Simon the Sorcerer 1 für iPhone im Test

Alexander Trust, den 8. August 2009
Simon the Sorcerer
Simon the Sorcerer,

iPhone- und iPod touch-Spieler kommen derzeit mehr und mehr auf ihre Kosten. Zumindest oberflächlich lässt sich feststellen, dass die Bandbreite an guten Spielen zunimmt, die über lange Zeit Spaß versprechen. iPhSoft aus Israel haben nun im Auftrag von Adventure Soft deren Point und Click-Abenteuerspiel Simon the Sorcerer aus dem Jahr 1993 auf das iPhone gebracht. Ob sich der Aufwand gelohnt hat, soll unser Testbericht zeigen.

Der erste Eindruck, ich kann mich nicht oft genug wiederholen, ist der wichtigste. Was beim Kennenlernen einer Person gilt, gilt auch für Unterhaltungsprodukte. Simon the Sorcerer verwendet ScummVM als Engine, um den ursprünglichen Computertitel auf der iPhone-Plattform zum Laufen zu bringen. Warum das Rad neu erfinden?! Schön allerdings, wenn man nicht so fahrlässig mit den Ressourcen umging, wie z. B. SEGA, die einfach ihre alten Mega Drive-Spiele mittels einer Emulationsumgebung auf das iPhone gebracht haben und kaum Arbeit investierten, um Anpassungen vorzunehmen. iPhSoft profitiert eindeutig von der ScummVM-Engine, und gibt auf seiner Webseite an, sich sonst mehr mit der Untersuchung des iPhones für Geschäftskunden zu beschäftigen. Jetzt dann also die ersten Spiele (Simon, FOTAQ).

Ich starte das Spiel und schaue mir das Intro an. Vorher hatte ich mir auf dem Rechner in einer DOS Box das Originalspiel nochmal gur angesehen. Grafisch aufgepeppt hat man hier nichts, es handelt sich lediglich um die CD-Variante mit Sprachausgabe – derzeit noch in Englisch -, die man auf Apples Handheld geholt hat. Während das Intro mir beibringen will, wie der Stadtjunge Simon eines Tages auf dem Speicher des Hauses ein Buch findet und darüber mit Hilfe eines Zeitenportals in eine andere Welt gesogen wird, wird auf einmal der Bildschirm schwarz. Kinners, denk ich, nicht schon wieder. Dilettanten, die das nicht beherzigen. So oft wurde es schon kritisiert. Spiele die heute, über ein Jahr nach Start des App Stores rauskommen, sollten von Anfang an in der Lage sein, den Bildschirmschoner des Geräts auszuschalten, um das Spielgeschehen nicht unterbrechen zu lassen. Also wieder den Homebutton gedrückt und rein ins Spiel. Das Spiel setzt dort fort, wo es aufgehört hat – immerhin. Denn das ist nicht bei jedem Titel so.

Quomodo vadis? – die Steuerung

Ja genau, ich frage danach, „wie“ Simon sich bewegt und nicht wohin er geht. Zur Verfügung stehen uns zwei unterschiedliche Steuerungskonzepte. Das eine wird als neuartige iPhone-Bedienung aus der Feder von iPhSoft angepriesen, die andere würde klassisch mit dem Bewegen eines Mauszeigers funktionieren. Fakt ist: Die Mauszeiger-Variante funktioniert wesentlich besser als der „Lupen“-Trick in der iPhone-angepassten Steuerung. In dieser Version wird es nämlich schon verflixt schwer, aus dem Bildschirm heraus in eine andere Szene zu laufen und ergonomisch ist es ebenfalls nicht. Denn meist benötige ich 3 Klicks, wenn mit der anderen Steuerung auf jeden Fall nur 2 Klicks zum Glück fehlen. Das neuartige Steuerungskonzept ist zudem äußerst verwirrend. Zwar liegt der Fokus auf der Stelle über unserem Finger, doch weil der Bildausschnitt vergrößert dargestellt wird, wie bei einer Lupe, verschiebt sich darunter die Perspektive. Also müssen wir prinzipiell immer ein wenig höher wischen als wir zunächst denken. Ähnlich frickelig würde es bei der Auswahl von Dialogstellen im Gespräch. Die sind relativ winzig dargestellt große Finger neigen dazu, eher zwei Antwort auf einmal, denn nur eine allein zu treffen. Auch hier hat die klassische Variante mit dem Mauszeiger, den man steuert, Vorteile.

