Kolumne: September No.9

rj, den 5. September 2009
Musik ist nicht gleich Musik
Musik ist nicht gleich Musik, Bild: CC0

Der lyrische Versuch einer Kurzfassung:

Remember, remember the ninth of September
No tablets, but ringtones’n’pods .
I see no reason why apples news of the season
Should be presented by Jobs.

Es muss am Herbst liegen. Die Tage werden kürzer und die Kolumnentöne ein wenig besinnlicher.

Irgendwie kommt mir zur Zeit immer Guy Fawkes unter. Dabei war ich nur am Überlegen, was man mit dem neunten September anstellen könnte. Der kleine Vers war unter Inkaufnahme eines ‚Pods/Jobs-Zwangreims innerhalb von wenigen Minuten an Appleverhältnisse adaptierbar und schien mir der Situation angemessen. Denn im Ernst: Klingeltöne fürs iPhone auf einem Special Event Apples? Wohlwollen hin oder her, aber für mich hat das ungefähr den Charme eines Bugatti mit Bierdosenhalter.

Dazu kommt der Eindruck, dass überall die Erwartungen ein wenig zurückgeschraubt werden. Es wird nun mal nichts aus den Tablets, so wie es aussieht. Dass man sich dann auch über kleinere Dinge zu freuen versucht, ist verständlich, aber da fühl ich mich den Spielverderbern näher, die „Stoppt die Druckerpressen! Das US-iPhone kriegt MMS!“ rufen.

Aber die Beatles! Der iPod touch! Der die Technikwelt stärker verändert als das iPhone! Es stimmt ja alles. Warum will’s mich gerade nicht begeistern? Erst dachte ich, es liegt an der nachgereichten Snow Leo-Kritik – die Vorwürfe, dass Securityhausaufgaben einfach nicht gemacht und eine Chance verpasst wurden, der Enterprise-Markt sei uninteressiert und selbst im Consumerbereich holte sich der Schneeleo eine blutige Schnauze mit einem Patzer wie der Flash-Downgradegeschichte. Aber hey, es ist ein Serviceupdate und dafür bringt es eine lange Latte feiner Verbesserungen.

Kurz abgeschweift

Außerdem braucht man nicht immer neue Sachen. Letzte Woche war ich aus nostalgischen Gründen gezwungen, Quicktime 2.1 zu installieren, und was soll ich sagen: das Ding rennt immer noch.

Und wenn ich gerade bei alten Sachen bin: Das Internet ist vierzig geworden. Im Rahmen der gedämpften Stimmung dieser Kolumne kann optional zum Internetgeburtstag auch der vierzigste Jahrestag des ersten Abbruchs eines Remote Logins gefeiert werden. Seitdem ist das Netz geringfügig leistungsfähiger geworden. Die Beschwerden über zu gute Verbindungsqualitäten sind seitdem jedoch noch nicht so laut geworden, dass RFC748 endlich mal ordentlich implementiert werden musste. Aber selbst ein schönes Jubiläum gerät mir gerade irgendwie nostalgisch. Es muss am Herbst liegen, wie gesagt. Ende der Abschweifung.

Gründe für gedämpfte Stimmung

Aber deshalb die gedämpfte Stimmung? Kommt die wirklich daher, weil es inzwischen wieder dunkel ist, wenn man heimfährt, die Tage kürzer und die Nächte kühler sind? Zum einen kommt es mir öde vor, immer alles aufs Wetter zu schieben. zum anderen ist der Grund tatsächlich ein anderer, wie mir bei der gestrigen Heimfahrt auffiel. Dass der Wind frischer unter den Helm weht, ist an sich angenehm, was einen wirklich krank macht, ist auch nicht die Schweinegrippe, es sind die allgegenwärtigen Wahlplakate und ihr Kontext eines faktisch nichtvorhandenen bzw. inhaltsfreien Wahlkampfs.

Im Ernst: Gäbe es keine begrüßenswerten Remixaktionen, es wäre alles ein Brei von „Aber die Kinder!“, „Wir haben die Kraft“ und „Deutschland kann mehr“. Ich verlange ja keinen Hemingway, was Kampfes- und Aussagekraft angeht, aber wenn Merkel dahingehend zitiert wird, dass ein spannender Wahlkampfendspurt mit ihr eben „wirklich nicht zu machen“ ist und es ist ein Witz, und die Piraten nicht auf einer CDU-Veranstaltung mitdiskutieren dürfen und es ist keiner, nun ja. Es drohte dann ja sicher, interessant zu werden.

Unter diesen Gesichtspunkten gewinnt auch das hoffentlich baldige Erscheinen der finalen Remasters von Revolution Number Nine und Konsorten wieder eine vollkommen neue Qualität. Und so betrachtet, kann der Mittwoch, ob mit oder ohne Tablets, nur zu einem begrüßenswerten Dienst an der Menschheit werden.

It is only knock and knowall, but i like it. Woher war dass denn nun wieder? Schönes Wochenende!


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