Maps-Gate: Scott Forstall wollte sich offenbar nicht entschuldigen

Alexander Trust, den 30. Oktober 2012
Airfield Park in Apple Maps in Dundrum, Dublin
Airfield Park in Apple Maps in Dundrum, Dublin

Gestern veröffentlichte Apple eine Pressemeldung, in der man auf strukturelle Maßnahmen innerhalb der Firma aus Cupertino hinwies. Während Personen wie Jony Ivy mehr Kompetenzen erhalten, müssen Scott Forstall sowie John Browett die Firma verlassen. Nur wenige Stunden später häufen sich Spekulationen über den Grund für Forstalls Ausscheiden: Er soll über Apple Maps gestolpert sein.

Ende September wendet sich Tim Cook in einem offenen Brief an alle Apple-Kunden und entschuldigt sich dafür, dass Apple Maps nicht den Qualitätsstandards entspricht, die man vom Hersteller gewohnt sei. Wie nun aus verschiedenen Quellen berichtet wird, wollte seinerzeit Scott Forstall ein öffentliches Entschuldigungsschreiben nicht mit seiner Unterschrift versehen.
Die Quittung folgt nun mit der baldigen Entlassung. Schon kommendes Jahr wird er Apple verlassen, wie gestern bekannt wurde.

Erica Ogg von GigaOm ist sich, wie viele Kollegen, einig darüber, dass die Pressemitteilung Apples auch in der Art und Weise, wie sie die Dinge vortrug, einen eindeutigen Fingerzeig gab. Beispielsweise sind weder Forstall noch John Browett in der Hauptsache genannt worden, sondern eher unter ferner liefen. Darüber hinaus ist die Meldung eigentlich diejenige, dass Apple die Zusammenarbeit verbessern möchte. Dies lässt den Schluss zu, dass Scott Forstall an dieser Stelle gebremst haben mag.
Darüber hinaus betont Ogg, dass die kommende Entlassung Forstalls auch ein Zeichen für Tim Cooks Stärke sei. Er sei sich nicht zu schade, Apple nach dem Tod von Steve Jobs neu zu gestalten, wie er es für richtig hält. Immerhin sei Scott Forstall von Steve Jobs noch zu dessen Lebzeiten Anfang der 1990er Jahre als potenzieller Nachfolger für die Rolle des CEO vorgeschlagen worden.

Maps-Gate

Das Maps-Debakel zum Start von iOS 6 hat Scott Forstall als ehemaliger Senior Vice President des Bereichs iOS Software ganz allein zu verantworten. Schließlich besiegelt haben soll Forstall sein Schicksal allerdings, als er sich nicht öffentlich für das Maps-Fiasko entschuldigen wollte. Das jedenfalls berichtet CNN-Autor Adam Lashinsky.

„I also heard that Forstall refused to sign the letter apologizing for the mapping fiasco, sealing his fate at Apple.“
Adam Lashinsky

Auch das Wall Street Journal bemüht „Personen, die mit der Sache vertraut sind“, und gibt deren Inhalte in Form indirekter Rede wieder, zitiert diese aber nicht direkt. Diesem Personenkreis zufolge sei Forstall wenig kooperativ gewesen, und die Spannungen wurden zuletzt immer größer, da sein Mentor und Mediator Steve Jobs im letzten Jahr verstarb. Forstall wollte das Maps-Problem eher aussitzen und nicht in Form einer öffentlichen Entschuldigung auf die Kritik von außen reagieren. Forstall soll die Kritik als übertrieben empfunden haben, heißt es ergänzend in der New York Times, die gleichsam wohl auf denselben Personenkreis verweist, von dem die Informationen stammen sollen.

„After an outcry among iPhone customers about bugs in the company’s new mobile maps service, Mr. Forstall refused to sign a public apology over the matter, dismissing the problems as exaggerated, according to people with knowledge of the situation who declined to be named discussing confidential matters.“
The New York Times

Ein Bericht von Chris Ziegler von The Verge schlägt dieselben Saiten an, auch dort liest man, dass Forstall die Kritik an der Maps-App für unverhältnismäßig hielt. Gleichzeitig wird angemerkt, dass die meisten Gegner von Forstall vor allem aus der Führungsetage stammten.

Als Randnotiz sei noch die Beobachtung Seth Weintraubs erwähnt, der feststellt, dass während des letzten Special Events Scott Forstall lediglich als Zuschauer im Saal war und nicht wie zuletzt regelmäßig selbst etwas auf der Bühne präsentierte.

Wie reagiert die Börse?

Da Apple die Pressemeldung erst nach Börsenschluss in den USA veröffentlichte, ist noch kein Effekt auf die eigene Aktie (AAPL) festzustellen. Es bleibt spannend, zu sehen, wie der Markt heute auf die Entscheidungen bei Apple reagieren wird.


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