iPhone 5/5s: Telefonieren nicht möglich
Alexander Trust, den 17. Februar 2014Unter bestimmten Umständen kann das Telefonieren mit einem iPhone 5 oder 5s unmöglich werden – und das, obwohl theoretisch Netz vorhanden ist. Nur das iPhone möchte es nicht nutzen. Unser Leser Kilian hat eben jenes Problem – zuständig dafür fühlt sich aber niemand.
Nur ins beste Netz
iPhone 5 sowie 5c und 5s sind in der Lage, im LTE-Netz zu funken, wobei iPhone 5 in Deutschland auf das D-Netz der Telekom beschränkt ist. Was zur Verfügung steht, liest das Apple-Smartphone von der SIM-Karte ab und versucht sich stets im besten, verfügbaren Netz einzuwählen, wobei das „beste“ Netz das schnellste ist, nicht das mit der höchsten Feldstärke. Mit anderen Worten: Existieren alle gängigen Standards (LTE, UMTS und EDGE) versucht das iPhone die LTE-Verbindung zu halten, auch wenn UMTS oder gar EDGE sinnvoller wäre, weil die Feldstärke ein Vielfaches höher ist.
EDGE erzwingen nicht möglich
Hat man eine SIM-Karte, die LTE nicht unterstützt oder im Fall des iPhone 5 eine außerhalb des Telekom-Netzes, steht LTE nicht zur Verfügung. Das iPhone 5(s) benimmt sich in der Folge so wie früher: UMTS ist der höchste Mobilfunkstandard und auf Wunsch kann 3G abgeschaltet werden, sodass man im EDGE-Netz landet. Steht aber generell LTE zur Verfügung, bietet das iPhone genau diese Wahl nicht mehr an. Deaktiviert werden kann immer nur der höchste unterstützte Standard. Wenn das LTE ist, kann man auf diese Weise also UMTS erzwingen, aber nicht mehr EDGE.
Telefonieren ggf. unmöglich
Wer wie unser Leser Kilian den Jackpot gezogen hat und zwar alle drei Netze in Reichweite sind, aber die Wände der Altbauwohnung alles oberhalb von EDGE verhindern, schaut in die Röhre. Da das iPhone ein LTE- und UMTS-Netz wahrnimmt, wird eins der beiden verwendet (im Fall der Telekom ist es netzseitig so eingestellt, dass LTE niemals zum Telefonieren verwendet wird). Die Feldstärke ist in seiner Altbauwohnung in Berlin-Steglitz aber so gering, dass Telefonieren quasi nicht möglich ist, Verbindungsabbrüche sind die Folge. Die Lösung wäre ein Erzwingen von EDGE, denn das iPhone 5 mit einer Vodafone-Karte funktioniert tadellos nach Deaktivierung von 3G.
o2: Apple ist schuld
Besagte iPhones wurden bei o2 im Rahmen des Angebots „o2 My Handy“ erworben, das iPhone 5 am 21.11.2012. o2 fühlt sich als Ansprechpartner jedoch unschuldig, weil das iPhone an sich funktioniert. Apple schob das Problem zunächst auf den Netzbetreiber, hat seine Meinung inzwischen aber geändert. Vom Kaufvertrag zurücktreten ist für o2 ebenfalls keine wirkliche Option – hierfür müsse ein kostenintensives Gutachten her oder wahlweise eine offizielle Stellungnahme von Apple.
Apple: Gewolltes Verhalten, kein Defekt
Der Apple Store zeigte sich kulanter und hat, um nichts unversucht zu lassen, das Gerät zweimal ausgetauscht, was das Problem jedoch nicht behob. Man vertröstete zudem darauf, dass eines der folgenden iOS-Updates Abhilfe schaffen könnte – dem war jedoch nicht so: Sowohl iOS 6 als auch iOS 7 weisen identische Verhaltensmuster auf. Am Telefon bei der Apple-Care-Hotline hieß es schließlich, dass es sich bei der Auswahl des Netzes um ein „erwartbares Verhalten“ handelt und man nicht beabsichtige, dieses in Zukunft zu ändern. Weitere Informationen könne man über die Apple-Zentrale für Europa erhalten. Beide abgeschickte Briefe blieben bislang unbeantwortet. (Nebenbei bemerkt können wir diese Nicht-Reaktion von Apple, egal zu welchem Thema, aus eigener Erfahrung mehr als bestätigen.)
iOS 7: Keine Lösung ohne Jailbreak
Unter iOS 6 hat es noch eine Lösung für oben beschriebenes Problem gegeben, die ohne Jailbreak auskommt. Man kann mit einem kleinen Tool das Netzbetreiberlogo ändern. Das Tool gibt eine Datei mit der Endung .ipcc heraus, die Eckdaten zum Netzbetreiber beinhaltet. Diese konnte man mit einem Editor manipulieren und so beispielsweise LTE deaktivieren, was die Option UMTS zu deaktivieren sichtbar macht und folglich das Problem behoben hätte. In iOS 7 ist dies nicht mehr möglich, weil die Netzbetreibereinstellungen digital signiert werden müssen, damit sie angenommen werden. Jegliche Modifikation macht die Signatur ungültig, ergo bleibt allenfalls der Weg über einen Jailbreak, der jedoch mit viel Aufwand, besonders bei iOS-Updates, verbunden ist.