iPad, WePad, Kindle und die Verlage: Wettbewerb oder Verzettelung?

rj, den 20. März 2010
WePad
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Der Buzz um die kommenden iPad-Inhalte reißt nicht ab, und die Konkurrenz meldet sich vermehrt zu Wort. Wettbewerb ist gut für die Kunden, so die herrschende Meinung. Aktuell zeichnet sich eine Gegenbewegung dahingehend ab, dass Verleger und Hersteller Exklusivdeals abschließen wollen – und am Ende keine freie Plattformwahl des Kunden steht, sondern eine Reihe von Nischen mit eingeschränkten Inhalten. Ein Kommentar zur möglichen Tabletflut.

Die Musikindustrie brauchte lange dafür, aber ist inzwischen in der Gegenwart angekommen: wer digital Musik shoppen will, kann dasselbe Album bei einer Vielzahl von Onlineanbietern kaufen. Dasselbe erhofft man sich für die Zukunft auch in Sachen Magazine, Bücher, Zeitschriften – nur scheint sich hier eine Entwicklung analog zu jener im Konsolenbereich abzuzeichnen. Dort braucht man eben eine XBox, wenn man Halo zocken will. Wird man für „Wired“ das iPad, den „Stern“ ein WePad und für den neuen Ken Follet einen Kindle brauchen?Zwischen Apple und Amazon rumort es: mit der Mehrzahl der großen US-Verlage konnten Verträge dahingehend geschlossen werden, dass ihre Titel sowohl bei Apple wie auch Amazon in E-Reader-Formaten verkauft werden dürfen. In Sachen Bücher auf dem iPad sei man (im Unterschied zu TV-Content) verhandlungs- und vorbereitungstechnisch im Zeitplan – über Details wird aber mit harten Bandagen gestritten. Amazon schaltete kürzlich kurzerhand den „Kaufen“-Button bei Büchern des Macmillan-Verlags ab, da man sich über die E-Book-Preise nicht einig werden konnte. Weiterer Streit ist vorprogrammiert, da die Preise bei Apple wiederum höher und für die Verlage somit attraktiver sind. Apple fordert indes, dass die iPad-Buchpreise nicht bei anderen Anbietern unterboten werden dürfen. Amazon will in Sachen Buchpreis sein $9,99-Programm durchziehen und strebt Dreijahresverträge mit den Verlagen an.

Gleichzeitig gibt es die erwähnten Schwierigkeiten bei Vertragsabschlüssen mit den Contentlieferanten in Sachen Video/TV. Und auch in der bislang eher beobachtenden deutschen Verlagslandschaft wird plötzlich vorgeprescht: Deutsche Verleger arbeiten daran, sich mit dem „WePad“ eine iPad-Alternative zu schaffen, auf der man seine Inhalte in elektronischer Form auf dem Tablett präsentieren möchte. Android-basiert soll es sein, offener und etwas größer als das iPad, aber die spannendste Ansage zum „WePad“ im HAZ-Blog ist der Disclaimer, dass sowohl HAZ als auch Vodafone in das Tablet-Projekt der Neofonie GmbH involviert sind. Wie exklusiv?Immerhin Medienmogul Rupert Murdoch scheint nach wie vor begeistert zu sein vom iPad – was auch mit seinem gepflegten Hass auf Google zu tun haben mag. Seine Äußerungen auf dem 2010 Media Summit in Abu Dhabi deuten in die Richtung, dass er tendenziell mit seinen Medienunternehmen den Pfad Richtung iPad einschlägt – welches mehr Möglichkeiten der multimedialen Darstellung bietet wie der ebenfalls von ihm erwähnte Kindle Amazons.

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Plattformübergreifende Lösungen der Verlage vs. „Tabletflut“? Dass Inhalte plattformübergreifend vermarktet werden sollten, um die Reichweite zu maximieren, liegt an sich auf der Hand – niemand kauft sich ein zweites Tablet, nur um Buchtitel X oder Tageszeitung Y auch in elektronischer Form lesen zu können. Wird es aber tatsächlich so kommen? Ein iPod ist inzwischen Standard-Auswahlmöglichkeit bei den einschlägigen Abogeschenken der Zeitungs- und Zeitschriftenverlage. Spätestens bei sinkenden Hardwarekosten werden Abomodelle denkbar, bei denen zum Jahresabo der Tageszeitung statt Akkuschrauber oder Wok-Set eben ein Tablet zur elektronischen Lektüre mitgeliefert wird.Zumindest Apple würde nicht glücklich sein mit einer technologischen Zukunft, in der sich die Tablets analog zu den Fernbedienungen neben der Couch stapeln, weil man sie a) ohnehin bekommt und man b) für verschiedenen Content verschiedene Geräte braucht.Zum Wochenende die Frage an die Leser: was sind die Erwartungen und Befürchtungen, was den „Tablet-Content“ angeht? Oder reicht an sich das Internet sowieso vollkommen aus?


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