Kommentar: iPhone SDK

ml, den 14. März 2008
Ein SDK fürs iPhone
Ein SDK fürs iPhone, Bild: Apple

Nachdem sich der Nebel um das iPhone SDK etwas gelegt hat und viele Unklarheiten der ersten Tage beseitigt sind, ist es an der Zeit ein erstes Fazit zu ziehen.

Produkte aus Cupertino polarisieren. Warum sollte es beim iPhone SDK anders sein. Die einen loben das SDK inklusive des dazugehörigen Ökosystems namens App Store und sehen eine jahrelange Dominanz Apples im Bereich hochwertiger Mobilgeräte heraufziehen. Andere dagegen sind weniger begeistert, ja manchmal gar enttäuscht und sehen am Horizont in Form von zwangsweise signierten Applikationen bereits eine neue Art von Zensur und Benutzergängelei aufziehen.

Entdecke die Möglichkeiten

Beide Positionen sind nachvollziehbar. Cocoa Touch ist revolutionär und sucht seines Gleichen. Und dieser Vorsprung wird für die nächsten Jahre Bestand haben. Auch im Jahr 7 nach der Veröffentlichung von Mac OS X gibt es für das Cocoa-Framework keine vergleichbare Konkurrenz in sowohl technischer als auch technologischer Hinsicht. Man sagt zwar „Geschichte wiederholt sich nicht“, aber es ist schwer vorstellbar, dass irgendein Hersteller in nächster Zeit mit etwas konkurrenzfähigem auf den Markt kommt.

Trotzdem hat das SDK Einschränkungen. So darf ein Dritt-Programm zu jedem Zeitpunkt nur exklusiv auf dem iPhone laufen. IM-Programme die eigentlich darauf ausgelegt sind im Hintergrund aktiv zu sein werden damit praktisch unmöglich. An dieser Stelle tun sich also bereits jetzt die zukünftigen Baustellen für die Weiterentwicklung auf.

Und was ist mit den Kritikern? Fakt ist, dass man als Entwickler, um sein Programm auf das iPhone bzw. den iPod touch zu bringen, das Programm signieren muss. Zusätzlich hat Apple den Daumen drauf, welche Programme über den App Store überhaupt auf die mobilen Geräte dürfen. Damit wir uns richtig verstehen: Signieren ist etwas Gutes. Denn es ermöglicht die Herkunft und Authentizität eines Programms hundertprozentig sicherzustellen. Damit lässt sich Malware aus dubiosen Quellen wirksam ein Riegel vorschieben.

Zensur oder nur geschlossenes System?

Was sich Apple jedoch anmaßt darüber zu entscheiden, welche Programme überhaupt auf das iPhone dürfen ist schier ungeheuerlich. Das bestimmte Programme aus technischer Sicht nicht erlaubt werden („Bandbreitenfresser“ oder Malware) ist verständlich und nachvollziehbar, doch warum sich Apple gleich noch zur moralischen Instanz aufschwingt („no porn“) ist unverständlich. Ich besitze zwar kein iPhone, aber das Mobile Safari Pornoseiten oder andere fragwürdige Web-Seiten blocken würde ist bislang nicht bekannt. Zusätzlich Würze bekommt das Thema, wenn man bedenkt, dass der App Store die einzig (legale) Quelle für iPhone-Software ist, denn mit dem Hinweis auf „Unforeseen“ könnte Apple theoretisch beliebige Programme bannen.

Wie eng Apple letztlich die eigenen Regeln auslegen wird, werden die kommenden Monate zeigen. Im Auge behalten sollte man die Entwicklung trotzdem.

Fazit

Der Weisheit letzter Schluss ist das SDK nicht. Es gibt noch zahlreiche (technische) Limitierungen, die bestimmte Programme zwar nicht unmöglich aber zumindest wenig nützlich machen. Der App Store ist eine gute Möglichkeit für Entwickler ihre Programme einem Millionenpublikum bequem zugänglich zu machen. Selbst mit 1-Dollar-Applikationen können sich damit Umsätze von mehreren Zehntausend Dollar machen. Überdenken sollte Apple den App Store als exklusiven Vertriebskanal zu benutzen, denn allein aufgrund der Möglichkeit zur Zensur, hinterbleibt ein bitterer Nachgeschmack.

Auf der anderen Seite muss man auch sehen, dass vor einem Jahr ein SDK ebenso undenkbar erschien wie vielleicht jetzt eine völlig offene iPhone-Plattform. Apple muss unter allen Umständen vermeiden, dass die Plattform durch schlechte Programme instabil wird.


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