Benq Mobile mit Insolvenz: deutlich unter Erwartungen

Alexander Trust, den 28. September 2006
Benq Siemens S68
Benq Siemens S68

Benq Mobile insolvent.

Siemens tut es Leid, und dem Firmensprecher der BENQ Mobile GmbH fehlen die Argumente. Deutlich unter den Erwartungen sei das Geschäft bislang geblieben, die man sich selbst gesteckt habe, so Marco Stülpner. Doch die Prognose warnt, man werde auch das kommende Weihnachtsgeschäft deutlich unter den Erwartungen liegen.

Prognosen sind etwas Kompliziertes. Das zeigten die letzten Bundestagswahlen in Deutschland. Akademiker wissen dies. Es ist eine Binsenweisheit und es ist sogar mehr als das. Dass man allerdings mit so einer Nachricht selbst die Kunden verunsichert, ist auch klar. Ein gewiefter Schachzug? Alltagspsychologie als Strategie in der Wirtschaft.

Insolvenz

Die Begründung der Benq Mobile GmbH für ihren Insolvenzantrag fußt auf dieser Prognose. 1600 Stellen in Bocholt und Kamp-Lintfort, und weitere 1400 Stellen in der Zentrale in München sind davon betroffen.

Juristen kennen alle Tricks. Sie wissen, wie der Begriff „schade“ und die Erklärung „uns tut es Leid“ zu füllen sind. Der taiwanische Mutterkonzern roch Lunte, wie man in Deutschland günstig an Know-how gelangt.

Benq einfach nur dreist

Kein Wirtschaftsweiser mag jetzt noch die Augen verschließen vor so viel Dreistigkeit. Natürlich ist es „schade“, aber es war abzusehen. Lippenbekenntnisse verschleiern die eigentlichen Hintergründe. Hier handelt der Konzern (auch über das Weihnachtsgeschäft hinaus) fahrlässig.

Als vor gut einem Jahr Benq Siemens‘ Handysparte aufkaufte, gründete man extra zu diesem Zweck eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung, damit einem niemand was nachsagen konnte. Wohlgemerkt handelt es sich dabei um ein 3000 Mitarbeiter starkes Segment aus der Siemens AG. Vielleicht hoffte man wirklich auf den dicken Reibach. Glücksspiel ist in Deutschland erlaubt. Lediglich die Werbung dafür stellt man manchmal in Frage.

Abschied auf eine Rate

Damit also die Weste nicht zu heiß gekocht werden musste, um weiß zu bleiben, wartete man ein Jahr, ließ den Deckel drauf und die Expertise gären. Nun bedient man sich ihrer und schließt daher die Pforten. Da haben sich das deutsche Recht und die deutsche Bürokratie zum erneuten Male selbst ausgetrickst. Eine GmbH haftet mit ein paar zehntausend Euro vor ihren Gläubigern. Die Arbeitskräfte gucken jedoch in die Röhre. Billig verdientes Know-how auf dem Rücken des kleinen Mannes. Eine Posse.


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