Interview: Steve Wozniak

sh, den 14. Mai 2007
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Steve Wozniak, Mitgründer von Apple und Tüftler-Genie, nahm sich zum Einjährigen von Macnotes Zeit für ein ausführliches Gespräch. In dem exklusiven Interview verrät er unter anderem, wer seine Vorbilder sind, wie sein Tagesablauf aussieht und was auf seinem iPod zu finden ist.

Matthias Lange:

Nun, wie geht es Dir, Steve?

Steve Wozniak:

Mir geht es sehr gut. Ich bin kaum zu Hause und heute ist einer der Tage, an dem ich es bin…

Matthias Lange:

Okay, das heißt also, dass Du zur Zeit sehr beschäftigt bist?

Steve Wozniak:

Viele Reisen, eine Menge Interviews, Reden, Wohltätigkeits- und Technikveranstaltungen. Also: Ja.

Matthias Lange:

Da Du viel unterwegs bist, denke ich, Du wirst einen iPod dabeihaben. Was ist da momentan drauf?

Mein Musikgeschmack ist ziemlich allgemein. Ich hab ein bisschen klassische Musik und ein wenig Musik von Computerspielen. Ich hab eine Menge Country-Musik und viele Schlagersänger. Diese Singer-Songwriter-Art von Liedern, nicht die großen Künstler und viele davon sind weniger bekannt. Ich hab auch eine Menge Comedy auf meinem iPod, weil ich mir unheimlich gerne Witze anhöre oder einfach nur einen Typen, der interessante Geschichten erzählt. Aber ich höre auch die meisten großen Musikgruppen. Und wo wir gerade bei Musik sind: In den 1980er Jahren gab es zwei US-Festivals mit einer Million Besuchern und jetzt planen wir ein weiteres Festival.

Matthias Lange:

Du unterrichtest auch Kinder. Was ist aus Deiner Sicht für die Kinder von Heute wichtig zu wissen?

Steve Wozniak:

Ich denke, das ist für sich selbst denken zu können und die Dinge in Frage zu stellen, die sie beigebracht bekommen haben. Die Fakten aus Büchern und die Sachen, die sie in der Schule gelernt haben. All diese Dinge sind nicht unbedingt Tatsachen. Fangt an, skeptische Fragen zu stellen und versucht die Wahrheit herauszufinden. Und glaubt nicht, dass jede Sache nur zwei Seiten hat, denn oft gibt es mehrere Wege. Zum Beispiel wuchsen viele Menschen damit auf zu glauben, dass ein Auto wenig Benzin verbrauchen sollte. Andere sagen, der Verbrauch sei völlig egal. Aber dazwischen gibt es vielleicht eine Möglichkeit, den richtigen Tagesverbrauch errechnen zu können. Ich denke auch, Kinder sollten eine Menge Mathematik lernen, denn dieser Bereich ist verbesserungsbedürftig.

Matthias Lange:

Daran angelehnt: Was hältst Du von dem ehrgeizigen „One Laptop per Child“-Projekt?

Steve Wozniak:

Darüber habe ich, wie die meisten Menschen, eine reservierte Meinung. Zuerst dachte ich, es ist nur eine Show, um zu zeigen, dass man einen 100-Dollar-Laptop bauen kann. So etwas zu tun, dass durch die riesigen, riesigen Zahlen extrem ist, ließ mich schlussfolgern, dass Nicholas Negroponte einfach nur angeben und zeigen wollte, dass er so etwas tun kann. Aber hat man das Projekt einmal verstanden, fragt man sich: Wo ist der Markt dafür? Nun, der Markt kann nur in Entwicklungsländern liegen, denn jeder, der bereits einen vollwertigen Laptop hat, wird dieses kleinere Ding, mit dem kleineren Bildschirm wahrscheinlich nicht wollen. Und dann ging mir folgender Gedanke durch den Kopf: Wenn man ihn ankurbeln muss, um ihn zum Laufen zu bringen, dann hat man keinen Strom. Wenn man nicht einmal Strom hat, was hat man dann von einer Tabellenkalkulation für sein Unternehmen? Wie viel Ertragsfähigkeit bekommt man wohl aus solchen Computern heraus? Ich habe mit jemandem vom OLPC-Programm gesprochen, und er meinte, sie geben durchaus zu, dass dieser Computer nicht so viel nütze, aber sie geben den Anreiz, die Infrastruktur ausbauen zu können, um Strom- und Internet-Anschlüsse zu diesen Entwicklungsländern bringen zu können. Mich beschleicht nur das ungute Gefühl, dass riesige Prozesse wie Infrastruktur-Änderungen aus anderen Gründen langsam vorankommen. Daher sehe ich das OLPC-Projekt eher negativ. Ich denke, ein Computer, der die üblichen Tools und die übliche Software verwendet, die weltweit unterstützt werden, wäre ein besserer Ansatz gewesen.

