Ehemaliger Apple-Mitarbeiter überzeugt: Höhepunkt bei iPhone- und iPad-Hersteller erreicht

Alexander Trust, den 7. November 2012
iPhone 5 Kamera
iPhone 5 Kamera, Quelle: Apple

Ein ehemaliger Apple-Mitarbeiter hat für die britische Zeitung „The Guardian“ nun einen Meinungsbeitrag veröffentlicht, in dem er angibt, Apple hätte den Zenit erreicht und würde in den kommenden Jahren einen langsamen Abstieg erleben.

Wenn Mitarbeiter bei einer Firma beschäftigt sind, sprechen sie meist positiv über den Arbeitgeber. Haben sie diesen Status einmal verlassen, gibt es immer mal wieder auch negative Einschätzungen zur ehemaligen Firma zu lesen. Nun ist im Guardian in einem Meinungsbeitrag von Dan Crow zu lesen, dass Apple den Höhepunkt erreicht habe und fortan nie wieder an selbigen anknüpfen wird können.

Dan Crow unterrichtet die Leser zunächst, dass er in den späten 1990er Jahren vier Jahre als Softwareingenieur und technischer Direktor bei Apple beschäftigt war. Er hat auch 5 Jahre für Google gearbeitet, wie er ebenfalls anmerkt.

Fähige Leute

Crow versucht seine eigene Meinung im Verlauf seines Beitrags zu begründen, findet aber teils sehr drastische Worte, umgekehrt allerdings ebenso sehr wohlwollende. Beispielsweise spricht Crow davon, dass Apple einige der talentiertesten Designer und Ingenieure beschäftige. Apples Erfolgsgeschichte sei grundsätzlich nicht vorbei, nur ab jetzt ginge es langsam bergab.

„The story of Apple Incorporated is far from over. (…) It employs many of the most talented designers and engineers on the planet. But I think Apple has peaked and the story of the next few years will be one of a slow but real decline.“
Dan Crow

Oder doch nicht?

Während Crow also Teile der Belegschaft (Ingenieure, Designer) lobt, geht er mit anderen Leuten stärker ins Gericht. Subtil wirft er dem neuen Management unter Tim Cook Versagen vor, formuliert er doch, dass Apple ernste strukturelle Fehler („serious structural faults“) begangen hat.

An dieser Stelle kann man Giles Turnbull von den Kollegen von Cult of Mac zitieren, der davon ausgeht, dass Crow gerade die jüngsten Veränderungen ans Apples Firmenspitze bei seiner Argumentation unberücksichtigt lässt.

„I don’t think Crow makes sufficient allowance for the recent changes at the top (…). These changes are very new, and could bring about substantial changes to Apple as a company, and its line of products. We need to allow some time for that to happen.“
Giles Turnbull

Der ehemalige Apple-Mitarbeiter Crow merkt auch das Maps-Debakel an, an dessen Ende die Entlassung von Scott Forstall stand. Ebenfalls negativ legt er Apple aus, dass man das iPad der 4ten Generation zu schnell nach dem Release des Retina-iPad auf den Markt gebracht habe.

Einschätzung

Das Urteil von Crow kommt für mich zu früh, gerade da z. B. China als Markt noch nicht erschlossen ist, und auch vor dem Hintergrund, dass es hieß, Apple habe noch mit Steve Jobs zusammen Ideen für die „kommenden Jahre“ ausgearbeitet, als dieser noch lebte.

Apple bieten sich darüber hinaus noch einige Chancen. Apple schaffte es, mit dem iPod und iTunes die digitale Musikwelt zu emanzipieren. Wenn dieses Kunststück auch mit Film und Fernsehen gelänge, würde man abermals einen zuvor eingeschlafenen Markt als neuen Wachstumssektor kreieren. Gerüchte über einen eigenen Fernseher von Apple, oder zumindest weitreichendere Veränderungen bei Apple TV stehen schon lange im Raum.

Meiner Meinung nach ist ebenfalls das Potenzial von Apple-Computern und iOS-Devices als Spieleplattform noch lange nicht ausgeschöpft, da Apple manche Entscheidungen in diesem Bereich leider nur stiefmütterlich angegangen hat. Möglichkeiten gibt es viele. Doch dazu muss beispielsweise Apples Game Center wesentlich mehr zur Aktivität der Nutzer einladen.

Nicht vergessen darf man das Potenzial im Bereich von Cloud-Services. Apple hat an dieser Stelle bislang vor allem Endkunden im Blick gehabt, könnte sich aber genauso in den Bereich von Unternehmen bewegen, wenn es die richtigen Services anböte.

Die Zukunft von Apple bleibt spannend, ich bin geneigt zu sagen, dass der Zenit noch nicht erreicht ist.


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