16:9-Format vorhanden, das Display aber hat nunmal eine 4:3-Anzeige. So werden entweder Balken oben und unten angezeigt, oder man zoomt mit einem Tipp ins Bild und muss auf größere Randbereiche verzichten. Man kann die Zoomstufe nicht selbst bestimmen – ein Feature, das die Nutzung des Videoplayers einfacher machen würde. Dennoch steht fest: Als Gerät zum Anschauen von Videos kann sich das iPad durchaus sehen lassen, sogar die Lautsprecher erlauben eine gute Audioqualität. Wer dennoch ein größeres Bild benötigt, der kann das iPad mit Hilfe des Composite AV-Kabels auch an ein größeres Display oder einen Fernseher anschließen.

Nutzung als Speichermedium, Zugriff ohne iTunes

iPhone- und iPod-Nutzer kennen vielleicht PhoneView, ein Tool, mit dem man Musik, Fotos, Notizen und weitere Daten direkt vom Gerät ziehen kann. Auch das iPad lässt sich damit auslesen, so sind Screenshots, Memos und andere Daten auch ohne Apple-eigene Software nutzbar.

Interessant ist dies auch, wenn man seine Musik vom iPad ziehen möchte. Auch unter Linux lassen sich Daten des iPad auslesen: Unter Ubuntu konnten wir auf das Bilderarchiv zugreifen, Schreib- oder Löschrechte waren allerdings nicht vorhanden.

Karten, Fotos, Mail, Kalender, Adressbuch

Zu erwähnen sind außerdem einige der vorinstallierten Anwendungen. Da wäre unter anderem die Karten-App. Auf dem großen Display wirkt GoogleMaps stimmig, die Ortung über WiFi ist überraschend korrekt. Maps macht auf der Größe wirklich Spaß – sogar noch mehr Spaß als auf dem normalen Notebook.

Mail überzeugt durch eine übersichtliche Anordnung der Schaltflächen – so lässt sich der Mailverkehr bequem ohne Rechner abwickeln. Auch Fotos hat einige zusätzliche Features in petto. Zwar hat das iPad keine Kamera eingebaut, es lässt sich aber als digitaler Bilderrahmen nutzen. Fotoalben können direkt aus iPhoto überspielt und in Fotos als Diashow abgespielt werden. Der Clou, der das iPad dabei vom iPhone abhebt: Bei aktiviertem Lockscreen lassen sich die Diashows dennoch starten. Außerdem können Gesichter-, Orts- und Eventfunktionen aus iPhoto übertragen werden. Auch das Adressbuch sowie der Kalender wurden optisch sehr ansprechend gelöst. Auf dem Display sieht das Adressbuch aus wie ein normales, aufgeklapptes Adressbüchlein.

Der Kalender hat eine optisch ansprechende Lösung gefunden. Was fehlt, sind Anwendungen wie Aktien, Wetter, Sprachmemo und Taschenrechner – es gibt dafür aber teils kostenlose oder günstige Alternativen direkt im App Store.

Fazit

Auch wenn ein langfristiger Eindruck noch nicht möglich ist, wird nach kurzer Nutzung eines klar: Apple hat mit dem iPad vieles richtig gemacht. Es ist ausgestattet mit den wichtigsten Anwendungen für alltägliche Anwendungsgebiete, alles weitere lässt sich über den App Store beziehen. Es hat sich viel getan seit der Einführung des iPhone classic als erstem Gerät mit iPhone OS. Es ist ganz klar ein Konvergenzgerät mit einer breiten Zielgruppe: Sowohl Fans von E-Books werden mit dem iPad ihren Spaß haben, als auch derjenige, der ein schlichtes, günstiges Surfgerät zum abendlichen Ausspannen haben möchte. Auch für Spiele ist es gut geeignet – und für alle, denen ein „richtiger Computer“ zu kompliziert oder zu umfangreich ist (z. B. der „Generation Silver Surfer“). Einziges Manko ist, dass man den Rechner benötigt, um eigene Musik und Fotos zu übertragen. Ganz ohne geht es also nicht. Ob man ein iPad braucht, muss letztendlich jeder für sich selbst entscheiden, eines ist aber gewiss: Es ist ein großartiges Stück Hardware, das sich einfach bedienen und die Einstiegsbarrieren verschwinden lässt. Für viele wird es nicht den normalen Rechner ersetzen – aber ein ideales Zusatzgerät sein, das den Computer in vielen Situationen unnötig macht.


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