Matthias Lange:

Um ein solches Stück Hardware zu entwickeln, benötigt man viele Ingenieure und viel Wissen. In Deiner kürzlich erschienen Biographie „iWoz“ beschreibst Du Ingenieure als die großartigsten Menschen der Welt. Warum?

Steve Wozniak:

Wenn man etwas entwickelt, wird man komplett auf die Probe gestellt. Entweder es funktioniert oder eben nicht. Dies trifft noch eher auf Entwickler im digitalen Umfeld zu, aber ein Ingenieur muss eine Menge Mathematik aufwenden, um eine Brücke bauen zu können, die hält. Er muss die Materialien auswählen und die Berechnungen überprüfen. Danach hält sie oder sie hält nicht und für mich ist das Wahrheit. Entweder man hat die korrekte Antwort oder man hat sie nicht. Nehmen wir an, Du hast eine Mathearbeit in der Schule. Da gibt es richtige und falsche Antworten, wohingegen eine Buchbesprechung subjektiv ist. Wenn Du also vom Leben auf die Probe gestellt wirst, will man bei allem möglichen und so gut man kann hundert Prozent richtig sein.

Matthias Lange:

Ein Problem mit neuer Technik ist häufig die schwierige Handhabung. Was glaubst Du können Unternehmen tun, um neue Technik für ungeübte Menschen einfacher zu machen? Beispielsweise haben ältere Menschen keine Ahnung, wie sie ein Mobiltelefon bedienen sollen.

Steve Wozniak:

Ich glaube nicht, dass ich irgendwo auf der Welt ein Projekt kenne, das sich dieses Themas annimmt. Im Grunde bedeutet es doch nur, herauszufinden, wie man einen Computer menschlicher machen kann. Wenn man sich mit einer Person unterhält, nimmt man den Ton der Stimme wahr, man sieht den Gesichtsausdruck und weiß, wann man bei einem Thema schneller oder langsamer machen kann oder wenn man das Thema ändern sollte. Und ein Computer kann das noch nicht. Wir wissen nicht wirklich, wie das Gehirn arbeitet oder wie Menschen einander verstehen. Und diese Art von künstlicher Intelligenz ist als Aufgabe für eine Gruppe von Programmierern viel zu groß. Wir machen Fortschritte in diesem Bereich, aber es gibt noch immer kein Gerät, das mich so verstehen kann, wie es ein Mensch könnte. Das menschliche Gehirn kann viele Dinge, die wir bei einem Computer einfach nicht gut realisieren können. Beispielsweise den persönlichen Umgang zweier Menschen. Das würde Computer für uns einfacher machen. Aber ich kenne kein wirkliches Forschungsprojekt, das uns Produkte in dieser Hinsicht bringen könnte. Mit dem frühen Macintosh und Lisa hatte Apple einmal den Ruf von intuitiver Software, aber der verschwand recht schnell. Jetzt folgt man lediglich Standardformeln und so lange man an denen nahe genug dran ist, stimmt alles. Aber man muss nicht mehr versuchen einen besonders guten Job zu machen, um ein Freund des Anwenders zu sein.

Matthias Lange:

Ja, künstliche Intelligenz ist noch in einem Entwicklungsstadium. Aber es geht alles recht schnellt, denke ich.

Steve Wozniak:

Nun, es wird jeweils eine Herausforderung gelöst, aber das menschliche Gehirn kann mehrere Herausforderungen gleichzeitig bearbeiten. Aber dafür hat niemand eine Formel, weil wir nicht vollständig wissen, wie das Gehirn funktioniert. Wir bauen Computer, die einen Prozessor und ein Speichermodul haben. Doch das Gehirn hat mit seinen Neuronen unzählige Prozessoren, und jedes davon ist mit den benachbarten Neuronen verbunden, aber nicht an ein großes Speichermodul, das sich alle teilen. Dieser Prozess funktioniert ganz anders, als das Konzept für Computer.

Matthias Lange:

Es gibt eine große Diskussion darüber, ob sinnvoll ist, das Gehirn nachzuahmen oder ob es nicht besser wäre, einen anderen Ansatz zu finden.

