New York Times legt Maliki Wörter in den Mund
Alexander Trust, den 3. Juni 2006New York Times übersetzt falsch.
Im Zuge der Aufklärungsarbeit um die US-amerikanischen Übergriffe auf Zivilisten im Irak zeigen die berichtenden Medien sich ihrerseits nicht von der Schokoladenseite. Die New York Times ging nicht gewissenhaft genug bei der Übersetzung von Ausführungen des irakischen Regierungschefs Nuri al Maliki vor. Dies gestand die Zeitung nun ein.
Maliki kritisiert die Vorgehensweise der Amerikaner im Irak. Die falsche Übersetzung spitzte jedoch seine Kritik unnötig zu. Statt von Gewalt gegenüber Zivilisten zu schreiben, hatte die Redaktion Maliki das Wort in den Mund gelegt. Man zitierte ihn mit den Worten, die Gewalt im Irak sei zu ein „tägliches Phänomen“. In Wirklichkeit habe er aber gesagt, dass Gewalt „regelmäßig geschieht“, stellte die Zeitung nun richtig.
Zunächst offenbarte die amerikanische Regierung unter George W. Bush relativ zu Beginn ihrer Irak-Offensive Planlosigkeit, dubiose Indizienquellen und Phantasie beim Auslegen von Wahrheiten. Dann machte das amerikanische Militär durch Misshandlungen irakischer Gefangener im Gefängnis von Abu Ghraib von sich reden. Ist jetzt der Punkt erreicht, an dem die Fackel an die Journalisten übergeben wird? Auf jeden Fall scheint mehr Fingerspitzengefühl angebracht.