Mütter nach Elternabenden: „Hysterisch, kopflos, aktionistisch“?
Alexander Trust, den 13. Februar 2015Popkulturisten aus Berlin – gibt’s die außerhalb überhaupt? – wie Christian Brandes stellen oft Vergleiche an, um lustig zu sein. Im aktuellen Fall vergleicht Brandes Unternehmen im Auge eines Shitstorms mit Müttern nach Elternabenden: sie seien hysterisch, handelten kopflos und aktionistisch.
Ryan Air muss sich offenbar keinen Shitstorm gefallen lassen. Wayne interessiert’s. Übertreibung: Ein Shitstorm ist Etwas, von dem man nicht weiß, ob der Begriff von Popkultur-Päpsten wie Brandes nur erfunden wurde, um darüber reden zu können, weil sie sonst nichts haben, oder ob sie ihn erfunden haben, damit man Außenseiter stigmatisieren kann, wenn diese noch keinen hatten. Übertreibung Ende. In Wirklichkeit gefällt mir der Begriff gut, da er hilft ein Phänomen unserer Zeit zu beschreiben. Die übrigen Zuschreibungen geschehen aber trotzdem immer mal wieder.
Kein Shitstorm bei Ryan Air
Nun hat die Social-Media-Abteilung bei Ryan Air klug auf eine vermeintliche Penis-Zeichnung im Schnee von ihren Bodenmitarbeitern reagiert, über die sich jemand beschwert haben soll. Während Brandes das Verhalten von Ryan Air loben will, stellt er selbst krude Vergleiche an, die vor allem Frauen schlecht dastehen lassen. Nun bin ich kein Feminist, hab selbst schon von der Mädchenmannschaft Argumente um die Ohren gehauen bekommen, als diese sich über Werbung von Sky echauffierte.
„Unternehmen im Shitstorm verhalten sich oft wie Mütter nach dem Elternabend: Hysterisch, kopflos, aktionistisch.“
Christian Brandes
3,5 Millionen kostet laut Brandes das Programm, das Unternehmen normalerweise in so einem Fall anwenden. Seinen Humor in die Tonne gekloppt, sollte man ihn lieber fragen, wie weit her es mit seinem betriebswirtschaftlichen Wissen bestellt ist. Brandes ist aber soooooo global im Denken, dass er sich rausnimmt für 99 Prozent aller Unternehmen zu skizzieren, sie würden eine Frau in den Vorstand berufen, um sich damit aus dem Shitstorm quasi freizukaufen. Das wird weder Unternehmen, noch Frauen in Vorständen gerecht, aber es ist ja sooooooo lustig. #nicht
Aber besonders muss man sich fragen, woher Brandes wissen will, wie Mütter nach Elternabenden reagieren? Musste er ihnen so oft beiwohnen und hat die Reaktionen von Müttern erleben können? Gibt es (fast) keine Männer auf Elternabenden in Berlin? Natürlich ist ja alles immer nur ein Spaß und deshalb wird Brandes das auch genauso erklären, oder nicht.
Der Vergleich von Brandes zeigt nur, dass er sich zu wenig Zeit lässt und nicht fair mit seiner Umwelt umgeht. Denn gute Vergleiche sind nicht die, die am meisten Dreck über anderen auskippen, sondern solche, die plakativ die Realität abbilden. Ich bezweifle stark, dass der Popkulturist sich darüber Gedanken macht, weil solche wie er ja in einer eigenen, anderen Welt leben. Aber wir sollten es tun.