Polnisches Kulturministerium lässt Zahl der Toten im WW2 untersuchen

Alexander Trust, den 2. September 2006
Lech Walesa
Lech Walesa, Foto: Holger Noß via Wikimedia (CC BY-SA 2.5).

Polen untersucht Zahl der Toten im Zweiten Weltkrieg.

Der ehemalige polnische Staatspräsident Lech Walesa, er ist seit einigen Jahren nicht mehr gut auf seinen Nachfolger im Amt, Lech Kaczynski, zu sprechen. Die neuesten Maßnahmen im Land werden den Elder Statesman, Walesa, nicht dazu bewegen, seine Meinung zu verändern. Polen wählte die Kaczynski-Brüder samt ihrer Partei. Walesa interpretierte dies als Abstrafung für die anderen Parteien in Polen. Er räumte sogar eigene Fehler ein.

Zahl der Toten im WW2

Für neuen Zündstoff indes sorgt eine Untersuchung, die das polnische Kulturministerium in Auftrag gab. Man wolle, so heißt es, die Zahl der anonymen polnischen Toten zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs untersuchen. Merkwürdig erscheint, dass der polnische Kulturminister von sich aus abwiegelte, man würde dieses Wissenschaftsprojekt nicht etwa in Gang setzen, weil man zum westlichen Nachbarn ein problematisches Verhältnis habe. Gemeint ist Deutschland. Der ehemalige Präsident und Arbeiterführer Walesa sprach schon in der Vergangenheit davon, dass die Regierung Kaczynski eine sehr nationale Sichtweise und beschränkte Orientierung in ihrer Außenpolitik an den Tag lege.

Ausstellung

So soll jetzt zwar das Verhältnis zum Nachbarn nicht als Impuls angesehen werden, dennoch würden die Ergebnisse „Bedeutung in der allgemeinen europäischen Diskussion mit unserem westlichen Nachbarn haben“, gab der Kulturminister, Kazimierz Ujazdowski zu verstehen. In Polen stößt derzeit eine Ausstellung in Berlin auf nicht besonders viel Gegenliebe. Organisiert wurde sie vom Bund deutscher Vertriebener. „Erzwungene Wege“ heißt sie, und lässt die Nationalisten in Polen fürchten, Deutschland wolle sich in diesem speziellen Fall gänzlich in die Opferrolle hinein begeben. Auch um dies zu verhindern, wurde wohl das neue Wissenschaftsprojekt von der polnischen Regierung initiiert. Polnische Zivilisten, die die Ausstellung besuchten, konnten nicht in die Kritik ihrer Regierung einstimmen.

So kümmert sich am Ende jeder um seine eigene Sichtweise. Diese Handlungsweise ist legitim. Einzig die Frage steht unbeantwortet im Raum, ob derlei Aktionen wirklich immer den erwünschten Zweck erzielen.


Ähnliche Nachrichten