Android-Notizen: Jailbreak und ein verwirrter Ballmer
rj, den 6. November 2008Smartphone mit Rechnerqualitäten, App Store, konsequente Ausrichtung auf Drittanbieter: Android und das erste Handy mit dem Google-OS sind in mehr als einer Beziehung recht exakt gegen das iPhone positioniert worden. Mit einem Jailbreak für das G1 kommt nun eine weitere Parallele hinzu. Dass Steve Ballmer angesichts des einen oder anderen Konkurrenten ein wenig skeptisch wirkt, kennt man im Apple-Lager bestimmt auch schon.
Warum muss man ein Handy jailbreaken, wenn das OS ohnehin schon offen ist? Im Fall des G1 sind die Gründe weniger offensichtlich wie im Fall des iPhone. Während Apple kein Interesse an Softwareinstallationen aus anderen Quellen wie dem App Store hat, geht es im G1-Hack beispielsweise um spezifische Speicherlimitierungen. Entwickler für das G1 müssen sich bislang mit den mageren internen Speicherressourcen des Smartphones begnügen. Wenn man mit Root-Privilegien auf dem unixoiden Handy unterwegs ist, kann man auch die Kapazitäten der SD-Karte des G1 für Programmcode nutzen.
Vergleichsweise ein Spaziergang sei der „Jailbreak“ dann auch gewesen, verglichen mit dem Aufwand, den das Devteam mit den bisherigen und kommenden iPhone-Firmwareversionen hatte. Apples Interesse an einer kontrollierten Software-Plattform für das iPhone scheint ungebrochen, und offenbar erhofft man sich durch die resultierende Sicherheit höhere Attraktivität der Plattform. Ein hochfrequentierter App Store gibt Apple bislang recht, der Android-Store strahlt bislang im Vergleich die quirlige Lebendigkeit eines Backsteins aus, aber das kann sich ändern.
Wenngleich die Skepsis nicht abreisst, auch wenn sie im Fall von Steve Ballmer unter „übliche Statements üblicher Verdächtiger“ fällt, es gar einer gewissen Ironie nicht entbehrt, wenn Ballmer Google vorwirft, nicht marktgerecht bzw. gewinnorientiert zu denken. Er „…verstehe nicht wirklich ihre Strategie. … Wenn ich zu meinem Shareholder-Meeting komme und sage ‚Hey, wir haben ein neues Produkt gestartet, das keine Verdienstmöglichkeit bietet‘, bin ich sicher, dass sie es nicht erfreut anhören würden. „
Ob Google mit dem Handy-OS keinen Schnitt machen wird, steht indes noch in den Sternen, und die Kritik Ballmers am neuen Gegenspieler Apples im Mobiltelefonsektor sollte besser nicht als Maßstab für das Potential genommen werden, das Android als iPhone-Konkurrenz hat. Google ist durchaus zuzutrauen, dass sie gute Ideen anderer Hersteller in die eigenen Produkte integrieren können – der weit offene App Store für Android-Handys zeigt das überdeutlich – und sich mit eigenständigen Features weiter positionieren. Und wenn man zu Beginn nicht sofort Geld damit verdient, wird Google das verkraften. Microsoft wiederum hat bekanntermaßen auch das Internet verschlafen – man könnte Ballmer ja fragen, ob er damals auch keine sofortigen Verdienstmöglichkeiten für die Shareholder sah.