Steve Wozniak:

Ja, und es gab einige gute Projekte zu neuronalen Netzwerken und ähnlichem, aber vielleicht ist dies eines der Dinge, die wir nie richtig verstehen werden.

Matthias Lange:

Wenn Du einen Blick in die Glaskugel wirfst, was wäre Deine Technikvorhersage für die nächsten zwei Jahre?

Steve Wozniak:

Entweder etwas, das aus dem Nichts auftaucht und mit dem wir nicht gerechnet hatten. Vielleicht ist es ein weiteres Google und die Nutzer entdecken es und nutzen es. So etwas ist schwer vorherzusagen. Oder es ist einfach vorhersagbare Technik, die von den bekannten Unternehmen kommt, wie schnellere Prozessoren. Die Produkte die wir nutzen, basieren ja auf den Chips, die verwendet werden. Und die Herstellung dieser Chips ändert sich gerade sehr. Es gibt einige Unternehmen, die lichtbasierte Digitallogik entwickeln. Licht kann also zusammen mit dem Silizium und der Elektronik direkt in den Chip verbaut werden. Und das verspricht Chips die vielleicht ein Hundertfaches schneller laufen, aber keinen Strom für Lüfter oder flüssige Kühlung verbrauchen würden. Und warum würden wir solche Prozessoren haben wollen? Weil wir damit Bilder erzeugen könnten, die den physikalischen Gesetzen tatsächlich folgen, anstatt lediglich eine Simulation zu sein, die versucht realistisch zu wirken. Heutzutage bekommt man einen realistischen Animationsfilm nur dann hin, wenn ein Schauspieler zuvor die Bewegungen abspielt, und dann entsteht der Film indem die Animation den Bewegungen Bild für Bild angepasst wird. Wenn wir aber genügend Prozessorleistung hätten, könnten wir 3D-Bilder im Nu erzeugen, aber das ist nur ein Beispiel. Wir werden auch jede Menge neue Display-Technik erleben. Über organische LED wurde seit fünf Jahren gesprochen, aber jetzt werden sie in einem 20-Zoll-Fernseher verarbeitet. Das Fernsehbild ist wunderbar, bei weniger Stromverbrauch. Ich habe ein Gerät gesehen und es ist umwerfend, wie wunderbar das Bild ist. Ich denke, wir nähern uns auch bestimmten Displays, die biegsam und sehr günstig zu produzieren sein werden. Das wäre also die nahe Zukunft. Ich kann mir auch einen Computer vorstellen, den ich in meiner Hosentasche tragen kann und der in der Leistung meinem Laptop entspricht. Mit dreifarbigen LED wird ein Computerbildschirm auf den Tisch oder an die Wand projiziert und dient als Touchscreen. Es wird mit Lasern gemessen, wo meine Finger sind. Es gibt bereits jetzt schon ein 400 US-Dollar teures Gerät, das gerade mal die Größe eines Salzstreuers hat. Dieses Gerät projiziert eine Tastatur und kommuniziert via Bluetooth mit meinem MacBook Pro. So kann ich auf jedem Tisch sofort losschreiben…

Matthias Lange:

Das klingt nach Star Trek.

Steve Wozniak:

Ja! Es ist ziemlich erstaunlich. Aber wenn dieses Gerät einen Bildschirm projizieren könnte, dann könnte es ein Touchscreen sein. Das wäre klasse! So könnte ich das Äquivalent meines MacBook Pro, vielleicht mit einem kleineren Akku und ohne DVD-Laufwerk haben, aber es wäre gerade einmal so groß wie ein Salzstreuer.

Matthias Lange:

In einem Interview hast Du Dein Leben einmal mit dem Wort „glücklich“ zusammengefasst. Trifft das immer noch zu?

Steve Wozniak:

Aber sicher! Mein Leben ist so glücklich geworden, wie ich es mir als Zehnjähriger vorgestellt habe. In dem Alter hab ich vorausgeschaut und mir gedacht: Ich möchte gut mit Elektronik umgehen können, ich möchte in meinem Leben mit Computern arbeiten. Und ich habe bei weitem übertroffen, was ich mir für mein Leben vorgestellt hatte. Ich wollte Kinder unterrichten und habe für mehrere Jahre als Lehrer in Vollzeit gearbeitet. Ich wollte ein guter Spaßvogel sein, und das wurde ich. Im Gegensatz zu anderen, die die Universität verlassen, musste ich mir nie Gedanken darüber machen, was ich arbeiten soll. Ich wusste immer: Ich mache was mit Elektronik.

