Test: Steve Jobs und die Erfolgsgeschichte von Apple
sh, den 18. Juli 2007In einem schwarzen Rollkragen-Pullover, dazu verwaschene Jeans und Turnschuhen kennt Steve Jobs jeder. Er ist einer der berühmtesten Charaktere der Musik-, Unterhaltungs- und Computerindustrie. Mit „Steve Jobs und die Geschichte eines außergewöhnlichen Unternehmens“ versuchen Jeffrey Young und William L. Simon seinen Lebensweg nachzuzeichnen. Wir haben das Buch getestet.
In drei Teilen mit dreizehn Kapiteln schildern Young und Simon den Lebenslauf von Steve Jobs. Angefangen von der Kindheit über die Apple-Gründung, endet das Buch bei der Keynote auf der MacWorld Expo im Januar 2005. Fünfzig Jahre Steve Jobs also mit allem, was er erlebt, erfunden, auf den Markt gebracht oder als Unternehmer geleistet hat.
Im Buch selbst geht es daher dann nicht nur um Apple, sondern auch um NeXT und Pixar. Die Zusammenhänge sind durchaus interessant, aber leider wollen die Autoren diese spannender verkaufen als sie eigentlich sind.
So handelt die Biographie vor allem von den Machtkämpfen in diesen Unternehmen, den Zielen, den intriganten Taktiken und Jobs‘ Reaktionen darauf. Aber auch von seinem Aufstieg, Fall und seiner Rückkehr. Das ist fesselnd, verliert aber nach hundert Seiten seinen Reiz. Denn will man einen echten Wirtschaftskrimi, greift man zu anderen Autoren.
Der Quereinsteiger mit Erfolg
Dabei ist Jobs sicherlich mehr als ein außergewöhnlicher Manager. Ist er doch ein Quereinsteiger in der Branche, der das Geschäft nicht an einer Hochschule gelernt hat, und dennoch große Erfolge feiert. Ein intuitiver Sturkopf, den man als Visionär des digitalen Zeitalters bezeichnen kann. Wie es mit Visionären häufig der Fall ist, sind sie eigenwillig bis schrullig. Bei Jobs äußern sich diese Eigenschaften durch eine Mischung von Jähzorn und seinem berühmten „Reality Distortion Field“.
Doch durch dieses Thriller-Gehabe gerät die Person Steve Jobs viel zu weit in den Hintergrund – in seiner eigenen Biographie. Tatsächlich ist es nur eine inoffizielle, denn Steve verzichtete auf die Mitarbeit, die ihm von den Autoren angeboten wurde. Dennoch hätten Young und Simon viel mehr dazu beitragen können, Jobs‘ Persönlichkeit zu beleuchten.
Erst Kritik, dann Lob
Während das Buch Jobs anfangs durchaus kritisch beäugt und nicht davor zurückschreckt, seine Fehler kritisch zu analysieren, kippt diese Haltung ab der Buchmitte in fast schon blinde Glorifizierung. Dann gewinnt man schnell den Eindruck, ein neuer Messias stehe vor Tür, nur um sich einige Seiten weiter daran zu erinnern, dass es sich letzten Endes doch nur um den Manager eines IT-Unternehmens handelt.
Young und Simon liefern mit „Steve Jobs“ nicht unbedingt ein schlechtes Buch. Es ist die Zusammenfassung des Lebens eines charismatischen Tyrannen, dessen Erfolgsbilanz seinen autoritären Führungsstil rechtfertigen zu scheint. Der aber auch Marketingraffinesse und Unternehmergeist beweist.
Auf der anderen Seite ist „Steve Jobs“ aber auch nicht unbedingt ein gutes Buch. Die Übersetzung ist mäßig und hat hin und wieder Schwierigkeiten mit Satzbau und Kontext. Wer will, kann darüber hinwegsehen, wird dann aber spätestens wegen zahlreicher Rechtschreibfehler das Lesevergnügen verlieren.
Die Autoren selbst verlieren sich inhaltlich häufig in Details und in Versuchen, möglichst viele Aspekte von Jobs‘ Leben zu verpacken. Das ist im Ansatz lobenswert, konfrontiert den Leser dann aber immer wieder mit einer Vielzahl an Namen und drängt ihn dazu, die Informationen selbst zuzuordnen.
Fazit: Langatmig mit Hintergrundwissen
Wer Zeit sparen will, liest den Wikipedia-Eintrag über Steve Jobs. Wem aber die aktuellste Biographie des Apple-Gründers in Buchform lieber ist und wer einige Hintergründe kennen lernen möchte, liegt mit „Steve Jobs“ nicht verkehrt.
„Steve Jobs und die Geschichte eines außergewöhnlichen Unternehmens“ erschien bereits im Februar 2006 im Scherz Verlag. Eine Taschenbuch-Ausgabe gibt seit diesem Jahr im Fischer Verlag mit dem Titel „Steve Jobs und die Erfolgsgeschichte von Apple“.