Kolumne: Apple, Bauhaus und Braun.

ac, den 31. Mai 2008
Jonathan Ive
Jonathan Ive, Bild: Apple

Gestern Abend bin ich nur knapp einem Ertrinken auf dem in Münster stattfindenden Euro-City-Fest entkommen. Es hat so viel Wasser vom Himmel geregnet wie noch nie. Einen anderen Segen gab es in der vergangenen Woche mit der lang ersehnten Mac OS X 10.5.3 Aktualisierung, die sich endlich wieder richtig gut anfühlt. Der Kernel wurde überarbeitet und die Apple-Techniker haben ein gutes Stück Arbeit abgeliefert. Das Kernel-Design ist das A und O eines gut laufenden und stabilen UNIX-Systems.

Apropos Design… Jonathan Ive, der spätestens mit seinem diesjährigen und zweiten D&AD „Black Pencil“ in den Olymp der Designgötter aufstieg, hat sich genau zu dieser Auszeichnung im folgenden Interview geäußert. Der Black Pencil ist die höchste und weltweit angesehenste Auszeichnung für einen Designer. Es gibt nur wenige, die überhaupt eine davon haben, dass Jonathan Ive zwei besitzt heißt schon wirklich etwas.

Inspiration für Jonathan Ive

Trotzdem oder gerade weil es einen richtig guten Designer ausmacht, sind die Ideen nicht nur allein auf Jonathans Designhaufen gewachsen. Er konnte sich die Inspiration bei Designern und Architekten der Vergangenheit bedienen. Dabei sind zwei Inspirationen gut zu erkennen und beide kommen aus deutschen Landen: Nämlich vom Bauhaus und von der Braun GmbH. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts sagte Louis Henri Sullivan ein amerikanischer Architekt, dass die Form der Funktion folgt (Form Follows Function). Diese Philosophie wurde von Mies van der Rohe dem deutschen Architekten auch für seine Fassaden und in der Zeit von Bauhaus strickt befolgt. Diese Ausspruch hat seit damals für Designer und Planer nichts an seiner Bedeutung verloren, vielmehr ist er noch wichtiger und zu einem Leitsatz geworden.

Braun-Design by Dieter Rams

Das Design von Braun (die Firma welche seit 50 Jahren Design in unseren Alltag bringt und vor kurzem zur deutschen Marke des Jahrhunderts gewählt wurde ), welches maßgeblich von dem deutschen Architekten Dieter Rams geprägt wurde und für Apple Pate steht. Rams ist sich in seinem Motto „Weniger, aber besser“ an der Philosophie von Bauhaus und „Form Follows Function“ treu geblieben. Er entwickelte unter anderen den „Schneewitchensarg“ und das „Braun T3″-Radio“, aber auch den Taschenrechner „Braun ET33“. Diese Geräte dienten für Jonathan Ive schon in seiner Jugend als Inspiration für gutes Design. Diese Entwicklung spiegelt sich im Apple Design der letzten 8 Jahre wieder. Man schaue sich den Taschenrechner im iPhone und das Braun ET33 Modell an. Weitere direkte Vergleiche zwischen Rams Design und Ives Apple Produkten gibt es hier zu bewundern.

Ive hält das ganze nicht geheim und hat vor kurzem sich bei Rams für die Inspiration in einem sehr persönlichen Brief bedankt und ihm zusätzlich ein iPhone und ein MacBook Air geschenkt. Rems reagierte geehrt und freute sich darüber, dass er mit seiner Arbeit Grundsteine für eine Vielzahl moderner und so erfolgreicher Produkte gesetzt hat. Alle Kreativen sollten sich wieder dieser Wurzeln bedienen und aus den vergangenen Tagen schöpfen. Man muss das Rad schließlich nicht mehr neu erfinden. In diesem Sinne genießen wir das Design unserer Macs und erfreuen uns an diesem Teil zu haben.


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