iPhone 5: Verhandlungen mit China Mobile dauern an
nw, den 6. Dezember 2012Das Apple iPhone 5 wird ab morgen auf über 100 Märkten weltweit erhältlich sein, nur eine Lücke, eine große Lücke, besteht nach wie vor in China. Zwar erhielt Apple erst unlängst eine Freigabe für das iPhone 5 durch die chinesischen Behörden, sodass es ab dem 14. Dezember 2012 im Handel stehen soll, jedoch kommt Apple mit der inzwischen fünften iPhone-Generation vorerst nicht für Kunden von China Mobile.
Mit etwas mehr als 703 Millionen Vertragskunden ist China Mobile der weltweit größte Mobilfunkanbieter auf dem wahrscheinlich größten Smartphone-Markt der Welt. China Mobile ist insgesamt größer als der zweit- (Vodafone) und drittgrößte Mobilefunkanbieter (America Movil) zusammen, was in nicht zuletzt zu einem mächtigen Verhandlungspartner macht. In China kommt vorerst der gebeutelte Handy-Hersteller Nokia mit dem Lumia 920T und Windows Phone 8 zum Zug. Offiziellen Angaben zufolge, werde das Nokia-Smartphone am Ende des Jahres für umgerechnet etwa 560 Euro (4599 Yuan) auf dem chinesischen Markt von China Mobile vertrieben werden. Apple kommt in dieser Konstellation vorerst nicht vor.
iPhone: Inkompatibler Netzstandard tatsächlich das Problem?
„Technology is not a problem, [it’s] mainly about business model and benefit-sharing issues”
Li Yue (CEO bei China Mobile)
Lange Zeit begründete man das Fehlen des iPhone mit einer inkompatiblen UMTS-Netzwerktechnik (TD-SCDMA), die auf europäischen und amerikanischen Märkten nicht üblich sind, sondern nur GSM- und dem vor allem in den USA populären CDMA-Standard. Beispielsweise waren vorhergehende iPhones zwar bei China Unicom und China Telecome erhältlich, aber aufgrund des fehlenden 3G-Moduls meist nur sehr limitiert. In vielen Modellbezeichnungen, wie zum Beispiel dem Nokia Lumia 920, kommt daher am Ende das „T“ für ausgeschrieben TD-SCDMA vor.
Offenbar scheinen Kompatibilitätsprobleme inzwischen nicht mehr das Problem zu sein, zumindest leitete Li Yue, seines Zeichen CEO von China Mobile, ein Interview auf der China Mobile Worldwide Developer Conference 2012 in eine andere Richtung. Das iPhone 5 wird als erstes iPhone auch den TD-SCDMA-Standard unterstützen, wodurch es es für China Mobile interessant werden würde. Übersetzt in Normaldeutsch sagte Li nichts anderes, als dass man sich immer noch nicht einig ist über die Anzahl der Bestellungen, den Preis, den Subventiontsbetrag sowie die Gewinnbeteiligung. Apple ist eines der wenigen Unternehmen, die am iPhone-Vertrag selbst richtig mitverdienen, selbst am Vertrag gibt es eine prozentuale Beteiligung. Auch für viele Mobilfunkunternehmen diktierte Apple quasi unausweichliche Konditionen, um auf dem Hype mitzuschwimmen, schließlich versucht am Ende jedes Unternehmen bestmöglich aufgestellt zu sein. China Mobile wird deswegen eine ganz besondere Herausforderung für den Konzern aus Cupertino sein.
Li Yue scheint das sehr pragmatisch zu sehen. Unter Druck setzen lassen muss sich das Unternehmen nicht, denn z. B. im Jahr 2010 erzielte das Unternehmen einen Rekordgewinn von 11,6 Milliarden US-Dollar (Umsatz: 72 Milliarden US-Dollar). Am Ende ist es auch nicht so, dass das iPhone 5 in China zu einem Stück unbrauchbarer Technik werden würde. Im 2G-Betrieb lässt sich damit auch im Netz von China Mobile telefonieren, nur die 3G-Datennutzung fällt außerhalb von WiFi-Hotspots aus. Schätzungen zufolge sollen bereits mehr als 100.000 Vorbestellungen für das iPhone 5 bei China Unicom eingegangen sein.
Apple-Aktie auf Tiefkurs
Inzwischen sorgte an der Börse die Apple-Aktie für Furore, als sie innerhalb eines Handelstages um 6 Prozent auf 538,79 US-Dollar fiel. Das war mit 37,05 US-Dollar nicht nur ein gewaltiger Abwärtslauf, sondern zuletzt am 17. Dezember 2008 so massiv nach unten fiel. Ob das nun mit den nach wie vor offenen Verhandlungen mit China Mobile verknüpft werden kann, bleibt wie immer fragwürdig, zumal sich iPad mini, iPad und iPhone 5 auch in Amerika verkaufen wie geschnitten Brot.
via Unwired View (engl.)