Crackulous kopiert iPhone-Apps und bringt das Ende der Welt

rj, den 2. Februar 2009
iPhone 3G
iPhone 3G, Bild: Apple

Eine Applikation, die den Kopierschutz von iPhone-Programmen entfernt und ihr Weiterkopieren ermöglicht, bricht unsere Herzen, treibt die weitere Schließung der iPhone-Plattform durch Apple voran, bringt eine unerfreuliche Entwicklung, höhere Preise, womöglich das Ende des Jailbreaking. Warum nicht gleich das Ende der Welt? Möglicherweise, weil Crackulous nicht wirklich die Rolle spielt, in die es gerade gehievt wird. Bzw. jedenfalls nicht auf die Weise, wie viele denken.

Wenig Begeisterung über Crackulous

Der „One Click App Cracker“, wie Torrentfreak ihn betitelt, ist in einem Cydia-Repository verfügbar, kommt als Open Source und soll mit einem Klick das DRM von Applestore-Apps entfernen und damit ihren Transfer auf andere iPhones erlauben. Bei Torrentfreak schätzt man, dass die Applikation „eine der am häufigsten geladenen iPhone-Apps aller Zeiten“ wird, woanders sieht man dunkelste Gewitterwolken heranziehen. „Argumente für ein geschlossenen iPhone“ fürchtet der iPhone-Ticker, die Leser hoffen auf „verbesserten Kopierschutz“. 9to5mac beklagt gebrochene Herzen, in den Kommentaren wird das Gerücht gestreut, die App selber sei Malware. Zusammengefasst: Begeistert scheint niemand zu sein.

Der Gedanke, der dann aber auch häufig nachgereicht wird: Programme im App Store werden zu vernünftigen Preisen gehandelt. Sie werden gekauft, weil sie nützlich, bzw. oftmals aus der alltäglichen Anwendung nach kurzer Gewöhnung nicht mehr wegzudenken sind. Das iPhone ist, um es positiv auszudrücken, auch durchaus zu einem Preis im Handel, der seinem Wert entspricht, und wer den entrichtet, ist nicht der typische Kandidat, der wegen einer 1,79-App statt dem Druck auf den „jetzt kaufen“-Button eine Crack-Applikation installiert und anschließend seine Wunschprogramme aus dubiosen Quellen auf das doch meist recht wichtige Gerät transferiert.

Im Gegenteil – Crackulous könnte zum handfesten Beleg einer bislang immer nur in den Raum gestellten These werden: dass Apple mit dem iPhone und dem App Store ganz nebenbei einen Durchbruch im Micropayment-Sektor geschafft hat. Ein Programm shoppen und installieren ist auf dem iPhone derart unaufwändig, dass man sich einfachere Möglichkeiten nur mit recht großer Anstrengung vorstellen kann. Die Preise sind so gestaltet, dass sich der kleinste Teil der Anwender wirklich Gedanken machen muss, ob man diesen Betrag nun investieren kann. Kurz: wenn es einen Bereich gibt, in dem das gerne als Argument hervorgeholte „You can’t compete with free“ aller Erwartung nach nicht zutreffen, sondern praktisch widerlegt wird: genau hier haben wir ihn.

Insofern: die Weltuntergangsstimmung im iPhone-Lager ist verfrüht und wohl generell unangemessen. Immerhin, sie weist auf den wohl gewichtigsten Pluspunkt hin, den Apple hat und der Bedenken um die nun überbordende Kopiererei zum Nulltarif eher unwahrscheinlich wirken läßt: eine äußerst loyale Anhängerschaft.

Um also den Meister zu zitieren: Keine Panik.


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