Test: Office für Mac 2008 (Teil 4: Entourage)
ml, den 27. Februar 2008Der Test von Entourage ist der letzte Teil unseres großen Office 2008 für Mac Tests. Im ersten Teil haben wir Word unter die Lupe genommen. Im zweiten und dritten Teil folgten dann Excel und Powerpoint. Bislang hat die Office-Suite ein gemischtes Bild hinterlassen. Nach 4 Jahren Entwicklungszeit hatte man in der Mac-Gemeinde ein in technologischer Hinsicht auf Augenhöhe mit Office 2007 für Windows befindliches Produkt erwartet. Im Test muss jetzt Entourage zeigen, ob es geeignet ist, die Kombination aus Mail, Adressbuch und iCal zu schlagen.
Entourage ist das Mac-Pendant zu Outlook auf der Windows-Plattform. Deshalb versteht sich das Programm als Persönlicher Informations Manager (PIM) und bietet Adressbuch, E-Mail, Kalender, Aufgaben und ein Projektcenter unter einer einheitlichen Oberfläche.
Oberfläche
Nach dem ersten Start präsentiert auch Entourage sich im bekannten Mac-Look. Aber dann hört es schon auf. Öffnet man einen der vielen Assistenten, dann reibt man sich verwundert die Augen ob des Designs der Vorwärts- und Rückwärtsbuttons. Die stammen noch aus der Mac-OS-9-Zeit und die ist seit mehreren Jahren definitiv vorbei.
Die nächste Sünde findet man im Einstellungsdialog, wo ein bislang unbekannter Fenstertyp für die Darstellung von Optionen zum Einsatz kommt.
Und was die Software-Ingenieure geraucht haben, als sie an der Lokalisierung gearbeitet haben, ist uns unbekannt. Bei der Sortierung der Länderliste wurde von der amerikanischen Länderbezeichnung ausgegangen, was z. B. dazu führt, dass Länder wie Kanada oder Kolumbien unter dem Buchstaben C zu finden sind. Die Franzosen wird’s freuen, denn Deutschland folgt erst hinter Frankreich.
Brot und Butter
Die Brot und Butter Funktionen eines E-Mail-Programms sind natürlich das Schreiben und Verwalten von E-Mail. Bei der Einrichtung von E-Mail-Konten steht ein Assistent zur Seite, der bei der Einrichtung behilflich ist. Entourage versteht sich sowohl mit POP- und IMAP-Servern als auch mit Exchange-Servern. Mangels Exchange-Server konnten wir diese Funktion nicht testen, aber in den anderen Disziplinen leistet sich Entourage keine Schwäche, sticht aber auch nicht mit innovativen Funktionen hervor.
Entourage verfügt über ein internes Adressbuch und greift nicht auf das Mac OS X Adressbuch zurück. Ein Import der Daten aus dem Mac OS X Adressbuch ist nicht ohne Weiteres möglich, da Entourage nur Komma-separierte Textdateien akzeptiert. Vcard-Format Fehlanzeige. Über den Einstellungsdialog von Entourage lässt sich aber das Entourage-Adressbuch automatisch mit dem systemeigenen sowie einem auf .Mac abgelegten synchronisieren. Der Abgleich erfolgt automatisch im Hintergrund. Kalenderereignisse lassen sich lassen sich ebenfalls mit iCal synchronisieren und Notizen auf einen .Mac-Account übertragen.
Ein Ärgernis gab es bei der Inbetriebnahme des Programms: die Microsoft-Willkommens-Mail ließ sich zu Anfang nicht anzeigen und führte reproduzierbar zum absoluten Stillstand von Entourage. Das Programm ließ sich nur noch abschießen. Beim dritten Versuch schließlich klappte es.
PIM
Um zu einem ausgewachsenen PIM-Programm zu werden, benötigt man einen Kalender, Notizverwaltung und To-Do-Listen. Der Kalender von Entourage ist optisch ansprechend und tut das, was man von einem Kalender erwarten würde. Lustiges Detail: erstellt man einen Termin der in der Vergangenheit liegt, so springt sofort der Erinnerungsdienst an und weist einen auf einen abgelaufenen Termin hin. Für den Kalender stehen unterschiedliche Ansichten zur Verfügung, so dass sich Ereignisse übersichtlich darstellen lassen. Statt unterschiedliche Kalender für verschiedene Bereiche anzulegen, ordnet Entourage Ereignisse bestimmten Kategorien und Projekten zu. Zu Ereignissen lassen sich weitere Teilnehmer automatisch einladen.
Um den täglichen Wust an Aufgaben zu bewältigen bietet Entourage Aufgaben- und Notizlisten an. Wie auch Kalenderereignisse werden diese bestimmten Kategorien und Projekten zuordnen.
Im Projektcenter verwaltet Entourage Projekte. Wer jetzt hier aber ein Werkzeug zur Projektverwaltung vermutet wird enttäuscht. Einem Projekt lassen sich Kontakte zuordnen und es wird ein Projektordner angelegt. In diesem kann man Dateien ablegen, die von allen Projektteilnehmern benötigt werden. Alles in allem ist das Projektmanagement aber weder Fisch noch Fleisch.
Neue Funktionen
Beim Blick auf die neuen Funktionen enttäuscht Entourage erneut. Dort finden sich so bahnbrechende Punkte wie z. B. die verbesserte Stabilität der Entourage-Datenbank und die anpassbare Werkzeugleiste. Größte Neuerung dürfte „My Day“ sein, ein über allen anderen Fenstern schwebendes Fenster in dem anstehende Ereignisse und Aufgaben aufgeführt werden. Bei iCal gibt es dafür Dashboard-Widgets.
Fazit
Entourage hat ein offensichtliches Rechtfertigungsproblem. Von den Funktionen her gibt es keinen echten Grund auf Entourage zu setzen. Mit Mail, Adressbuch und iCal fährt man deutlich besser und kann mit Programmen arbeiten, die auf dem Mac wirklich zu Hause sind. Selbst die Exchange-Anbindung ist kein Argument pro Entourage, denn das beherrscht Mail in Leopard mittlerweile auch.
Das gesamte Programm ist lieblos umgesetzt und erweckt an allen Ecken und Enden den Eindruck, dass es für Microsoft keine Rolle mehr spielt. Ein „Ja!“ zur Mac-Plattform sieht anders aus. Deshalb können wir auch nur 2 Macs vergeben.