Rezension: Cocoa-Programmierung für Mac OS X
ml, den 1. Dezember 2008Der Mac ist anders. Was bereits auf die Hard- und Software aus dem Hause Apple zutrifft, gilt erst recht für die Softwareentwicklung auf der Mac-OS-X-Plattform. Das geht von Objective-C und Cocoa bis hin zu den Entwicklungswerkzeugen.
Zu den besten Kennern der Mac-Programmierungsphilosophie gehört zweifelsohne Aaron Hillegass. Er ist der Autor des Buchs Cocoa Programming for Mac OS X. Das Buch gilt durchaus als das Standardwerk, für manche auch die „Bibel“, zum Thema Mac, Cocoa und Objective-C. Mittlerweile in der dritten Auflage zu den Themen Core Data, Core Animation und Garbage Collection aktualisiert ist jetzt im Mitp-Verlag eine deutsche Übersetzung erschienen.
Der Autor
Aaron Hillegass ist eine Ikone in der Mac-Entwicklerszene. Sein Cowboyhut und seine hochgeschossene, schlanke Erscheinung lassen ihn auch optisch nicht übersehen. Bereits zu NeXT-Zeiten arbeitete er dort als Lehrer, um andere Entwickler in der Programmierung von OpenStep (woraus später Cocoa wurde) zu unterrichten. Nach der Übernahme durch Apple unterrichtete er zahlreiche Apple-Ingenieure.
Inzwischen ist er für Big Nerd Ranch tätig und seine Cocoa Bootcamps sind legendär. Aus den Kursen dort ist schließlich das Buch Cocoa Programming for Mac OS X entstanden.
Inhalt
Der Inhalt des Buchs erstreckt sich über satte 35 Kapitel, die über 450 Seiten füllen. Deshalb ist hier eine Inhaltszusammenfassung fast unmöglich. Nur so viel: Es werden alle Objective-C und Cocoa relevanten Themen behandelt. Am Ende soll der Leser nicht nur ein durchschnittlicher, sondern ein stilsicherer Cocoa-Programmierer sein.
Cocoa Programmierung für Mac OS X ist im weitesten Sinne ein Lehrbuch. Jedes Kapitel widmet sich einer klar umrissenen Aufgabenstellung und ist klar strukturiert. Es werden die notwendigen Konzepte vermittelt, die man sogleich in etlichen Übungen ausprobieren kann.
Publikum
Mit dem Buch wendet sich Aaron Hillegass an Programmierer, die bereits Erfahrung mit C und objektorientierter Programmierung haben. Somit ist es auch für Mac-Novizen geeignet, die etwas über Objective-C und Cocoa lernen wollen. Wer das Programmieren erst erlernen will, der ist mit diesem Buch falsch beraten
Stil
Der Schreibstil von Aaron Hillegass ist einfach lesenswert und bleibt auch in der Übersetzung erhalten. Mit lockeren Sätzen und der nötigen Prise Humor führt er auch durch komplizierte Sachverhalte. Zudem bestärkt er den Leser immer wieder auch abseits des Weges Dinge auszuprobieren und mit den Werkzeugen und Konzepten zu experimentieren
Das fängt mit ganz praktischen Tipps an. Bereits in der Einleitung rät Aaron Hillegass dem Leser immer den Fokus zu behalten. Und wie behält man am besten den Fokus? In dem man nachts z. B. zehn Stunden schläft, so der Autor. Und weiter „Koffein ist kein Ersatz für Schlaf.“
Übersetzung
Die deutsche Übersetzung von Reinhard Engel ist gut gelungen. Der Charakter der englischen Original-Version ist erhalten geblieben. Hier und da verfällt der Text zu sehr ins Denglisch, doch das hält sich gegenüber vielen anderen Übersetzungen stark in Grenzen.
Als kleines Manko könnte man die nicht angepassten Bildschirmfotos sehen. Wer jedoch auf längere Sicht ernsthaft mit Cocoa und Objective-C arbeiten möchte, kommt um Englisch eh nicht herum, da z. B. die gesamte Referenz-Dokumentation von Apple nur in Englisch vorliegt.
Fazit
Cocoa Programmierung für Mac OS X ist nicht umsonst das Standardwerk auf diesem Gebiet. Man findet kaum ein besser strukturiertes und umfangreicheres Buch zu diesem Thema. Die lockere Stil von Aaron Hillegass machen das Buch zu einem unterhaltsamen Gefährten bei dem Weg durch Cocoa und Objective-C. Das Buch ist ebenfalls für schon Mac-erfahrene Entwickler geeignet, die sich zu einem bestimmten Thema (z. B. Core Data) nochmal belesen möchten.
Der Übersetzung muss man eine gute Qualität bescheinigen, die den Charakter des Originals erhält. Ein Manko ist der im Vergleich zur Originalversion höhere Preis. Bezahlt man für die englische Version bei Amazon knapp 38 Euro, schlägt die Übersetzung mit 45 Euro zu Buche. Wer also sparen möchte und der englischen Sprache mächtig ist, sollte gleich zum Original greifen. Allen anderen an der Mac-Programmierung interessierten, können wir das Buch uneingeschränkt empfehlen. Deshalb 4,5 Macs von uns.