Weitere Kleinigkeiten

Die Lokalisierung ist der Wahnsinn?! iPhSoft bietet die englischsprachige Version derzeit unisono im dt. App Store an. Die „German Edition“ soll folgen, und weitere. Fader Beigeschmack, man wird als Käufer der derzeitigen Version wohl nochmal knapp 4 Euro zahlen müssen, um die deutsche Fassung zu erhalten?! Ich glaube persönlich nicht, dass die Leute das allzu lange mitmachen werden. Zurück zur derzeitigen Version: Warum werden dann überhaupt deutschsprachige Hilfeboxen im Programm angeboten? Diese enthalten, wie man den Screenshots entnehmen kann, tolle Tippfehler oder lesen sich „holprig“ und die „Hilfe“, die einem über Buttons mit deutscher Beschriftung angepriesen wird ist dann natürlich in Englisch. Wenn sie es denn wäre, denn dort sind nicht nur einige Bilder nicht richtig verlinkt, sondern wiederum tolle Tippfehler drin: Man schreibt „expirence“ oder „verison“ anstatt „experience“ (engl. für Erfahrung) und „version“. Da hat jemand mit der heißen Nadel gestrickt und wenn Adventure Soft tatsächlich der Auftraggeber ist, wie man auf der Homepage (engl.) lesen kann, wäre ich mit der schlampigen Dienstleistung von iPhSoft nicht zufrieden.

Das Spiel

Simon the Sorcerer 1 selbst ist ulkig wie eh und je. Relativ zu Beginn trifft man auf einen Turban tragenden Verkäufer, der sogar magische Gegenstände in petto hat, die er uns andrehen mag. Dazu gehört ein Amulett, das uns unsichtbar machen kann. Er legt es uns probehalber um, hält uns dann einen Spiegel ohne Scheibe entgegen und fragt, ob wir uns darin sehen können. Klar, dass Simon nein sagt, aber klar auch, dass wir nicht darauf hereinfallen. Derartige und weitere Späße sind im Ganzen Spiel versteckt. Eine mittelalterliche Fantasy-Umgebung, in der es Kühlschränke gibt?! Selbst Simon wundert sich. Die Grafik wirkt liebevoll und es ist fast schon typisch für dieses Genre in seiner 90er-Jahre-Ausprägung, dass die Rätsel nicht allesamt Sinn ergeben. Schon bei Monkey Island hat man sich gewundert, welche Dinge man beisammen holen musste, um dem Ziel ein Stückchen näher zu kommen.

Fazit

Simon the Sorcerer hat von seinem Flair nichts verloren. Mit klassischer Steuerung macht das Spiel nach wie vor richtig Laune. Die Frage ist, warum iPhSoft derart schlampig mit der Marke umspringt?! Ich hätte mich gefreut, wenn Entwickler, die kaum noch etwas selbst beitragen mussten, bei dem Bisschen, das sie zu tun hatte, nicht so nachlässig zu Werke gegangen wären. Weil Simon seinerzeit ein ordentliches Adventure war, rettet ihm das auch auf dem iPhone die Wertung. Das „neuartige“ Steuerungskonzept, dass man bei iPhSoft selbst entworfen hat, kann man getrost in der Pfeife rauchen. Darüber hinaus hat der Entwickler sich auf Nachfrage dazu geäußert, warum man für jede Sprachversion einzeln bezahlen soll und man Kunden in diversen App Stores dann überhaupt zumutet zunächst nur die engl. Version zu kaufen, ohne damit ein Recht zu haben, auf die dt. Version zu wechseln, bzw. wie man hier weiter vorgehen kann.


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Testergebnis

URS: 7 von 10
7

Positives

  • ulkiges Point-and-Click-Adventure

Negatives

  • Lokalisierung stellenweise fehlerhaft