Lehrerversorgungsproblem, und so…

Alexander Trust, den 25. September 2006
Kommentar
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Ja, wir haben es doch schon immer gewusst. Was Bildung anbelangt, ist Deutschland unterversorgt, wir hängen am Tropf. Nicht genug, dass wir bei PISA und Konsorten schlecht abschneiden. Nein, uns muss Angst und Bange werden. Unterrichtsausfall, wo man hinsieht. Und: Es kommt noch schlimmer.

Ja, denn unsere Kollegen von der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung haben sich mit den Sprechern des deutschen Philologenverbandes (was bitteschön ist der Philo…?) kurzgeschlossen.

Ach ja, noch nicht genug: Denn die Kollegen von der Netzeitung haben darüber berichtet, wie sich die Kollegen von der FASZ mit den, na Sie wissen schon, kurzgeschlosen haben. Erschreckendes wurde enthüllt.

Lehrermangel

Deutschland hat ein Lehrerversorgungsproblem. Im Vorjahr fehlten 10 000 Lehrer, in diesem Jahr sind es Angaben zufolge zwischen 14000 und 16000. Eine seltsame Schwankungsbreite von NUR 20%, in Relation zum Vorjahreswert. Wie gut, dass wir das noch im Kopf rechnen können. Wo kämen wir sonst hin? – Ja, wahrscheinlich… Aber halt. Denn, wie es immer ist, ist alles doch nur erstunken und erlogen? Geklaut und nicht gekauft und nicht mal meines, wie die Prinzen einst sangen? Auf welchem Mist die beunruhigenden Behauptungen gewachsen sind wissen wir jetzt.

Zum Glück wissen wir ja, dass die Kollegen des Spiegel bereits im Februar dieses Jahres eine genau gegensätzliche Position veröffentlichten. Demnach sind sich Essener Bildungsforscher einig: Die Behauptungen des deutschen Philologenverbandes, sie sind bloß eine Mär. Alles halb so wild, hören wir, beziehungsweise lesen wir, beziehungsweise lasen wir vor gut 7 Monaten. Journalismus at its finest. Verantwortungsvoller Umgang mit der breiten Masse, die sich informiert, aber nicht gar so viel im Klingelbeutel übrig hat, noch dazu so viel Zeit, über 365 Kalendertage hinweg drei verschiedene Medien zu konsumieren, um stets eine möglichst objektive Sicht der Dinge geschildert zu bekommen. Ist das das Credo, das sich Journalisten auf ihre Fähnchen geschrieben haben?

Keines der erwähnten Presseformate gehört immerhin zur sogenannten Yellowpress, zum Boulevard. Ein Glück für diejenigen, die genug Zeit haben, und das Zufallsprinzip auf ihrer Seite, um sich derartige Informationsfetzen zu einem kohärenten Ganzen zusammenzusetzen. Ist doch bald so toll wie Puzzeln. Geld kostet beides. Aber Puzzeln, hab ich gehört, macht manchen Leuten Spaß. Von der fahrlässigen Subjektivität der ach so tollen Gazetterie geprellt zu werden eher weniger. Deutschland hat ein Problem der Unterversorgung – das Land braucht verantwortungsvolle Redakteure, die sich Zeit nehmen, Informationen auch auszuwerten, anstatt sie nur blind in die Öffentlichkeit zu streuen und zu hoffen, dass nicht irgendwann die Bombe hochgeht.


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