Nähkästchen #5: Früher war alles anders…
Alexander Trust, den 31. Januar 2015So kurz nach dem vierten Nähkästchen mit Hinweisen auf die Zusammenarbeit bei Macnotes mit PR- und Marketing-Mitarbeitern, die vereinzelt zu viel Druck bedeutet, folgt bereits der nächste Bericht. Thema ist dieses Mal der Wandel der Belegschaft, und was für Folgen sich daraus für die Inhalte auf Macnotes ergeben haben, in erster Linie in Bezug auf Live-Berichterstattung und Amerika-Aufenthalte.
Bei meinen Aufräumarbeiten stoße ich vor allem in der Anfangszeit von Macnotes häufig auf umfangreiche Tests von iPhones, die die Redaktionsmitglieder sich in den USA besorgt haben, noch ehe es sie in Deutschland zu kaufen gab. Dazu gibt es Berichte von Messen wie der WWDC, ebenfalls in den USA, und anderen Events in Europa, Paris und anderswo. Oft war Macnotes vor Ort. Heute sind wir das nicht mehr. Es stellt sich für mich die Frage nach dem Warum.
Verkauf von Macnotes und Kommerzialisierung
Einerseits begann mit dem Verkauf von Macnotes im Juni 2008 durch die Gründer an Fliks die Kommerzialisierung erst richtig. Schon davor hatten die Besitzer um Hendrik Werbung angeboten und Sponsoren gefunden. Doch das war etwas Anderes und wer weiß, dass der Gründer Jura studierte, dies gerne tat und heute als Anwalt praktiziert, weil er nicht die Idee verfolgte, Verleger eines Online-Magazins zu werden, der kann den Verkauf des Magazins im Jahr 2008 durchaus nachvollziehen.
„Jeder“ kann Apple live sehen
Ab dann begann aber die Rechnerei, oder? Klar gab es mit der Übernahme durch Fliks mal eine Diskussion, ob gewisse Dinge „wirtschaftlich“ seien, so erinnere ich mich an Gespräche, in denen ich dazu angehalten wurde, Testberichte nicht zu ausführlich zu schreiben (weil ich per Wort bezahlt wurde). Doch selbst unter Fliks gab es noch einmal einen USA-Aufenthalt.
Dann hat aber Apple selbst dazu beigetragen, dass sich eine Vor-Ort-Berichterstattung nicht mehr lohnte: Denn mit den Jahren verbesserte sich die Liefersituation der Produkte – mittlerweile bekommen wir in Deutschland zeitgleich mit den Amerikanern iPhones, iPads und Macs. Also gibt es keinen Vorteil mehr, wenn man in die USA reist, um Geräte früher zu erstehen. Dazu kommt, dass die „Keynotes“ jeder im Internet live verfolgen kann. Wir könnten unseren Lesern also nicht viel mehr erzählen, was sie nicht sowieso schon wüssten.
Engagement allein reicht nicht immer
Man kann also nicht in jedem Fall sagen, dass die „Gründer“ von Macnotes deutlich engagierter waren und mit der Kommerzialisierung alles schlechter wurde. Das sage ich, weil ich selbst schon jahrelang täglich Stunden Zeit in das Projekt investiere und hier und dort selbst Geld beigesteuert habe, z. B. indem ich Tickets und Fahrtkosten für manchen CeBit-Besuch bezahlt habe, weil er sonst vielleicht nicht passiert wäre. Vor diesem Hintergrund ist mir persönlich aufgefallen, dass die Gründer von Macnotes eine sehr „exklusive“ Lebenssituation gehabt haben müssen oder anonyme Sponsoren, wenn sie Amerika-Aufenthalte und viele Messe-Besuche jenseits des Atlantiks und innerhalb Europas noch als Studenten in schöner Regelmäßigkeit haben durchführen können. An dieser Stelle spricht kein Neid, weil ich gar keine Amerika-Affinität habe (und selbst schon mal in Kanada war), sondern vielmehr ist dies ein Versuch der Erklärung für mich selbst, und für manchen Leser, warum Geld manchmal doch Dinge bewegen kann und Engagement alleine nicht ausreicht. Wenn unser Budget es in Zukunft hergibt, werden wir auch wieder mehr Vor-Ort-Berichte präsentieren, aber bis dahin ist noch ein Stück Weg zu gehen.
Weitere Teile der Reihe Nähkästchen
- Nähkästchen #7: Schubladen, Vorurteile und Trolle
- Nähkästchen #6: Garstiges
- Nähkästchen #4: Von der Unabhängigkeit, dem Umgang mit Marketing-Max und seinen Repressalien
- Nähkästchen #3: Wenn HTML und CSS ein Problem werden und gleichzeitig die Lösung sein können
- Nähkästchen #2: Budgets, motivatorische Effekte und deren Folgen
- Nähkästchen #1: Mitarbeitersituation, Altlasten 3GStore und Co.