Matthias Lange:

Und als die erfolgreiche Person, die Du bist: Hast Du einen Helden oder zu wem schaust Du auf?

Steve Wozniak:

Mein Vater war mein größter Held, wenn es um die persönliche Einstellung oder darum ging, wie man mit anderen umgeht. Er hat uns in der Familie nicht so richtig in eine bestimmte Persönlichkeitsrichtung dirigiert. Er war immer darauf bedacht, uns die Möglichkeiten zu zeigen, die wir haben, und ließ uns dann für uns selbst entscheiden. Er war auch ein toller Techniklehrer. Er hat mir viel über das Lehren und über Kommunikation beigebracht und ich glaube nicht, dass ich jemals so gut darin sein werde, wie er es war. Für mich gab es auch andere Helden, wie Tom Swift, ein fiktiver Charakter. Tom Swift war ein Typ, der zusammen mit seinem Vater, ein Ingenieur, eine Firma hat. Und immer wenn Probleme auftauchten, verschwand er in seinem Labor und löste sie mit seinen eigenen Mitteln und eigenem Denken.

Matthias Lange:

Welche Computer nutzt Du für Deine tägliche Arbeit? Ich vermute Du besitzt mehr als einen.

Steve Wozniak:

Früher hatte ich fünf Computer und das war wirklich toll. Aber es wird mühsam, alle auf einem aktuellen Stand zu halten. Also habe ich sie auf einen reduziert. Jetzt nutze ich nur noch mein voll bepacktes 17 Zoll MacBook Pro. Dazu einen Google-Kalender und ein Tool, das diesen Kalender mit iCal auf meinem Mac synchronisiert. Damit habe ich meinen Online-Kalender auch immer auf meinem iPod dabei. Das ist wirklich praktisch.

Matthias Lange:

Bekommst Du als früherer Apple-Mitarbeiter einen Preisnachlass beim Apple Store?

Steve Wozniak:

Eigentlich bin ich ja noch immer Mitarbeiter, deswegen bekomme ich den üblichen Mitarbeiterrabatt. Bei einem normalen Store sind es zehn Prozent, bei dem Laden in der Firmenzentrale sind es 15. Und dann gibt es natürlich die 25 Prozent Nachlass einmal im Jahr. Aber das nehme ich alles nicht so oft in Anspruch. Ich gehe einfach in einen Laden und bekomme zehn Prozent Rabatt. Das ist schön. Ich könnte Apple anrufen, und fragen: „Könntet Ihr mir was von dem da schicken?“ Und das würden sie wahrscheinlich auch, aber ich möchte kein Insider mit besonderen Vorrechten sein. Ich möchte einfach keine privilegierte Person sein. Die Person, die ich bin, ist nicht der Businesstyp. In den frühen Tagen des Internets – und ich bin sehr früh dabei gewesen – hatte ich das Glück woz.com zu bekommen. Eine Adresse mit nur drei Buchstaben! Aber ich verwende woz.org, weil ich finde, dass ich wirklich keine kommerzielle Person bin. Ich bin ein Non-Profit-, ein Wohltätigkeitstyp.

Matthias Lange:

Wie sieht ein gewöhnlicher Tag oder eine gewöhnliche Woche in Deinem Leben aus?

Steve Wozniak:

