Routesy: Urheberrechtsfrage im Nahverkehr

kg, den 29. Juni 2009
Gerichtsentscheidung
Gerichtsentscheidung – Symbolbild, Bild: CC0

Rechtefrage im öffentlichen Nahverkehr: Nach Fahr-Info Berlin wurde nun eine App für den Nahverkehr in San Francisco aus dem Store entfernt. Anstatt um Linienpläne ging es bei Routesy allerdings um aktuelle Ankunftszeiten von Bussen und Straßenbahnen, die live abrufbar sind.

Um die Geschichte in einfachen Worten zu erklären: In San Francisco gibt es an Straßenbahn- und Busstationen Ankunftsmonitore, die recht genau anzeigen, wann das nächste Fahrzeug ankommt. Zur Verfügung gestellt werden diese Informationen von einer Firma namens NextBus, die in die jeweiligen Fahrzeuge Transponder eingebaut hat, um diese genau verfolgen zu können. Die Idee des App-Entwicklers Steven Peterson: Diese Informationen, die auch über ein Webinterface zugänglich sind, in Form eines iPhone-App verfügbar zu machen.

NextBus-Beschwerde

Laut einer Beschwerde seitens der Firma NextBus Information Systems (NBIS), Lizenznehmer bei NextBus, dürfen diese Informationen nur mit entsprechender Lizensierung genutzt werden, selbst dann, wenn die App kostenlos zur Verfügung stünde. NBIS hält derzeit die exklusiven Rechte daran, die Daten auf Mobiltelefonen zu vertreiben.

Die Frage, die sich wohl nicht nur Peterson stellte: Können solche Nahverkehrsinformationen einer privaten Firma gehören, vor allem, wenn die Nahverkehrsagentur in San Francisco, SFMTA, einen Großteil der für die Transponder nötigen Kosten getragen hat? Die klare Antwort der SFMTA: Der Nahverkehrsagentur gehören die Daten, und die Öffentlichkeit darf Zugriff darauf haben. Und nicht nur das: Sie stehen voll und ganz hinter allen, die es einfacher machen wollen, diese Daten auch für andere zugänglich zu machen.

Fahr-Info Berlin

Ein ähnlicher Fall war seinerzeit schon Fahr-Info Berlin: Damals hatte die Berliner Verkehrsgemeinschaft (BVG) den Entwickler dazu aufgefordert, die benutzten Streckenpläne zu entfernen, da diese nur nichtkommerziell und privat genutzt werden dürfen. Die Verkehrsgemeinschaft Berlin-Brandenburg (VBB) war es dann, die das Kartenmaterial zur Verfügung stellte.

Die Frage, die sich nun auch bei Routesy stellt: Wann ist die Nutzung kommerziell und wann ist sie nichtkommerziell und vor allem dem Allgemeinwohl aller zuträglich, ohne dabei ein Copyright zu verletzen?

An einer web-basierten Version der App wird gearbeitet, aber nach dem Statement der SFMTA sollte es hoffentlich nicht mehr lange dauern, bis auch die App wieder im Store verfügbar ist. Ganz ausgestanden ist das Thema allerdings nicht: NBIS stellt derzeit in Frage, ob die Aussagen der SFMTA überhaupt so stimmen. Ein möglicher Grund, warum sich NextBus gegen Routesy stellt: Die App iCommute SF hat sich die Daten von NextBus lizensieren lassen, und das sicher nicht kostenlos.


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