Zum jetzigen Zeitpunkt habe ich massenweise unbeantwortete E-Mails und Software-Updates zu erledigen. Ich könnte den gesamten Tag am Computer verbringen! Aber im Schnitt sind es vier bis sechs Stunden, die ich damit verbringe, meine Nachrichten zu lesen, oder mir Artikel und Videos anschaue, die mir Leute schicken. Ich verliere eine Menge Zeit. Aber wenn ich mal etwas freie Zeit habe und das Wetter gut ist, rufe ich vielleicht einen Freund an und wir verabreden uns zum Mittag- oder Abendessen – ich esse eine Mahlzeit am Tag. Oder ich fahre auf meinem Segway in die Stadt und schaue mir einen Film an. Der ist echt praktisch, weil ich nicht die Parkplatzprobleme der großen Autos habe. Mich sprechen auch eine Menge Firmenmenschen an, die ein Start-up gründen wollen oder an meinen Ideen interessiert sind, die fragen, ob ich in ihren Firmenvorstand kommen oder in ihr Unternehmen investieren möchte. Ich bekomme auch häufig Anfragen, ob ich einen Vortrag in einem Verein halten könnte. Und ich versuche, diese kostenfreien Auftritten mit jenen, für die ich auch bezahlt werde, im Gleichgewicht zu halten. Ich bekomme die Möglichkeit Unternehmen kennen zu lernen, die in Bereichen arbeiten, mit denen ich nie auch nur annähernd in Kontakt gekommen bin. Das nächste Mal könnte es sich um Schmuck drehen! Meine Güte, ich glaube, bei einem meiner heutigen Anrufe ging es um einen Schönheitswettbewerb in Las Vegas oder so etwas! Was zum Teufel… ich denke, die haben den falschen Mann erwischt! Aber es ist interessant. Ich lerne so verschiedene Arten von Menschen kennen, die ich sonst nie getroffen hätte. Und alle machen diese großartigen Dinge in ihrem Leben. Ich habe Leute getroffen, die an Integrated Circuit Design oder bei einer Integrated Circuit Firma arbeiten. Ich habe Immobilienmakler getroffen und damit hatte ich noch nie was zu tun. Einmal habe ich einen Online-Schmuckverkauf mitgemacht. Und all diese Leute treffe ich, was einem normalerweise nicht passiert, wenn man nur in einem Bereich des Lebens ausharrt.

Matthias Lange:

Das klingt sehr spannend.

Steve Wozniak:

Ja, es ist ein sehr spannendes Leben. Ich bin viel unterwegs und im Jahr nur 50 Tage zu Hause. Das war für die letzten zwei Jahre der Fall und wird jetzt aber aufhören, weil ich zusammen mit ein paar Apple-Geschäftsführern ein Unternehmen gründen werde. Und dazu werden wir hier demnächst ein Vollzeit-Büro einrichten. Wenn das alles losgeht, werde ich also zu Hause sein, hier in Silicon Valley.

Matthias Lange:

Bevor wir langsam zum Ende kommen: Hast Du eine Lieblingsstadt oder einen Lieblingsort in Deutschland?

Steve Wozniak:

Auf jeden Fall! Eigentlich sind es mehrere Orte, die ich in Deutschland mag. Als ich mit einer olympischen Kajak-Fahrerin verheiratet war, war ich zum Kajakfahren in der Augsburger Gegend. München mag ich wirklich sehr! Ich laufe da gerne herum, weil ich die Anordnung der Stadt und ihre Wohnlichkeit mag. Dann fallen mir noch die modernen Gebäude und die Glasbauten in Frankfurt ein. Da gibt es dieses eine Hotel, das die Form eines Kreises hat. In Berlin hatte ich nicht die Zeit, genügend herumzukommen, um etwas dazu sagen zu können. Aber überall, wo ich in Deutschland war, hat es mir gefallen.

Matthias Lange:

Diese letzte Frage stellen wir unseren Interviewgästen schon aus Tradition: Welche Software möchtest Du auf Deinem Computer keinesfalls vermissen?

Steve Wozniak:

Bei mir wäre das, seltsamerweise, die Eudora-E-Mail-Software.

Matthias Lange:

Oh, immer noch?

Steve Wozniak:

Immer noch. Und weißt Du was, wie lange kann ein Programm bestehen, ohne, dass es vom ursprünglichen Entwickler kommt, und dabei immer unschlagbar sein? Über Eudora gibt es so gut wie keine Beschwerden. Es kommt mit dem größten E-Mail-Aufkommen und den größten Postfächern zurecht. Aber der Hauptgrund ist, nur bei Eudora kann ich mit allem und aus jedem Menü heraus einen Button für die Buttonleiste erzeugen. Ich hab also in der Seitenleiste von Eudora Buttons, und ich kann zum Beispiel diesen Button klicken und er verschiebt diese E-Mail in einen anderen Ordner. Andere Buttons sind mit kleinen Apple Scripts verknüpft. Damit kann ich zum Beispiel auf eine E-Mail antworten und gleichzeitig eine Kopie an meine Assistentin schicken – mit nur einem Klick. Ich wünschte nur, jedes einzelne Programm auf dem Mac könnte das. Es spart einfach Zeit und Arbeit und Apples Mail hat dieses Feature einfach nicht.

Matthias Lange:

Steve, wir müssen zum Ende kommen. Vielen Dank für Deine Zeit, wir wissen es wirklich zu schätzen, dass Du heute für uns verfügbar warst. Wir wünschen Dir für Deine Pläne alles Gute und danken Dir für dieses Interview.

Steve Wozniak:

Okay, ihr könnt jederzeit anrufen. Bye!


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